Startseite  
   

28.03.2024

 

 

Like uns auf Facebook

Folge uns auf Twitter

 


 

Werbung


Vorherigen Artikel lesen Nächsten Artikel lesen

 

125 Jahre Skoda

Die Armee konnte ihn nicht durchsetzen

Mit dem kompakten Typ 998 präsentierte Skoda 1962 ein wendiges und kompaktes Spezialfahrzeug für den Einsatz im Landwirtschafts- und Forstbetrieb sowie für das Heer.

Auf Testfahrten im Gelände konnte es zwar vollends überzeugen, in Serie ging der „Agromobil“ genannte Pritschenwagen trotzdem nie. Heute gehört eines der insgesamt 13 produzierten Fahrzeuge des Typ 998 zum Fahrzeugbestand des Skoda-Museums in Mlada Boleslav.

Fahrzeuge des Unternehmens Laurin & Klement (später Skoda) waren immer auch vielseitig einsetzbar, wie die Motorräder aus den Anfangstagen, die auch kleinere landwirtschaftliche Aggregate antreiben konnten. Der kurze Lederriemen zum Hinterrad wurde dafür durch einen längeren ersetzt, über den dann eine stationäre Maschine angetrieben wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörten auch Stromaggregate zum Produktportfolio des Unternehmens, ab 1912 auch Motorpflüge. Beim späteren Skoda-Mutterkonzern in Pilsen entstanden Traktoren und Landmaschinen mit dem geflügelten Pfeil als Markenzeichen.

Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre fehlte es an kompakten, wendigen, leichten und damit vielseitig einsetzbaren Geländefahrzeugen. Daher fragte das Landwirtschaftsministerium in Mladá Boleslav nach einem Modell, das den Anforderungen der Agrar- und Forstwirtschaft entspräche und darüber hinaus auch im Tagebau einsetzbar wäre. Außerdem sollte es sich für die Armee eignen. In den Zeiten des Kalten Krieges war das oftmals eine Zusatzbedingung oder gar Grundvoraussetzung. Und so trugen damals viele militärische Projekte zivile Decknamen. So entstand die Idee für die Entwicklung des Typ 998 Agromobil, die im Januar 1961 bei Skoda begann.

Dabei arbeitete der damals AZNP (Automobilové závody národní podnik. Auf Deutsch: Staatsbetrieb Automobilwerke) genannte Automobilhersteller mit dem Unternehmen Česká zbrojovka Strakonice zusammen, einem Produzenten von Handfeuerwaffen, Fahrrädern und Motorrädern der Marke ČZ. Das neue Modell sollte dort gefertigt werden, da die Kapazitäten von AZNP bereits ausgelastet waren. Die drei Prototypen des 998 entstanden allerdings in Mladá Boleslav und nutzen zahlreiche Komponenten der Serienmodelle von Skoda.

Übergeordnetes Prinzip bei der Konzeption des Agromobils war der Grundsatz „Form follows function“. Das kompakte Fahrzeug war 3,47 Meter kurz und 1,70 Meter breit und besaß eine selbsttragende Karosserie mit Pritschenaufbau, den ebenso eine Plane abdeckte wie die Kabine für den Fahrer und Beifahrer. Die Ladekante der 1,98 Meter langen und 1,59 Meter breiten Ladefläche lag nur 70 Zentimeter über der Fahrbahn. In Kombination mit dem 1,24 Meter hohen Verdeck ergab sich so ein 3,9 Kubikmeter großer Frachtraum, der sich gut beladen ließ. Wahlweise konnten auf zwei längs angeordneten Bänken auch bis zu acht Personen Platz nehmen. Mit Fahrer und Beifahrer bot der Typ 998 in dieser Konfiguration Platz für bis zu zehn Personen.

Zu den Besonderheiten des Geländefahrzeugs zählte die ungeteilte Windschutzscheibe: Sie ließ sich nach vorne umklappen. Damit sank die Fahrzeughöhe des Agromobils von 1,94 auf 1,41 Meter– optimal für Fahrten durch den Wald oder den Transport im Flugzeug. Die sehr guten Offroad-Eigenschaften ergaben sich vor allem durch den Radstand von nur 1,90 Meter und die kurzen Karosserieüberhänge, die vorne wie hinten einen nahezu identischen Böschungswinkel von fast 45 Grad ermöglichten. Eine großzügig dimensionierte Bodenfreiheit von 290 Millimetern bei leerem Fahrzeug und 230 Millimetern bei voller Zuladung trug ebenfalls zur Geländegängigkeit bei. Die einzeln aufgehängten Räder wurden vorne von Trapez-Querlenkern geführt, an der Hinterachse griff man auf Schlepplenker mit einer Drehstabfederung zurück.

