Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber fordern, neue Gaskraftwerke in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern zu errichten. Die Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 2.000 Megawatt sollen dazu dienen, das Stromnetz in Süddeutschland bis zur Fertigstellung der geplanten Übertragungsnetze im Jahr 2025 zu stabilisieren.
Errichten und betreiben wollen die vier Netzbetreiber die Kraftwerke selbst. Die Kosten dafür müssten die Stromkunden über die Netzentgelte tragen. Bei Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorstandsvorsitzender des regionalen Energieversorgers Mainova AG aus Frankfurt, führt das zur Sorge.
Dr. Constantin H. Alsheimer:
Die Sorge rührt daher, dass die Übertragungsnetzbetreiber immer wesentlichere Teile der Stromerzeugung unter ihre Fittiche nehmen wollen. Bisher gab es ein Unbundling, das heißt, eine Trennung von Netzbetrieb und Erzeugung. Und das aus gutem Grund.
Die aktuellen Pläne bedeuten allerdings eine Abkehr vom Prinzip des Wettbewerbs.
Dr. Constantin H. Alsheimer:
Zukünftig sollen die Netzbetreiber eigene Kraftwerke ohne wirtschaftliches Risiko, also reguliert – quasi als Infrastruktur betreiben dürfen. Das ist falsch! Richtig wäre es, diejenigen zu fragen, die Kraftwerke betreiben können, jetzt schon, wer dies am günstigsten tun kann und will. Also mit anderen Worten: Die Leistung auszuschreiben!
Nach Ansicht von Dr. Alsheimer scheinen die vier Übertragungsnetzbetreiber auf eine beherrschende Stellung im System der deutschen Energieversorgung hinzuarbeiten. Damit droht die Wiederkehr eines Oligopols – zum Nachteil der deutschen Volkswirtschaft und damit aller Verbraucher. Schauen wir mal in Deutschlands Süden.
Dr. Constantin H. Alsheimer:
Wenn es um Süddeutschland geht, dann sollte man zunächst einmal schauen, welche bestehenden Gaskraftwerke gibt es dort. Und dann findet man welche, auch solche, die bisher nicht voll in Betrieb sind und die man weitergehend beanspruchen könnte. Das ist jedenfalls günstiger, auf bereits investierte Kraftwerke zurückzugreifen wie neue zu bauen und diesen ohne Risiko, nur zulasten des Stromkunden!
Übrigens könnte nach einer Studie des Prognos-Instituts auf einen Großteil der geplanten Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) verzichtet werden, wenn die Energiewende konsequent dezentral umgesetzt wird. Für den Stromkunden wäre das mit Sicherheit die günstigere Lösung. Für die Umwelt übrigens auch!
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Wirtschafts-News vom 9. März 2017
Michael Weyland informiert
Veröffentlicht am: 08.03.2017
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