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TRIO 9

Die neunte Gemeinschaftsausstellung der 3 fränkischen BBKs im Bamberger Kesselhaus



Die Abkürzung BBK steht für Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler. Ein deutschlandweiter Verband mit vielen regionalen Unterverbänden. Seine Ziele richten sich auf die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen professioneller Kunstschaffender, wie z.B. eine faire Bezahlung bei Ausstellungen.

Darüber hinaus veranstalten die Regionalverbände ein umfangreiches Ausstellungsprogramm ihrer Mitglieder, zu dem auch Austausch- und Gemeinschaftsausstellungen gehören. Kurz nachdem der ehemalige Heizungsraum des alten Bamberger Krankenhaus für Ausstellungen zur Verfügung stand, veranstalteten dort die drei fränkischen Regionalverbände ihre erste Gemeinschaftsausstellung TRIO 1. In den kommenden Jahren folgten Stationen in Schwabach, Wechterswinkel, Würzburg und immer wieder kehrte TRIO ins Kesselhaus zurück. Dieses Jahr mit Werkserien von acht Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Franken, die von einer gemeinsamen Jury nach künstlerischer Qualität und Kesselhaustauglichkeit ausgewählt wurden.

Denn die Architektur des Raumes, der für riesige Koks-Heizkessel gebaut wurde, ist sehr kraftvoll und dominant und die Wände zeigen noch die originalen Nutzungsspuren. Ein idealer Hintergrund für Kunstwerke, die sich damit auseinandersetzen und mit ihrer eigenen Kraft davor bestehen können. Auf unterschiedliche Weise tun das die Arbeiten aller acht Beteilgten, indem sie sich teilweise mit benutztem oder beschmutzen Material beschäftigen und damit aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufgreifen.

Manchmal sehr direkt, wie Gabriele Kunkel mit ihrer Installation Wie man es sieht im klaustrophobischen Nebenraum oder Philipp Benkert mit Fotos von geschmolzenen Mobiltelefonen, die auf die Anschläge des 11.9.2001 verweisen. Manchmal abstrakt, wie es die Bildhauerin Claudia Endres und die Zeichnerin Henrike Franz tun. Franz mit Zeichnungen, in denen sie Formen entwickelt, die die dahinterliegende Wand als eigenes Form- und Strukturelement mit einbezieht und Endres mit vielfach durchbohrten Skulpturen aus intensiv blauem brasilianischen Macauba-Stein. Ulrike Manestar zeigt die Auswirkungen der gegenwärtigen Immobilienblase in mehrfach belichteten Fotografien, die direkt auf die Wand des Kesselhauses tapeziert sind. Die Vorzustand des Stadtraumes wir von uniformen Wohnanlage, errichtet nach dem Prinzip „satt und sauber“, transparent überlagert. Direkt auf ungrundierter Leinwand stehen die Chimären von Petra Krischke: Tier- Mensch- Pflanze Mischwesen in exotischen Farbvarianten, die gleichzeitig faszinieren durch ihre ästhetische Anziehungskraft und verschrecken durch ihre negativen und gefährlichen Eigenschaften, aber auch einen subversiven Witz haben. Genauso wie Helga Schwalt-Scherers Plastiken aus Nato-Stacheldraht. Hoch ästhetischer Spiegelglanz und scharfe Spitzen, ist dieses Material gemacht, um durch seine Fähigkeit schlimme Wunden zu erzeugen, Menschen abzuschrecken. Aus diesem Material webt sie Gegenstände wie einen Gedenkkranz, eine Decke mit Laufmasche oder einen selbständig stehenden Strumpf. Versöhnlich dagegen ist die Umwidmung des Durchblicks in den Kesselhauskeller zu einem Café mit den Mitteln der Malerei. Claudia Wirth zeigt dort einen Block aus vier Bildern mit senkrechten Blicken auf Cafétische, an denen sich Menschen niedergelassen haben. Am Sonntag den 23.10 um 15 Uhr kann man es ihnen gleich tun. Dann wird Claudia Wirth Café und Kuchen servieren und durch die Ausstellung führen. Weitere Führungen bieten Gabriele Kunkel am Sonntag 9.10. und Philipp Benkert am  18.9. jeweils um 15:00 Uhr an.

