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Big Data – zu wertvoll, um sie nicht zu nutzen

Goslar Diskurs 2023: Mobilitätsdaten bringen gesamtgesellschaftliche Vorteile



Der Wert von Mobilitätsdaten ist so hoch, dass sie nicht ungenutzt bleiben dürfen. Denn Big Data in der Mobilität ermöglichen signifikante Fortschritte bei der Verkehrssicherheit, beim Komfort und der Effizienz – sowie, nicht zu vergessen, beim Klima- und Umweltschutz.

Das machte jetzt die Expertenrunde beim 23. Goslar Diskurs des Goslar Instituts für verbrauchergerechtes Versichern nachdrücklich deutlich. Im Rahmen der inzwischen schon traditionellen, diesjährigen Diskussionsveranstaltung stellten die Podiumsteilnehmer auch die neuesten Erkenntnisse aus dem zweiten Teil der großen Studie des Goslar Instituts zu „Big Data in der Mobilität“, dem sogenannten „Weißbuch“, das in wenigen Wochen bei Springer/Gabler erscheinen wird, vor.

Aus der Mobilität erwächst eine Vielzahl von Datenspuren, wie Prof. Dr. Nadine Gatzert, Mitglied des Versicherungsbeirats der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) und Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, beim Goslar Diskurs erläuterte. Diese Datenspuren haben Prof. Dr. Gatzert und ihre Mitautoren der Studie des Goslar Instituts, deren beide Teile von der HUK-COBURG gefördert werden, erst einmal kartiert, und zwar für unterschiedliche Mobilitätsanwendungen. Dabei wurde erneut deutlich, wie viele Mobilitäts-Datenspuren jeder von uns ständig hinterlässt, sei es über das Handy, über die Fitnessuhr am Handgelenk oder eben über das Auto.

Auch moderne Autos generieren nämlich umfangreiche Mobilitätsdaten, nicht nur technischer Art zur Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs, sondern ebenfalls zum Nutzungsprofil, zur Intensität der Nutzung bis hin zum Fahrstil der Person(en) am Steuer. Kombiniert mit sogenannten externen Kontextinformationen, wie etwa Kartenmaterial vom Navigationsgerät oder Google Maps, ergeben sich so riesige Informationsmengen (Big Data), die auch viele persönliche Auskünfte zum Autobesitzer bzw. -nutzer enthalten, wie die Wirtschaftsmathematikerin Gatzert, Inhaberin des Lehrstuhls für Versicherungswirtschaft und Risikomanagement an der Universität Erlangen-Nürnberg, betonte.

Viel diskutiert: die Datenhoheit

Daraus folgt zwangsläufig die immer noch viel diskutierte Frage nach der Hoheit über diese Daten. Bislang können darüber allein die Autohersteller verfügen. Ebenso wichtige Themen in diesem Zusammenhang sind Datentransparenz, Datensicherheit sowie insbesondere die Möglichkeit für die Urheber dieser Datenmengen, die mobilen Menschen und Nutzer von Mobilitätsangeboten, darüber zu entscheiden, wer Zugang zu ihren Daten haben darf. Dazu fordern viele Experten möglichst schnell auf EU-Ebene einen entsprechenden rechtlichen Rahmen, der ganz klar den Zugang zu Mobilitätsdaten regelt.

Gerade letztgenannter Themenkomplex ist auch deshalb von erheblicher Bedeutung, weil sich auf Basis der Mobilitätsdaten viele neue Angebote und Services ergeben, wie nicht nur Prof. Dr. Gatzert beim Goslar Diskurs hervorhob: insbesondere in Bezug auf die Verkehrssicherheit, auf den Komfort und die Effizienz unserer Mobilität. Dazu können zum Beispiel innovative Navigationsservices, Fortschritte bei der Verkehrssteuerung, nicht zuletzt zur Reduzierung von Staus und Standzeiten, und noch präzisere Wettervorhersagen zählen. Oder ebenfalls Versicherungstarife, die Versicherungsnehmer für vorsichtiges, vorausschauendes und umweltverträgliches Fahren mit Rabatten belohnen – wie dies etwa bei den sogenannten Telematik-Tarifen der Fall ist.

