Temperaturen jenseits der 30 Grad plus, Sonne satt, keine Wolke am Himmel - das ist ein Szenario, bei dem die Städter nicht aus dem Stöhnen heraus kommen. Man stöhnt unter der Hitze und flüchtet aus der Stadt.
Nicht in Berlin. Klar, wir Berliner sind nicht umsonst dafür berühmt, über alles und jedes zu meckern. Das gilt insbesondere für so ein Wetter, wie wir es zu Pfingsten hatten. Doch das hält uns nicht ab, genau dieses hochsommerliche Wetter auf jede erdenkliche Art und Weise zu nutzen und zu genießen.
Viele zog es sicherlich in die Gärten, andere in die unzähligen Parks. Da, wo es noch erlaubt ist, zeigten vor allem ausländische Mitbürger, dass Grillen kein Privileg deutscher Männer ist. Leider sagt man beiden nicht zu unrecht nach, dass die Beseitigung ihrer Grill-Hinterlassenschaften nicht ihre Stärke ist. Arme Stadtreinigung.
Trotz der Hitze zog es wieder Hunderttausende zum Karneval der Kulturen. Keinem verging die Lust am Feiern. Ob die Kölner Jecken auch bei 35 Grad auf Kamelle-Jagd gehen würden? Wir Berliner sind eben aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt. Wobei als Berliner jeder gilt, der sich als solcher fühlt oder unser Lebensgefühl - meckern und genießen - für sich entdeckt hat.
Voll waren ebenfalls die Stadtbäder, die Straßencafés und innerstädtischen Strandbars. Clevere Menschen zog es in die Museen. Dort herrschten zumeist angenehme klimatische Verhältnisse. Die Ausstellungsstücke vertragen in der Regel keine hohen Temperaturen. Gedrängel herrschte ebenfalls an den unzähligen Anlegestellen der Ausflugs- und Rundfahrtschiffe. Auf der Spree und den Kanälen in der Innenstadt hatte man teilweise den Eindruck, man könne von Schiff zu Schiff von einem zum anderen Ufer wechseln. Ein Hoch den Kapitänen, die wirklich Höchstleistungen erbringen mussten.
Deutlich entspannter steuerten Tausende Freizeitkapitäne ihre Schiffe über die Berliner und Brandenburger Gewässer. In den Kanälen kam es teilweise zu regelrechten Staus. Stop and go auf Berlins Wasserstraßen. Hier war alles unterwegs, von der 1-Millionen-Euro-Yacht, über die Mittelklasse-Boote bis zu Paddel- und kleinen Schlauchbooten. Erstaunlicher Weise sah man kaum Segelboote. Vielleicht war einfach zu wenig Wind.
Gut hatte es unter den Freizeitkapitänen, die entweder ihre Yacht oder ihr Bötchen irgendwo ankerten oder - wie ich - seit Jahrzehnten ihre "Geheimstellen" haben. Leider sind diese Stellen nicht wirklich geheim. Doch Berliner - vor allem solche mit einem Boot - sind kommunikative und zumeist freundliche Zeitgenossen. Da teilt man sich schon mal seinen "Geheimtipp".
Jeder - ob Besucher oder Berliner - konnte so das traumhafte Pfingstwetter genießen. Berlin zeigte an diesen hochsommerlichen Pfingsttagen, dass sie die sicherlich tollste, abwechslungsreichste, feierwütigste Hauptstadt Europas ist.
Wie lautete der einstige und noch immer gültige Werbeslogan? "Berlin ist immer eine Reise wert". Dem ist nichts hinzuzufügen.
Heute ist es mir für ein ausgiebiges Frühstück einfach zu warm.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück. Ich hoffe, Sie verzeihen mir meine heutige Liebeserklärung an Berlin. Manchmal muss man seinen Herzen folgen.
Morgengruß von Helmut Harff: Lobeshymne
Die gilt meiner Heimatstadt
Veröffentlicht am: 10.06.2014
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