
Bei Barriqueweinen soll das Holz mit dem Wein spielen, nicht umgekehrt. Das Wort Barrique stammt aus dem Französischen und bedeutet schlicht Fass. Die Winzer meinen damit die kleinen, um 225 Liter fassenden Eichenholzfässer. Wird der Wein darin ausgebaut, übernimmt er im Laufe der Reifung vom Holz Tannine und Vanillenoten und erweitert so sein Aromenspiel. Außerdem geschieht durch das Holz eine ganz sanfte Atmung. Doch nicht jeder Wein eignet sich. Die besten Voraussetzungen bieten Grundweine mit guten inneren Qualitäten und komplexen Aromen.
Um den Sortencharakter zu wahren, müssen Wein und Holz gut zueinander passen. Vier Faktoren hat der Winzer, mit denen er bei der Fassauswahl spielen kann: Holzart, Herkunft und Trocknung des Holzes, schließlich wie stark das Fass innen ausgebrannt wurde. Denn das Ausbrennen mit Feuer ist üblich, was dem Wein mehr oder weniger starke Toastnoten verleiht. Neue Fässer beeinflussen den Wein stärker. Mit mehrmaligem Gebrauch sinkt der Holzeinfluss deutlich. In der Regel gelangen die Weine erst nach der Vergärung ins Barrique. Wie lange sie der Winzer darin reifen lässt, hängt vom angestrebten Weintyp ab. Eins ist klar, Barriqueweine brauchen Zeit, manche reifen bis 24 Monate.
Als Beispiel eines gelungenen Barriqueweins darf der 2008 Ettenheimer Kaiserberg Spätburgunder vom Wein- und Sektgut Weber aus Ettenheim (1) gelten. Feinste Kirscharomatik untermalt mit einer Spur nille und Tönen von Veilchen, Nelken und Kaffee schmeicheln dem Gaumen. „Es braucht viel Erfahrung, bis man die Balance zwischen Holz und Wein gefunden hat, und es ist jedes Jahr eine neue Herausforderung“, meint Junior Michael Weber, der für den Weinausbau verantwortlich zeichnet. Eine dezentere Barriquenote zeigt der 2008 Laufener Altenberg Pinot noir Edition No 5 von der südbadischen Winzergenossenschaft Laufen (2). Weich und mollig mit einem harmonischen Dreiklang von Kirsche, Schokolade und leichter Vanille besitzt er ein reichhaltiges Potenzial für die weitere Entwicklung.
In guten Restaurants werden Barriqueweine gerne gefragt. So äußert Wilfried Serr, Inhaber und Küchenchef des bekannten Restaurants „Alde Gott“ in Baden-Baden-Neuweier: „Wenn das Holz nicht die Überhand gewinnt, und die Frucht des Weins noch deutlich schmeckbar ist, ist der Ausbau im Barrique zu begrüßen“. Ähnlich sieht sich auch Ronny Weber, Sommelier des Hotel-Restaurants „Wilder Ritter“ in Durbach, mit „Michelin-Stern“: „Die Nachfrage nach zu holzlastigen und alkoholreichen Weinen geht spürbar zurück.
Gefragt sind sehr komplexe hochwertige Weine, bei denen Holz- und Vanilletöne den Wein nur umspielen.“ „Die Barriquenote sollte im Wein schön eingebunden sein und auf keinen Fall im Vordergrund stehen“, betont Martin Bäuerle, Kellermeister der Oberkircher Winzergenossenschaft und stellt dies mit seinem 2008 Cabernet Sauvignon (3) ausdrucksvoll unter Beweis. So kraftvoll wie geschmeidig zeigt er ein ausladendes Geschmacksspektrum und verwöhnt mit einem satten Abgang.
Dass auch Barrique-gereifte Weißweine eine gute Figur machen, beweist der 2007 Waldulmer Pfarrberg Spätburgunder weiß gekeltert Barrique der Winzergenossenschaft Waldulm (4), der in der Nase mit Noten von Buchenholz, Stachelbeeren, Herbstäpfeln und Walnüssen spielt. Saftig, mit angenehmen leichten Bitternoten wirkt er animierend frisch und lebendig. Die 2003 Auggener Schäf Grauburgunder Auslese Barrique vom Winzerkeller Auggener Schäf verwöhnt mit schmelzigen Vanilletönen und einem Hauch weißer Schokolade, kombiniert mit Fruchtnoten von getrockneten Aprikosen, Feigen und Rosinen. Nuancen von Banane, Ananas, Ingwer, Orangenschale vervollständigen mit und einem guten Schuss Honig das Bild eines reifen, edlen Weines.
Adressen unter www.best-of-baden.de.
Text: Dieter Simon
Bild: Dieter Simon und PR