Zu viele Potenziale noch ungenutzt

Doch bislang werden viele gesellschaftliche und wirtschaftliche Potenziale von Big Data in der Mobilität noch nicht ausgeschöpft, bedauerte Prof. Dr. Susanne Knorre, Professorin für Kommunikationsmanagement an der Hochschule Osnabrück, beim Goslar Diskurs. Die Politikwissenschaftlerin, Unternehmensberaterin und ehemalige niedersächsische Ministerin für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, zugleich Mitautorin der „Big Data in der Mobilität“-Studie des Goslar Instituts, führt dies zum einen darauf zurück, dass Mobilitätsnutzer, wie etwa Autofahrer, gegenüber der Nutzung ihrer Daten durch andere Beteiligte vielfach noch sehr skeptisch eingestellt sind – weil sie Missbrauch befürchten. Zum anderen fällt es vielen schwer, die Benefits zu erkennen, die sich für sie ebenso wie für die Allgemeinheit ergeben können, wenn sie ihre Daten anderen Mobilitätspartnern zur Nutzung freigeben.

Im Rahmen der Studie wurden viele Verkehrsteilnehmer mit ihren eigenen digitalen Fußspuren konfrontiert, berichtete Prof. Horst Müller-Peters, Professor für Betriebswirtschaftslehre, Marketing und Wirtschaftspsychologie am Institut für Versicherungswesen der Technischen Hochschule Köln, beim aktuellen Goslar Diskurs. Dabei stellte sich demnach heraus, dass sich viele Nutzer zwar durchaus im Klaren darüber sind, Datenspuren zu hinterlassen. Doch wie breit, detailliert und umfangreich diese Informationen sind, die jeder ständig preisgibt, überraschte oder erschreckte dann doch die meisten Studienteilnehmer. Gleichzeitig konnten Prof. Müller-Peters und seine Mitautorinnen und -autoren an der „Big Data in der Mobilität“-Studie des Goslar Instituts allerdings auch feststellen, dass die Mehrzahl der Verbraucher offenbar bereit ist, ihre Daten zur Nutzung freizugeben, wenn sie dadurch einen konkreten Nutzen oder Vorteil haben.

Perspektivwechsel

Für die Verfasser der Studie, zu denen neben Prof. Dr. Gatzert, Prof. Dr. Knorre und Prof. Müller-Peters ebenfalls der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Fred Wagner zählt, erwies sich bei ihrer Analyse als vorteilhaft, bewusst einen Perspektivwechsel vorgenommen zu haben: indem sie sämtliche Anspruchsgruppen (Stakeholder) im Bereich von Mobilitätsdaten, also neben den Nutzern als Erzeuger dieser Informationen auch alle politischen Interessengruppen, alle Wirtschaftsbranchen und die Wissenschaft, in ihre Betrachtungen einbezogen. Denn alle diese Stakeholder können den Anspruch erheben, vom Nutzen der Big Data in der Mobilität zu profitieren, erläuterte Prof. Dr. Knorre. Daraus folge zwangsläufig eine Veränderung der Sichtweise, indem sich nicht mehr die Frage stelle, ob man die Potenziale von Big Data nutzen wolle, sondern wie man sie zu nutzen gedenke, führte die Mitautorin weiter aus. Angesichts dieser vielen und heterogenen Anspruchsgruppen halten die Verfasser der Studie es für dringend erforderlich, verbindliche, gemeinsame, konsensfähige Rahmenbedingungen zu schaffen, um diese unterschiedlichen legitimen Ansinnen „unter einen Hut zu bekommen“, wie es Prof. Dr. Knorre formulierte.

Im Rahmen der Arbeiten an der Studie wurde demnach auch immer wieder ein breiter Konsens – nicht nur bei den Studienautoren – dahingehend deutlich, wie notwendig es ist, Mobilitäts-Big Data für mehr Verkehrssicherheit und Klimaschutz zu nutzen. Dafür halten die beteiligten Experten allerdings eine offene öffentliche Diskussion für erforderlich. Hierbei müssten die Stakeholder auch bereit sein, Blockadehaltungen aufzugeben, forderte Prof. Dr. Knorre stellvertretend für ihre Mitautoren. Den hierzu notwendigen Handlungsdruck sehen die Verfasser der Studie allerdings derzeit noch nicht ausreichend gegeben, wie sie feststellten.

