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Frankreich in Nordamerika

Mit dem Chevy Silverado nach St. Pierre et Miquelon



Es dauert nicht lange, dieses zu Nordamerika gehörende Stück französischen Bodens zu umrunden, aber es dauert ewig, dorthin zu gelangen. Seit letztem August gibt es wieder eine Autofähre, sechs Jahre nachdem sie in Auftrag gegeben wurde.

Vorher gab es nur eine Fähre für Fußgänger und Fracht. Und wenn ein Einwohner dieser Inseln bislang per Auto woanders in Nordamerika unterwegs sein wollte, musste er es als Frachtgut verschiffen – oder, was häufiger der Fall war, ein dort zugelassenes Auto im kleinen Hafen von Fortune in Neufundland halten, 25 Kilometer weiter.

Alles ist hier etwas anders als sonst in Nordamerika. Deshalb bin ich hier hingekommen. Es ist eine Reise nach Frankreich – vor den Türen Kanadas. Es gibt Direktflüge aus dem Osten Kanadas und aus Montreal, im Sommer sogar aus Paris. Aber ich bin mit einem Auto aus St. John gekommen – genauer gesagt mit einem Pick-up, einem Chevrolet Silverado in der Spitzenversion High Country. Es ist nicht übertrieben festzustellen, dass ihm überall gebührende Aufmerksamkeit zuteil wurde.

„So einen Truck bekommt man hier im Moment nicht”, stellt ein Einwohner von St. John fest, der einmal unter die Haube schauen will. Er besitzt selbst einen älteren Silverado: „Die Höfe bei den Händlern stehen leer. Die Halbleiterkrise…”

Es dauert vier Stunden, von St. John aus nach Fortune zu kommen, die Hälfte davon auf dem langweiligen Transkanada-Highway und die andere Hälfte auf der interessanteren Halbinsel Burin, via Marystown.

Auf dem Highway komme ich mir vor wie ein Großstadt-Cowboy: Die gewaltige Ladefläche bleibt leer, die Koffer habe ich auf der Rückbank der Crew-Cab-Kabine verstaut. Mit sämtlichen Fahrassistenzsystemen, dick aufgepolsterten Ledersitzen und elektrischen Trittbrettern kommen bei dem von mir gefahrenen High Country nochmals mehr als 14.000 Dollar zum Preis von 67.500 Dollar hinzu (knapp 65.000 Euro) – ohne Steuern. In Saint-Pierre kämen noch einmal mindestens 10.000 Euro an Einfuhrzoll obendrauf.

Es gibt diesen Pritschenwagen mit vier Motoren: Einem Vierzylinder-Turbo, zwei V-8-Motoren und einem äußerst drehmomentstarken 3,0-Liter-Reihen-Sechszylinder-Turbodiesel, der für das kommende Modelljahr noch einmal überarbeitet wurde. Im Angebot sind Hinter- oder Allradantrieb, verschiedene Längen und Sitzkonfigurationen. Nur eine Handschaltung gibt es schon eine ganze Zeit lang nicht mehr. Die Kabine ist ungemein geräumig, das Abrollverhalten sanft, mit großen Federwegen wiegt der Silverado über die Fahrbahnunebenheiten hinweg. Ein Pickup also, der nach Amerika passt, aber nicht unbedingt an Europa.

Saint-Pierre und die Nachbarinsel Miquelon jedenfalls sind zwar nicht geographisch, dafür aber politisch ein vollständiger Teil Frankreichs, und zwar seit rund 400 Jahren. Das ganze nennt sich „Territoriales Kollektiv”, und es unterscheidet sich von Réunion oder Französisch-Guayana unter anderem dadurch, dass der Großteil der Steuereinnahmen auf den Inseln bleibt. Im Gegenzug dienen sie als Seewasser-Fischereihafen für französische Schiffe in den Grand Banks und sie verleihen Frankreich die Seerechte an Ressourcen, die 320 Kilometer weit nach Süden reichen.

