Ich war ja nun vor einigen Tagen in Wien. Da stellt sich schon mal die Frage, was die österreichische Hauptstadt und was Berlin verbindet oder eben auch nicht. Klar, beide sind Hauptstädte, in beiden wurde schon Weltgeschichte geschrieben. Beide sind Millionenstädte, in denen Menschen aus allen Herren Ländern leben.
Was ist in beiden Städten noch auffällig ähnlich? Beide liegen an einem Fluss. Schön, die Spree ist gegenüber der Donau nur ein Flüsschen – aber immerhin. Die Zentren werden von repräsentativen Bauten geprägt. Wobei sich schnell zeigt, wie groß Preußen und wie bedeutend Wien vor Jahrhunderten war. Ja, das hat sich heute etwas geändert, was aber den Städten nicht wirklich anzusehen ist.
Wien und Berlin sind sehr bedeutende Museumsstädte – da nehmen sich beide wirklich nichts. Man braucht hier wie da Tage um nur die allerwichtigsten Sammlungen gesehen zu haben. Beide Städte, so mein Eindruck, verfügen über ein ziemlich gut ausgebautes Nahverkehrssystem. Allerdings habe ich in Wien nichts von Zugausfällen oder Verspätungen bemerkt. Ob das Zufall war?
Kein Zufall ist sicherlich, dass sich die Wiener und die Berliner sehr gern über ihren Dialekt definieren. Das soll auch zeigen, dass Wien eben nicht Österreich und Berlin nicht Deutschland ist. Beide fühlen sich schon als etwas Besonderes.
Doch es gibt auch vieles, was die Städte unterscheidet. In Wien habe ich deutlich weniger Baustellen, dafür mehr Einbahnstraßen bemerkt. Auffällig war auch, dass ich in der österreichischen Metropole kaum Frauen mit Kopftuch oder gar verschleiert gesehen habe, obwohl auch dort sehr viele muslimische Menschen leben.
Auffällig war auch, dass Wien deutlich sauberer als Berlin ist. Wäre das umgekehrt, wäre Wien ja auch schon fast eine Müllkippe. Noch auffälliger war, dass die Wiener wohl nicht der Ansicht sind, dass es allein bei ihnen liegt, das Weltklima zu retten. Ja, es gibt eine Umweltzone, die für das gesamte Stadtgebiet gilt und man braucht auch ein entsprechendes Umwelt-Pickerl, doch die gelten wohl nur für Euroklassen 0, 1 und 2.
Was noch viel auffälliger war: Es gibt so gut wie keine Häuser in Wien, denen man das angetan hat, was man in Berlin unter energetischer Erneuerung versteht. Keine Fassade wurden verkleidet und auch modernste Fenster sieht man nur selten. Das hat zu Folge, dass in Wien die Häuser und damit die Stadt ihr Gesicht nicht verloren hat.
Der größte Unterschied zwischen den Metropolen an der Donau und an der Spree ist aber, dass die Wiener deutlich mehr Geld für Essen und Trinken ausgeben als die Berliner. Das hat zur Folge, dass man in Wien deutlich weniger mehr oder weniger abgeranzte Imbissbuden sieht. Der Wiener genießt das Leben deutlich mehr als der Berliner. Man kann das auch so zusammenfassen: Die Berliner leben um zu arbeiten, die Wiener arbeiten um zu leben.
Entscheiden Sie, was Ihnen besser gefällt. Mir jedenfalls ist ein Frühstück in einem Wiener Café lieber als ein Kaffee to go vom Bahnhofskiosk in Berlin. Das beste Frühstück ist aber das zusammen mit der Besten Frau der Welt – egal wo.
Ich wünsche Ihnen eine genussvolles Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Wien kontra Berlin
… oder wie ticken die Hauptstädter
Veröffentlicht am: 02.03.2019
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