Den Antrieb übernahm ein wassergekühlter Reihen-Vierzylinder mit OHV-Ventilsteuerung. Er stammte aus dem Skoda 1202, dem populären und von 1961 bis 1973 gebauten Stationwagon, und war längs hinter der Vorderachse zwischen Fahrer- und Beifahrersitz eingebaut. Aus einem Hubraum von 1221 ccm schöpfte er 45 PS (33 kW). Ein Vier-Gang-Getriebe leitete die Kraft über ein angeflanschtes Reduktionsgetriebe an die Hinterachse mit Sperrdifferenzial sowie bei Bedarf auch an die zuschaltbaren und ebenfalls sperrbaren Vorderräder. Neben der Straßenuntersetzung von 1:1,30 gab es auch einen Geländemodus mit einer Untersetzung von 1:2,28. Über eine Zapfwelle im Heck konnte das Agromobil zudem Geräte antreiben. Das Leergewicht von 936 Kilogramm lag zu 46 Prozent auf der Hinterachse. Bei voller Beladung durfte der Typ 998 bis zu 1736 Kilogramm wiegen, dann verteilten sich 56 Prozent des Gesamtgewichts auf die hinteren Räder vom Format 6,00-16.

Von den zunächst gebauten drei Prototypen gingen zwei Exemplare zu ČZ an den geplanten Produktionsstandort in Strakonice, das dritte Agromobil blieb in Mladá Boleslav und wurde dort einem harten Praxistest unterzogen. In nur 79 Tagen legte es eine Distanz von bemerkenswerten 29.953 Kilometern zurück und wurde dabei mit einer Höchstgeschwindigkeit von 89 km/h gemessen – völlig ausreichend für ein Fahrzeug dieser Bauart.

Als Nagelprobe erwies sich ein Vergleichstest einer militärischen Prüfstelle, für die weitere zehn Exemplare des Typ 998 gebaut wurden. Die Prüfstelle bewertete die Geländegängigkeit als gut. Der Skoda übertraf auch den sowjetischen GAZ 69, der seinerzeit als Standardfahrzeug der Armeen des Warschauer Pakts diente. Die Gründe für den nie erfolgten Anlauf der Serienproduktion des Typ 998 sind vor allem in der Planwirtschaft und dem fehlenden Einfluss der tschechoslowakischen Armee zu suchen.

Der breiten Öffentlichkeit wurde der Pritschen-Frontlenker erst am 29. Januar 1965 bekannt: An diesem Freitag feierte das tschechoslowakische Musical „Kdyby tisíc klarinetů“ („Wenn bloß Tausend Klarinetten“) Premiere. In einer Szene dieses Antikriegsfilms verfolgt ein Militärkommando mit zwei Exemplaren des Agromobils einen pazifistischen Deserteur. Der damals 26 Jahre alte Hauptdarsteller Jiří Menzel bewies wenig später auch als Regisseur sein großes Talent: 1968 erhielt seine Komödie „Liebe nach Fahrplan“ (deutscher Fernsehtitel: „Scharf beobachtete Züge“) den Oscar als bester ausländischer Film.

Einer der drei Prototypen des Agromobils gehört heute zur Sammlung des Skoda-Museums in Mladá Boleslav, ebenso wie Typ 973 „Babeta“‘ von 1952. Mit ihm überzeugte im Musical „Kdyby tisíc klarinetů“ noch ein weiteres leichtes Geländefahrzeug von Skoda auf der Kinoleinwand.

Fotos: Auto-Medienportal.Net/Skoda

 


Veröffentlicht am: 17.04.2020

AusdruckenArtikel drucken

LesenzeichenLesezeichen speichern

FeedbackMit uns Kontakt aufnehmen

NewsletterNewsletter bestellen und abbestellen

TwitterFolge uns auf Twitter

FacebookTeile diesen Beitrag auf Facebook

Hoch: Hoch zum Seitenanfang

Nächsten Artikel: lesen

Vorherigen Artikel: lesen

 


Werbung

 


Werbung - für eine gute Sache

 
         
     
     
     

Besuchen Sie auch diese Seiten in unserem Netzwerk
| Börsen-Lexikon - erklärt die Börse
| fotomensch berlin - der Fotograf von genussmaenner.de
| Frauenfinanzseite - alles für die Businessfrau
| Geld & Genuss - Lifestyle, Finanzen und Vorsorge für alle
| geniesserinnen.de - Genuss auch für die Damen
| gentleman today - Edel geht die Welt zu Grunde
| instock der Börseninformationsdienst
| marketingmensch | Agentur für Marketing, Werbung & Internet
| Unter der Lupe bewertet Gutes

 
Service
Impressum
Kontakt
Mediadaten
Newsletter
Datenschutzhinweis
Nutzungshinweise
Presse
Redaktion
RSS 
Sitemap
Suchen

 
Rechtliches
© 2007 - 2024 by genussmaenner.de. Alle Rechte vorbehalten.