Kennen Sie das auch? Man fährt in eine Region, in eine Stadt und hat eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was einen wohl erwarten wird. Mir geht das jedenfalls so - auch im Fall von Brüssel. Da bin ich gerade unterwegs.
Brüssel, das ist die belgische, aber vor allem die EU-Hauptstadt. Brüssel, das ist das Herz der Europäischen Gemeinschaft, hier sitzt alles, was für das vereinte Europa wichtig ist, plus vieler Banken. Brüssel, das ist auch der Sitz des belgischen Königs. Brüssel, das ist die Stadt der Waffeln, des Bieres, der Schokolade und der Pommes Frites. Kurz, meine Erwartungen waren entsprechend hoch.
Und dann war da die Taxifahrt vom Flughafen zum Hotel. Viele Straßenzüge erinnerten mich an DDR-Städte kurz vor dem Mauerfall. Alles grau, viel Leerstand - oder um es neudeutsch zu sagen: Ich sah einen riesigen Investitionsstau.
Dann fuhren wir an den Europa- und Bankpalästen vorbei. Wer sich jemals aus architektonischer Sicht über das Frankfurter Bankenviertel aufgeregt hat, solle nicht nach Brüssel reisen. Hier bekommt er wahrscheinlich einen Herzinfarkt. Ob es noch einfallslosere Bürotürme gibt?
Doch nach so viel Enttäuschung, war dann die Altstadt von Brüssel und allen voran der Grand Place ein wirkliches Aha-Erlebnis für mich. Der ist ganz sicher einer der schönsten Plätze weltweit. Noch sehenswerter sind die Straßen und Gassen um den Großen Platz. Dort stolpert man von einem Schokoladenladen in den nächsten. Und - das können Sie gern nachprüfen - es gibt überall andere Leckereien. Damit nicht genug der süßen Verführungen, denn überall duftet es verführerisch nach wahnsinnig leckeren Waffeln. Wer sich da durchfuttern will, sollte vorab schon eine vierwöchige Radikal-Fastenkur absolviert haben.
Nach so viel Süßigkeiten ist es Zeit für Pommes und das eine oder andere Bier. Neben dem Hauptbahnhof gibt es für mich den Biertempel schlechthin. Auch wenn es dort, wie in einigen Geschäften nicht 250 verschiedene belgische Biere gibt, die Auswahl ist riesig und die Pommes und die Burger sehr lecker.
Unter dem Strich bleibt aber dann doch ein eher schaler Nachgeschmack. Brüssel hat mich nicht überzeugt, nicht als Stadt, nicht als Residenz und nicht als europäische Hauptstadt. Die Stadt hat für mich viel zu wenig Ausstrahlung, insgesamt zu wenig flair. Brüssel ist sicher eine Reise, eine Entdeckungstour wert - nur sollte die Erwartungshaltung nicht allzu hoch sein.
Ich gehe jetzt erst einmal frühstücken und bin gespannt, wie die Belgier frühstücken.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Wenn einer auf die Reise geht
... dann kann er was über Brüssel erzählen
Veröffentlicht am: 05.10.2018
Ausdrucken: Artikel drucken
Lesenzeichen: Lesezeichen speichern
Feedback: Mit uns Kontakt aufnehmen
Newsletter: Newsletter bestellen und abbestellen
Twitter: Folge uns auf Twitter
Facebook: Teile diesen Beitrag auf Facebook
Hoch: Hoch zum Seitenanfang