Kein Wunder, dass Frankreich hier äußerst großzügig in die Infrastruktur investiert: Flughafen, Seehafen und Straßen. Und jetzt eben auch in die Fähre, so dass jeder von Kanada aus sein eigenes Auto mitbringen kann.

Die meisten Einwohner leben auf der Insel Saint-Pierre. Der gleichnamige Hauptort hat steile, enge Straßen, auf denen sich der Silverado nicht besonders wohlfühlt. Ich habe zwar noch ein paar weitere Pick-ups seiner Größenordnung gesehen, aber die weitaus meisten Autos sind kleine Peugeots und Renault, direkt aus Frankreich, und ein paar kanadische Modelle. Im Winter sind sie übrigens praktisch alle mit Spikes bereift.

Auf Saint-Pierre gibt es vielleicht 25 Kilometer Strecke außerhalb des Orts, vorwiegend eng, aber asphaltiert, und mit einem starren Tempolimit von 70 km/h versehen. Ich traf auf ein Trio heimischer Biker, die eine insgesamt 45 Kilometer lange Route mit einigen Stichstraßen befuhren. Eine davon führt an die Südspitze, eine andere ins Zentrum der Insel, zum Ausgangspunkt von Wanderwegen und beplankten Pfaden durch das sturmgepeitschte Moor.

Ich selbst konnte an der Südküste einen spektakulären Sonnenuntergang erleben. Auch wenn Saint-Pierre und Miquelon zu Frankreich gehören ist die Landschaft Neufundland pur, mit kurzen Tuckamore-Bäumen, langem Gras und vielen Felsen. Überall gibt es Pferde. Es scheint sich um Wildpferde zu handeln. Tatsächlich aber gehören sie Privatleuten und werden im harten Winter in die Ställe geholt, während sie im Sommer oft nach Miquelon gebracht werden, wo sie über die offene Landschaft fegen können.

Auf das größere Miquelon, wo nur rund 600 Menschen wohnen, habe ich es nicht geschafft, weil es zeitlich nicht mehr passte. In der langen Nebensaison fährt die 15-Auto-Fähre nur dreimal pro Woche vom kanadischen Fortune nach Saint-Pierre und bleibt an den anderen Tagen in französischen Gewässern, im Pendelbetrieb zwischen den Inseln. Im Sommer allerdings gibt es jeden Tag eine direkte Fahr ab Fortune sowohl nach Saint-Pierre als auch nach Miquelon.

Die meisten Touristen kommen, um die Landschaft und gehobene französische Küche zu genießen. Manche von ihnen kaufen Wein und Käse, die sie in Kanada nicht bekommen, und sie können sie nun im eigenen Fahrzeug zurückbringen. Viele besuchen das frisch renovierte Fischerdorf gegenüber dem Hauptort von Saint-Pierre. Und man kann auch in sogenannten Dories rudern, alten Fischerbooten, die von einer lokalen Traditionsvereinigung namens Les Zigotos restauriert wurden. Eine Tour inklusive Mittagessen kostet 50 Dollar; wer mitrudert, bezahlt nichts.

Anderthalb Tage habe ich auf Saint-Pierre verbracht, bin weit mehr als 100 Kilometer gefahren. Ein bisschen habe ich mich im Ort verfahren, der mit seinen engen Sträßchen europäisch wirkt, obwohl die bunten Holzhäuser an Neufundland erinnern. Den Rest habe ich außerhalb zurückgelegt, nicht zuletzt auf den vielen Stichstraßen zur Küste. Es dürfte an der Nebensaison gelegen haben, dass kein anderes Auto ein kanadisches Nummernschild hatte. Ob mir deshalb regelmäßig zugewunken wurde.

Auch wegen der Größe des Chevrolet Silverado hatte sich offenbar in Windeseile herumgesprochen, wer ich war, welche Strecke ich genommen hatte und wohin ich unterwegs war. Aber das ist in Ordnung so. Auf Saint-Pierre und Miquelon ist eben alles ein bisschen anders als in Kanada, nur 90 Minuten entfernt. (Mark Richardson/cen)

Foto: Autoren-Union Mobilität/Mark Richardson

 


Veröffentlicht am: 08.01.2023

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