Philipp Benkert: Der Schatten des Objekts des Ereignisses

Ereignisse werfen Schatten. Je größer und vehementer die Eruption des Ereignisses in der Gesellschaft ist, desto länger und tiefer werden die Schatten. Der Begriff Schatten bezeichnet einerseits die Möglichkeit einer Vielzahl von Wahrheiten und deren Aushandlung. Andererseits verweist er auf die Beschreibung des Ereignisses und auf Objekte, die mit dem Ereignis in Verbindung stehen. Phillip Benkert untersucht in der Arbeit Der Schatten des Objekts des Ereignisses den 11.September und macht dessen Schatten sichtbar. Ausgangspunkt ist hierfür das Mobiltelefon, das damals zu einem politischen Objekt wurde. Öffentlich zugänglichen Abschiedsgespräche von Opfern wurden und werden von unterschiedlichen Gruppen als vermeintliche Beweise für ihre jeweiligen Narrative genutzt. Da das Mobiltelefon sowohl in seiner Funktion als auch in seiner gesellschaftlichen Rolle eine zeitliche Entwicklung durchlaufen hat, lässt sich über das Objekt ein Bogen vom Ereignis zur Gegenwart spannen. In seiner Arbeit geht es um die Frage, ob das Ereignis das „Ende vom Ende der Geschichte ist“, also das Ende des Neoliberalismus der 1990er Jahre und ob ab diesem Punkt eine neue Form der Gesellschaft und der Ordnung entsteht. Titel und Arbeit nehmen Bezug auf Peter Weiß‘ Micro-Roman Der Schatten des Körpers des Kutschers.

Claudia Endres: Kernbohrskulpturen aus Brazil-Macaubagestein

Wenn Claudia Endres mit dem Kernbohrgerät an einem Steinrohling zu arbeiten beginnt, Stab für Stab den Stein aushöhlt, geschieht mit diesem eine wundersame Metamorphose: Die Steinmasse verwandelt sich in Räume, Dunkles öffnet sich und gewährt Einblicke in das verborgene Innere des Steins. Es entsteht eine archaisch anmutende Architekturpoesie. Das manganblaue Material des brasilianischen Macauba, an sich schon wertvoll und wunderschön in seinem reichen Farbenspiel, bekommt durch die unterschiedlichsten Bearbeitungsprozesse wie matt schimmernd oder glänzend poliert, graviert oder geschnitten eine hochspannende Steinhaut.

Henrike Franz: Zwischen-Räume

Zwischen-Räume sind das Thema der abstrakten Zeichnungen von Henrike Franz. Sie entwickelt Einzelelemente, deren Anordnung zueinander auf der rohen Wand des Kesselhauses eine neue Form entstehen lässt – den Zwischenraum. Oder ist zunächst dieser Raum in der Mitte da und die Elemente gewinnen erst durch ihn ihre Gestalt? In einer Werkserie erforscht Henrike Franz das Verhältnis von 4 Formen zum Zwischenraum, der entweder als Hintergrund oder als fünfte Form in Erscheinung tritt. Einmal können sich die Formen frei auf der Wand entfalten ein anderes Mal sind sie von den Rädern des Bildformates angeschnitten. Dabei spielt die Struktur der Wand selber eine eigene Rolle.

Gabriele Kunkel: Wie man es sieht

In einer komplexen Welt, in der man nicht mehr auf das vertrauen kann was man sieht, ist es umso wichtiger unterschiedliche Perspektiven zu beleuchten und sich durch kritische Reflexion, Zweifeln, Hinterfragen und Diskussion selbst ein Bild zu machen, das mehr zulässt, als nur die eigene Sicht auf die Welt. Kandinsky und Klee haben zeitlebens darüber gestritten, ob das Quadrat rot oder blau sei. Nun waren beide keine Politiker, die, um die eigene Position durchzusetzen, einen „roten“ Knopf drücken konnten. Anders in der aktuellen Weltpolitik, wo durch einen Angriffskrieg die eigene Sicht durchgesetzt werden soll. Solche Machtansprüche reichen herunter bis in zwischenmenschlichen Beziehungen. Es „richtig zu sehen“ rechtfertigt Handeln.

Ein Tisch, dessen Platte aus quadratischen roten und blauen Kachel besteht, die sich begegnen und mischen. Darauf ein digitaler Bilderrahmen mit Bildern und Texten, die Fragen nach dem Wahrheitsgehalt digital erzeugte Bilder stellen. An den Wänden hängen sich zwei große Schwarzweißfotos gegenüber, eine liegende männliche Person mit nacktem Oberkörper und eine Plane, die etwas verdeckt. Eine unheimlich Wohnzimmersituation im engen und dunklen Nebenraum des Bamberger Kesselhauses.

