Gestern ging es in der Fernsehsendung „Hart aber Fair“ wieder einmal um das Thema Zucker. Darin behauptete Koch Tim Mälzer, dass die Industrie Kinder zuckersüchtig macht. Klar, die Industrie ist der Staatsfeind, die Verkörperung des Bösen. Die Industrie, vor allem die die Zucker verarbeitet, will den Kindern nicht nur an die Zähne.
Klar, es gibt viele Produkte, die sind alles andere als gesund. Die Industrie produziert auch außerhalb dessen was wir so essen viel Zeug, das niemand braucht. Doch macht sie das, weil sie dieses Zeug nicht verkauft, weil wir uns diesen Dingen verweigern? Nein, wir kaufen viel Zeug, weil wir denken, dass wir die Dinge brauchen. Und warum denken wir das? Weil Typen wie Spitzenköche dafür werben und viel Geld dafür bekommen. Das – so höre ich immer wieder – brauchen sie, um ihre Sternerestaurants zu finanzieren. Kranke Kinder als Ergebnis von ausufernder Sternegastronomie? Na, so weit will ich dann doch nicht gehen. Oder?
Doch zurück zum Zucker und den armen Kindern. Da war also gestern der Vorwurf, dass die Industrie Kinder zuckersüchtig macht. Nochmals, es gibt viele, viel zu viele Produkte, die nicht gesund sind. Allerdings kommt es wie immer im Leben auf die Menge an. Doch das nur am Rande.
Ich kann das Einprügeln auf die Industrie nicht nachvollziehen. Sind wir wirklich so unmündige Bürger? Sind wir wirklich so grenzdebil, dass wir jeden Werbeunsinn glauben? Es scheint so, denn genau all dieses Zeug, von dem wir wissen, dass es ungesund ist, wird in Massen gekauft. Schuld daran, dass die Kinder ungesundes Zeug essen, ist also nicht die Industrie, sondern die Kinder, die das kaufen.
Stopp: Nicht die Kinder gehen einkaufen, sondern die Erwachsenen. Die sind also Schuld an der falschen oder zumindest ungesunden weil zu zuckerlastigen Ernährung der Kinder. Die Erwachsenen kaufen nicht nur das Zeug, sie konsumieren es selber und zeigen so den Kindern, was an Essen Spaß macht – Süßes eben.
Doch es sind nicht nur Eltern und Großeltern, die zu viel zuckersüßes Zeug den Kindern anbieten. Gerade waren viele Kinder im Urlaub. Wenn man mal seinen Blick über die Frühstücksbüfetts wandern lässt, so bleibt der sehr schnell an den in der Fernsehsendung so heftig kritisierten sogenannten Frühstückscerealien und vielem anderen hängen, was Kinder nicht unbedingt essen sollten. Ich habe noch nie ein Frühstücksbüfett für Kinder gesehen. Ob die allerdings sich auf all das gesunde Zeug stürzen würden, bleibt zu bezweifeln.
Wenn Kinder gesund ernährt aufwachsen sollen, dann sind die Erwachsenen gefordert. Dann ist die Vorbildwirkung der Erwachsenen, aber auch deren Intellekt, deren Kreativität gefragt. Die ist beim Einkaufen, aber auch am Küchentisch gefragt. Wer selber seinen Fruchtjoghurt anrührt, wer sein Müsli selber zusammen stellt, wer selber sein Eis macht, wer selber kocht, der dreht der bösen Industrie eine Nase. Die wird all die kritisierten Dinge nicht mehr produzieren, wenn wir das Zeug nicht mehr kaufen.
Der Böse ist also nicht die Industrie, nicht die Politik, die denen nicht die Daumenschrauben ansetzt, sondern der Böse sind wir, der Verbraucher. Das gilt im Übrigen nicht bei überzuckerten Lebensmittel, sondern bei vielen Dingen, für die wir unsinnig unser Geld ausgeben. Googlen Sie doch mal Tim Mälzer und Auto. Sein Zucker ist unter anderem ein Mustang Fastback. In einem Interview verriet er auch noch, dass er nicht an der Raststätte ißt, sondern lieber am Fastfoodrestaurant anhält. Soviel zu seiner Vorbildwirkung.
Ich mache mir jetzt mein Frühstück – ohne viel Zucker.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück. Augen auf beim Einkauf.
Morgengruß von Helmut Harff: Die böse Industrie
Wir sind aber die Guten
Veröffentlicht am: 30.08.2016
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