Die Streif, die legendäre Hahnenkammabfahrt oberhalb von Kitzbühel sorgt bei allen Skifahrern für Magengrummeln. Als erster klemmte sich Franz Reisch 1893 seine Skistöcke unter die Arme und raste gen Kitzbühel hinab.
Nun stehe ich an der gleichen Stelle, wie viele Skifahrer vor mir. Auch ich mache mich auf den Weg in Richtung Kitzbühel. Nichts von rasanter Geschwindigkeit, nichts von aufstiebenden Schnee, nichts von gewagten Sprüngen, dafür scheint die Sonne warm vom blauen Himmel.
Mein Erstbegehung der Streif fand im Frühsommer 2017 statt
Ich habe auf der dritten Etappe des KAT-WALK Kompakt – einer Mehrtageswanderung - von Kirchberg nach Kitzbühel anstelle der Abfahrtskier robuste Wanderschuhe an. Selbst im Sommer die Streif hinab wandernd, hat die Strecke etwas einmaliges, etwas magisches. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mit Skiern hier runter fahren sollte, hätte ich mehr als nur Magengrummeln. Ich ziehe meinen Wanderhut von jedem, der sich auf die Streif mit Skiern wagt.
Während die Ski-Asse die Strecke bei Geschwindigkeiten bis zu 140 km/h in Minuten absolvieren, dauerte meine Streifwanderung ohne die vielen Foto- und Gourmet-Pausen etwa zwei Stunden. Als Wanderer hat man es eben viel besser als die Skifahrer. Ich habe auf der Seidl-Alm eine Jause eingelegt. Die drei Mädels von der Seidl-Alm, Verena Thaler, Christina Thaler und Isabella Kortschak , sind für mich das Beste von der Streif. Die Mädels verwöhnen nicht nur die vielen Wanderer, sondern kümmern sich auch um 80 Milchkühe.
Übrigens: Hier auf der Seidl-Alm, wo auch Skifahrer und Entertainer Hansi Hinterseer aufwuchs, wurde 1966 die Idee geboren, auf der Streif Weltcuprennen zu veranstalten.
Eigentlich schade nur, dass weder an der Mausefalle, dem gefährlichsten Sprung an der Streif, noch im Ziel mich jubelnde Massen empfingen. Man kann eben nicht alles haben. Dafür musste ich aber auch nicht zur Dopingkontrolle. Vor meinem Einkehrschwung drehte ich mich noch einmal um und war schon beeindruckt, wo ich gerade runter gelaufen bin. Die Streif ist nicht umsonst ein Mythos.
"Der Sprung in die Mausefalle wurde übrigens, so die Überlieferung, von Toni Sailer senior getauft. Der Streckenabschnitt erinnerte ihn an eine alte Drahtmausefalle. Wie eine Maus in die Drahtfalle stürzt der Skifahrer diesen steilen Hang hinunter, befand der Vater der Ski-Superstars. Die Mausefalle wird seit Anfang der 1950er Jahre befahren."
Wer in den Kitzbüheler Alpen unterwegs ist, sollte sich dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Von Kitzbühel aus fährt die Hahnenkammbahn bis zum Bergrestaurant Hahnenkamm in 1.668 m Höhe und die Fleckalmbahn aus Klausen bringt den Wanderer zur Bergstation Ehrenbachhöhe in 1.802 m Höhe.
Text und KAT-WALK-Fotos: Martina Brunotte
Thaler-Schwestern: Monika Neiheisser