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Morgengruß von Helmut Harff: Lesen bildet

… doch was soll man lesen

Ich lese gern, doch ich weiß immer nicht so genau, was ich lesen soll. Viele Bücher landen bei mir als Rezensionsexemplare, die Verlage Journalisten zuschicken. Das ist eine Form der Werbung, die Verlage schon sehr lange praktizieren. Manchmal bitte ich auch um solche Zusendung, wenn ich irgendwie auf ein Buch aufmerksam wurde, das ich gern vorstelle.

Das führt eben dazu, dass ich vieles zu lesen bekomme, was ich nie gekauft hätte. Nicht, dass die Bücher nicht lesenswert sind. Es liegt einfach daran, dass ich nie auf die Bücher aufmerksam geworden wäre. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass im vergangenen Jahr rund 69.200 Buchtitel auf dem deutschen Markt neu erschienen sind. Da den Überblick zu behalten, sich überhaupt etwas auszusuchen, ist eine reine Sisyphusarbeit. Selbst wenn man die ganze Fachliteratur beiseite lässt, helfen da weder Bestsellerlisten noch zugesandte Exemplare.

Wenn dann, wie im vergangenen und in diesem Jahr auch noch die Buchmessen, wie die in Frankfurt/Main und Leipzig ausfallen, dann ist guter Rat nicht nur teuer. Doch was bleibt? Richtig, da sind ja noch die einschlägigen Onlineportale. Die bieten wahrscheinlich sehr viele der überhaupt verfügbaren Titel an. Doch was nützt es, wenn man von den allermeisten Titeln noch nie etwas gehört hat.

Doch da sind ja noch die Buchhandlungen. Die kann zumindest besuchen, wer in einer größeren Ansammlung von Häusern, sprich in einer Stadt wohnt. Wobei es schon solche geben soll, in denen es keine Buchhandlungen mehr gibt oder die fast nur noch nebenbei einige Bücher in den Regalen zu stehen haben. Ich höre dann immer, dass man ja jedes Buch bestellen könne. Das kann ich auch selber machen. Was mich in eine Buchhandlung zieht, ist das Gespräch mit dem Buchhändler, sind seine Empfehlungen, ist das, was er ins Schaufenster gelegt hat – hoffentlich abseits der Bestsellerlisten.

Leider sind nicht nur die Buchhandlungen auf dem Rückzug, das trifft fast noch mehr auf die Buchhändler zu. Der sollte mich genau wie mein Arzt kennen. Das ist einfach notwendig, damit er weis, was er mir überhaupt empfehlen sollte, der meinen Geschmack, meine Vorlieben kennt, der immer wieder aufs Neue meine Leselust weckt.

Ich hoffe, dass der heutige Welttag der Buchhandlungen (engl. World Bookstore Day) dazu beiträgt, dass die Buchhandlungen und die Buchhändler wieder in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Ohne diese Orte, diese Menschen wird es immer schwieriger, interessierende Bücher zu finden, es wird schlicht eine Bücherlotterie. Da hilft dann nur noch der Gang in die Bibliothek. Doch auch die gibt es immer weniger.

Ich verrate mal ein Geheimnis: Die Beste Frau der Welt ließt immer nach dem Frühstück einige Seiten aus einem von uns beiden ausgesuchtem Buch vor. Dann reden wir darüber.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Günther, Laura, Hannah, Gerda

Foto: Pixabay

 


Veröffentlicht am: 08.10.2021

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