Petra Krischke: Chimären

Das Wort Chimäre, leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet Ziege. Homer beschreibt sie als feuerspeiendes Geschöpf mit drei Köpfen, dem eines Löwen, einer Ziege und als Schwanz den Kopf einer Schlange oder eines Drachen. Petra Krischke erfindet fremdartige Chimären, Mischwesen aus Mensch, Tier, Pflanze oder Maschine. Sie vereinen erstrebenswerte und ästhetische oder geballt negative Merkmale in einer Figur und erscheinen deshalb so faszinierend. Chimäre nennt man einen Organismus, der aus genetisch unterschiedlichen Zellen aufgebaut ist und dennoch ein einheitliches Individuum darstellt. Bei Pflanzen entstehen Chimären künstlich durch Veredelung oder Genmanipulation. Diese Hybridpflanzen sind so optimiert, dass sie nicht mehr fortpflanzungsfähig sind. In der biomedizinischen Forschung werden künstliche Tier-Mensch-Embrionen hergestellt. Dabei wird menschliches Erbgut in Eizellen von Tieren eingeführt. Der daraus entstehende Embryo kann zur Stammzellenforschung verwendet werden. Dieses Verfahren ist ethisch umstritten. Niemand weiß welche künstlichen oder natürlichen Mutationen bei Krankheitserregern in der Zukunft auf uns warten. Häufig findet man auf Petra Krischkes Bildern giftige Pflanzen und Tiere, wie Fliegenpilz oder Blauring-Oktopus und Giftkröten. Das appetitliche Aussehen und die gleichzeitige Gefährlichkeit üben einen unwiderstehlichen Reiz aus.

Ulrike Manestar: Verdichtung 1 – 7

Seit Jahren versuchen die Städte dem wachsenden Bedarf an Wohnraum Herr zu werden. Ganze Stadtviertel werden in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft. Aus der einst gewachsenen Stadt wird immer mehr eine geplante Stadt. Was früher Generationen gedauert hat, wird heute in Monaten als Realität verkauft. Wo heute noch freie Grünflächen waren, kleine Industrieareale oder einfach nur „alte” Häuser das Stadtbild prägten, stehen morgen riesige moderne Wohnareale vor deinem Fenster. Eine geklonte Wohlfühlatmosphäre, entstanden in den Köpfen von Städteplanern, Architekten und Bauträgern. Auf Ulrike  Manestars Fotografien überlagern sich die Zustände des Stadtraumes vor-, während und nach der Baumaßnahme.

Helga Schwalt-Scherer: Nato-Draht-Zyklus

Seit dem Jahre 2015 verwendet Helga Schwalt-Scherer Stacheldraht, sogenannten NATO-Draht als künstlerisches Ausdrucksmittel. Sie lässt daraus Körper, Bilder und raumgreifende Installationen entstehen, die von einer Balance zwischen Schönheit und Schrecken getragen werden. All ihren Arbeiten wohnt eine kritische Betrachtungsweise zivilisatorischer Folgeerscheinungen inne. Die von ihr verwendeten Werkstoffe reflektieren das Thema des Werkes auf eine zusätzliche, oft unverhoffte Weise.

Die Welt scheint aus dem Takt geraten. Wähnten wir uns gestern noch eingerichtet in berechenbar routinierte Verhältnisse, eingebettet in ein Gewebe globaler politischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit, so erweist sich dieses heute als ein hauchfeiner Stoff, der sich Masche für Masche aufzuknöpfen droht. Eine gemeinsame Vision für eine friedvolle Zukunft, in der die Menschheit die globalen Herausforderungen der Zukunft gemeinschaftlich angeht, scheint in weite Ferne zu rücken.

Claudia Wirth: Kesselhaus-Café

Kesselhaus-Cafe´(4-teilig, Öl auf Leinwand) ist inspiriert von der Vision, das Kesselhaus zu einem Ort der Kunst und der Begegnung zu machen und wurde für TRIO9 und diese Räumlichkeiten konzipiert. Man blickt vom Erdgeschoss des Kesselhauses durch die quadratische Öffnung im Boden in den Keller und gleichzeitig auf 5 Personen, die an Café-Tischen platzgenommen haben.

Claudia Wirth interessiert der Mensch in seinen Bezügen, wie er sie gestaltet, mit Gegebenem umgeht,  und darauf eingeht. Mit Öl auf Leinwand, Plexiglas oder Karton nimmt sie Gewohntes, Alltägliches unter die „Lupe“ und macht es so zu etwas Besonderen. In ihren eindringlichen Porträts kristallisiert sie den Kern des Menschseins heraus, der sich zwischen Allgemeingültigkeit und Individualität bewegt.

Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Oberfranken e.V.

Stadtgalerie Villa Dessauer
Schützenstr. 4
D-96047 Bamberg
0951 – 2082488 / Fax 0951 – 2082487
oberfranken@bbk-bayern.de
http://www.bbk-bayern.de/obf

Bild: Petra Krischke, Streifenhyäne

 


Veröffentlicht am: 18.09.2022

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