Eine ganze Epoche mit einem einzelnen Begriff zu prägen, gelingt nur äußerst selten. Dem jungen Mannheimer Kunsthallen-Direktor Gustav F. Hartlaub ist mit seiner legendären Ausstellung „Die Neue Sachlichkeit“ 1925 jedoch genau das geglückt.
Weit über seine kunsthistorische Bedeutung hinaus, ist der Begriff zum Synonym für den kulturellen Aufbruch der 1920er-Jahre geworden – und für die in Kunst, Architektur und Literatur zu beobachtende Rationalität und sachliche Präzision, die als Reaktion auf die großen politischen und sozialen Umwälzungen dieses Jahrzehnts gelten kann.
Mit „Die Neue Sachlichkeit – Ein Jahrhundertjubiläum“ blickt die Kunsthalle Mannheim auf die unzweifelhaft bekannteste wie auch bedeutendste Ausstellung in ihrer über 100-jährigen Geschichte zurück. Die große Jubiläumsausstellung gliedert sich in verschiedene Themenbereiche, bei denen das damalige Ausstellungskonzept hinterfragt und auch kritisch ergänzt wird. Gleichzeitig wird das politische Klima des aufkommenden Nationalsozialismus thematisiert.
In der Ausstellung werden circa 230 Arbeiten von annähernd 100 Künstler*innen von nationalen und internationalen Leihgeber*innen sowie aus der eigenen Sammlung zu sehen sein. Dabei stehen Themen wie das Zeitgeschehen, der Alltag der Menschen, die Industrialisierung, eine neue Mobilität, das Menschenbild und das Bild der Frau sowie Stillleben und Landschaft im Mittelpunkt, welche diese Epoche als eine der Umbrüche und Kontraste charakterisieren.
Ein „Rückblick“ wird sich mit der Entstehungsgeschichte der Stilrichtung wie auch der Genese der Ausstellung und deren Protagonisten von 1925 befassen. Der Blick in die damalige Ausstellung erfolgt vor allem in digitaler Form, da viele der gezeigten Objekte heute entweder zerstört, nicht ausleihbar oder unauffindbar sind. Gleichzeitig wird eine Auswahl damals in Mannheim zu sehender Spitzenwerke aus den Beständen der Kunsthalle, oder als Leihgaben anderer Museen, Teil der Ausstellung sein und einen Querschnitt durch die historische Schau bieten.
Während in der Ausstellung von 1925 keine einzige Künstlerin vertreten war, rücken nun auch Künstlerinnen der Neuen Sachlichkeit in den Fokus, deren Schaffen in den 1910er- bis 1930er-Jahren ebenfalls als wesentlicher Beitrag zur neusachlichen Malerei gewertet werden muss. Ebenso würdigte Hartlaub 1925 noch nicht vollumfänglich die internationale Dimension der von ihm beschriebenen Kunstrichtung. Im Rahmen der geplanten Ausstellung wird eine Reihe von exemplarischen Werken aus Italien, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und den USA gezeigt. Zudem wird die weitere Entwicklung der Richtung insbesondere innerhalb des deutschen Sprachraums während des Nationalsozialismus nachgezeichnet, um dabei auch das Schicksal einzelner Künstler*innen sichtbar zu machen.
Gezeigt werden Arbeiten von Max Beckmann, Otto Dix, Dodo, George Grosz, Edward Hopper, Hannah Höch, Karl Hubbuch, Alexander Kanoldt, Lotte Laserstein, Jeanne Mammen, Georgia O’Keeffe, Pablo Picasso, Anita Rée, Christian Schad, Rudolf Schlichter, Georg Scholz, Georg Schrimpf u.v.m.
Kooperationen und Rahmenprogramm
Die Ausstellung „Die Neue Sachlichkeit – Ein Jahrhundertjubiläum“ in der Kunsthalle Mannheim als Ausgangspunkt nehmend, bieten zahlreiche Mannheimer Institutionen unter dem Motto „Die 1920er-Jahre in Mannheim“ vom 1. September 2024 bis zum 9. März 2025 Veranstaltungen an, die sich mit der Neuen Sachlichkeit und den 1920er-Jahren auseinandersetzen. Die Bandbreite reicht von Ausstellungen, Konzerten und Lesungen über Theater, Oper, Film, Führungen, Vorträge und Symposien bis hin zu Partys.
Den offiziellen Start des Partnernetzwerks „Die 1920er-Jahre in Mannheim“ bilden die beiden Ausstellungen „hart & direkt. Zeichnung und Grafik der Neuen Sachlichkeit“ (20.09.24 – 12.01.25) in der Kunsthalle Mannheim und „SACHLICH NEU. Fotografien von August Sander, Albert Renger-Patzsch und Robert Häusser“ in den Reiss-Engelhorn-Museen (22.09.24 – 27.04.25).
Die Pressekonferenz zum Auftakt des Jahrhundertjubiläums mit den Ausstellungen „hart & direkt“ und „SACHLICH NEU“ sowie der Vorstellung des Partnernetzwerks findet am Mittwoch, 18.09.24, 11 Uhr gemeinsam mit und in den Reiss-Engelhorn-Museen statt.
Das gesamte Programm von „Die 1920er-Jahre in Mannheim“ unter: www.1920er.art
Kunsthalle Mannheim
Friedrichsplatz 4
68165 Mannheim
T. +49 (0) 621 293 6292
kuma.art
Bild: Arno Henschel, Dame mit Maske, 1928, Kulturhistorische Museen, Görlitz
Foto: Görlitzer Sammlungen
DIE NEUE SACHLICHKEIT – EIN JAHRHUNDERTJUBILÄUM
... in der Kunsthalle Mannheim
Veröffentlicht am: 23.11.2024
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