Morgengruß von Helmut Harff: Ein Engel ist erschienen

In diesen Tagen haben Engel Hochkonjunktur. Zum einen gibt es die in vielen Formen in den Süßwarenabteilungen, zum anderen als Rauschgoldengel und in vielen Varianten als Baumschmuck. Und – und das vor allem – der Engel ist als Verkünder gefragt.

So ein Engel erschien bei Maria und teilte ihr wohl eher lapidar mit, dass sie ein Kind von Gott gebären wird. Die sagte nicht viel und akzeptierte das. Ich stelle mir vor, heute erscheint so ein geflügeltes Wesen mit dieser Botschaft bei einer Frau. Selbst die frömmste Nonne würde sich nach der versteckten Kamera umsehen.

Doch wer oder was sind eigentlich Engel? Bei Wikipedia heißt es dazu: „Engel sind in den Lehren der monotheistischen abrahamitischen Religionen des Judentums, Christentums und Islams Geistwesen in (geflügelter) Menschengestalt, die von Gott erschaffen wurden, diesem untergeordnet sind und als dessen Boten zu den Menschen tätig sind.“ In Zeiten der gendergerechten Sprache stellt sich ja dann die Frage, ob Gott die Engel nach Adam oder nach Eva gestaltete? Sind die gar älter als die beiden? Doch warum, schließlich brauchte Gott die Engel ja erst, als Adam und Eva gegen sein Gebot verstießen und sie durch den Erzengel Michael aus dem Paradies vertreiben ließ.

Michael, so darf wohl angenommen werden, war so etwas wie männlich, das galt wohl auch für anderen Erzengel. Von denen gibt es bis zu 12 – je nach Lesart. Und dann gibt es noch die Schutzengel. Sie sollen in der Engelshierarchie den Erzengeln nachgeordnet sein. Stellt man diese Engel deshalb gern als Wesen mit weiblichen Attributen da oder sehen wir die nur so, weil in früheren Zeiten Männer wie Frauen Kleidung trugen, die wir heute als weiblich einstufen? Doch mal ehrlich, mir ist egal ob mein Schutzengel überhaupt ein Geschlecht hat. Hauptsache, um mich kümmert sich einer rund um die Uhr. So soll das ja sein, und wenn das so ist, so muss ja mit wachsender Menschenanzahl auch die Zahl der Engel wachsen. Vermehren die sich? Doch ein schwangerer Engel? Ist das vorstellbar? Doch warum sollen dann Engel überhaupt ein Geschlecht haben?

Eigentlich ist mir das wirklich egal. Viel wichtiger ist mir, wenn mein Schutzengel weiter so seinen Job wie bisher macht. Noch wichtiger wäre mir allerdings, wenn hin und wieder einer der Erzengel auf der Erde vorbei sehen und uns allen Gottes Wort einbläuen würde. Nein, ich meine nicht so etwas wie Corona. Damit ändert man uns nicht – wie wir ja bemerken. Oder kann man in der Pandemie beobachten, dass die Menschheit sich ändert, andere nicht ermordet, andere nicht verhungern lässt, die Schöpfung endlich schützt?

Engel, das sind mythische Wesen, sie sind für uns nicht greif-, aber hin und wieder erlebbar. Für diesen Job brauchen sie kein Geschlecht, sie brauchen nur, dass wir an sie glauben.

Ich glaube, dass es jetzt Zeit ist, das Frühstück für die Beste Frau der Welt – einem Engel mit unsichtbaren Flügeln – und mir zu machen. Ich bin nämlich der Küchenengel.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Julius, Holger, Eike

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