In den vergangenen Tagen hatte ich drei Erlebnisse, die mich nachdenklich machen. Immer spielten das bevorstehende Weihnachtsfest und Frauen in Kopftuch darin eine tragende Rolle.
Auf einem Berliner Weihnachtsmarkt sah ich eine junge Muslima mit einem kleinen Jungen an der Hand. Der hatte mit sichtlichem Stolz eine rot-weiße Weihnachtsmannmütze auf. An einer anderen Stelle ließ sich eine junge Frau mit Kopftuch gemeinsam mit ihre Tochter im Kindergartenalter in den Armen eines Weihnachtsmannes fotografieren. Bei einer Kaffeepause hörte ich ein Gespräch von zwei muslimischen Teenes, die ebenfalls als solche an ihren Kopftüchern zu erkennen waren. Die beiden unterhielten sich darüber, was sie noch für ihre Eltern zu Weihnachten kaufen wollen.
Augenscheinlich hatten alle kein Problem mit dem christlichen Familienfest Weihnachten und ihrem muslimischen Glauben. Das zeigt mir einerseits, wie Integration aussehen kann. Es zeigt aber auch, wie schwer es auch für eine so große Minderheit wie den Muslimen in Deutschland sein muss, unsere Traditionen mit den ihren unter einen Hut zu bringen.
Obwohl, hier greift schon wieder ein unterschwelliges Vorurteil meinerseits. Wieso muss es schwer sein. Bei den drei geschilderten Begegnungen sah das nicht so aus. Warum auch. Schließlich – so wird zumindest kolportiert und so ist auch mein Eindruck – ist Muslimen die Familie mindestens so wichtig wie uns anderen Deutschen, ob nun Christen oder nicht. Warum sollen sich muslimische Familien zu dem Familienfest schlechthin – zu Weihnachten – nicht auch treffen und sich beschenken? Gemeinsam Essen, fröhlich sein und sich beschenken, das ist nicht an eine Religion gebunden.
Doch wenn ich das so über Weihnachten denke, warum denke ich das nicht so über muslimische Feiertage? Weil es keine entsprechende Märkte mit Leckereien gibt? Weil es keinen Run auf Shoppingcenter und Edelboutiquen gibt? Weil die Geschäfte von Muslimen nicht geschmückt sind? Weil die Zeitungen nicht voll von Hinweisen sind, was man alles zu diesen Festen machen kann? Weil niemand spezielle Reisen zu solchen Terminen anbietet? Möglich, sogar sehr wahrscheinlich ist dem so. Schade ist das sicherlich. Wer beispielsweise einmal auf einer türkischen Hochzeit war, der weiß, dass die muslimischen Mitbürger zu Feiern verstehen. Doch es ist schon so, ich bekomme von solchen muslimischen Festen so gut wie nie etwas mit – sieht man mal vom Ramadan ab.
Jetzt gibt es ein ganz normales Frühstück.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Morgengruß von Helmut Harff: Weihnachten für alle
Auch für Moslems?
Veröffentlicht am: 06.12.2016
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