Auf die Frage der Moderatorin des jüngsten Goslar Diskurses, Dr. Kerstin Bartels von der HUK-COBURG, wie sich das Thema Big Data jetzt schon konkret auf den Mobilitätsmarkt auswirkt, führte Dr. Theresa Jost, Lehrbeauftragte an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig und Geschäftsführerin des Forschungs- und Weiterbildungsinstituts V.E.R.S Leipzig, als ein Beispiel unter anderen neue Verkehrskonzepte an, die Lösungen für das wachsende Verkehrsaufkommen ebenso beinhalten wie für überfüllte Innenstädte. Die Wirtschaftswissenschaftlerin bewertet Big Data als einen jener sogenannten Megatrends, die sich in großem Umfang und langfristig auf viele Lebensbereiche sowie Gesellschaft und Märkte auswirken werden. Für den Bereich der Mobilität bedeutet dies laut Dr. Jost, dass Big Data auch mit dazu beitragen kann, Angebote und Lösungen etwa für sich verändernde Mobilitätsansprüche und Fortbewegungsformen zu finden.

Wichtig und notwendig: Datasharing

Eine wesentliche Voraussetzung, um innovative und zukunftsorientierte Konzepte, Dienstleitungen, aber auch Geschäftsmodelle entwickeln zu können, ist die Möglichkeit des Datasharings, sprich des unternehmens- und sektorübergreifenden Datenteilens, wie Prof. Dr. Wagner beim Goslar Diskurs betonte. Um dies zu ermöglichen, setzt der Wirtschaftswissenschaftler auf Dateninfrastrukturen, die aus seiner Sicht sowohl Vertrauen beim Nutzer schaffen müssen als auch Kooperationen ermöglichen sollen. Denn das Gefühl, sich darauf verlassen zu können, dass mit den eigenen Daten kein „Schindluder getrieben“ wird, ist elementar für die Bereitschaft der Datenerzeuger, Zugriff auf diese Informationen zu gewähren, wie die Studie des Goslar Instituts zu „Big Data in der Mobilität“ belegt.

Ohne dieses Vertrauen seien keine digitalen Wertschöpfungspartnerschaften realistisch, erklärte Prof. Dr. Wagner, der an der Universität Leipzig als Professor für Versicherungsbetriebslehre tätig und Mitglied im Verwaltungsrat der BaFin sowie im Deutschen Rechnungslegungs-Standards-Committee ist. Solche Kooperationen hält er für unbedingt notwendig, um im Wege des Datasharings den „Datenschatz“ vollständig und umfänglich heben zu können. „Datensharing ermöglicht eine viel effizientere Nutzung von Daten“, hob der Studienmitautor beim Goslar Diskurs hervor. Das Stand-alone-Geschäftsmodell werde in Zukunft nicht mehr funktionieren, ist sich der Wissenschaftler sicher. Er schätzt Wertschöpfungspartnerschaften als das deutlich erfolgversprechendere Modell ein.

Diese digitalen Kooperationen werden aus Prof. Dr. Wagners Sicht zukünftig auch fortschrittliche Lösungen und Services zum Vorteil der Versicherungskunden entwickeln. Hierbei billigt er der Branche einen Vorteil, wenn nicht gar Vorsprung zu, weil die Versicherungsunternehmen seit Langem absolut vertrauenswürdig mit hochsensiblen Kundendaten umzugehen gewohnt sind. Das verschaffe ihnen viel Zutrauen beim Verbraucher, betonte Prof. Dr. Wagner, weshalb er die Branche auch für geeignet hält, als eine Art Moderator beim Ringen der Stakeholder um geeignete Rahmenbedingungen für die Nutzung von Mobilitätsdaten der Kunden zu agieren.

„Leitplanken“ erforderlich

Solche „Leitplanken“ für Big Data in der Mobilität gewinnen rasant an Bedeutung, weil insbesondere im Verkehrsbereich immer deutlicher wird, was man an Chancen verpassen würde, wenn man Big Data nicht nutzt. Darin waren sich die Experten beim diesjährigen Goslar Diskurs einig. Zu diesem Fazit gelangt auch die Studie des Goslar Instituts zu „Big Data in der Mobilität“. Sie weist zudem aus, dass ein Großteil der Bevölkerung offen dafür ist, ihre Daten zur Nutzung für neue Mobilitätskonzepte und -services freizugeben, wenn bzw. weil diese Bürger ebenfalls den gesamtgesellschaftlichen Vorteil davon sehen. Allerdings wollen diese Nutzer ebenfalls sicher sein, dass es beim Zugriff auf ihre Daten fair und sicher zugeht. Die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen sind endlich zu schaffen, lautete eine zentrale Botschaft des Goslar Diskurs 2023 an die dafür Verantwortlichen in der Politik, jedoch auch aufseiten der Stakeholder.

Quelle: Goslar-Institut

 


Veröffentlicht am: 05.02.2023

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