Morgengruß von Helmut Harff: Traue keiner Statistik

… die du nicht selbst gefälscht hast

Ich habe ja gerade eine Umfrage veröffentlicht, wonach schon 41 Prozent der Deutschen FKK-Urlaub gemacht haben. Das sind immerhin 5 Prozent mehr als 2016. Das heißt, FKK-Urlaub boomt.

So könnte man zumindest die Umfrage von weg.de interpretieren. Wenn nun Hoteliers diese Zahlen zum Anlass nehmen, sich als „Erwachsenenhotel“ zu etablieren, so bin ich mir ziemlich sicher, dass das keine gute unternehmerische Entscheidung ist. Sie fragen warum, die Zahlen sprechen doch eine eindeutige Sprache. Stimmt, nur verstehen wir diese Sprache auch richtig? Ich glaube, dass wir das nicht tun.

Mir fiel beim näheren Überlegen das irrtümlich Winston Churchill zugeschriebene Bonmot „Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ ein. Was sagt dann die Umfrage? Sie sagt, dass 41 Prozent der von weg.de befragten Deutschen schon einmal FKK-Urlaub gemacht haben. Diese Leute haben sicherlich die Wahrheit gesagt. Ich hätte das auch gesagt, nur mein letzter FKK-Urlaub ist rund 40 Jahre her, doch das ist ja nicht abgefragt worden. In der Meldung ist auch nichts davon zu lesen, wer überhaupt befragt wurde. So gesehen sagt die genannte Zahl eigentlich nichts aus.

Ich habe dann mal versucht, heraus zu bekommen, wie viele FKK-Hotels es in Deutschland gibt. Ich habe keine Angaben gefunden. Ich habe dann überlegt, ob ich jemals so ein Hotel bemerkt hätte? Auch hier muss ich mit dem Kopf schütteln, obwohl ich nun wirklich viel unterwegs bin. Das Thema FKK-Urlaub ist mir nur mal im Zusammenhang mit Reisen nach Frankreich und Kroatien untergekommen. Da ging es dann allerdings mehr um FKK-Zeltplätze.

Wenn ich mal unterstelle, dass es eben nicht an jeder Ecke, nicht an jedem schönen Flecken in Deutschland und anderen Lieblingsreisezielen der Deutschen FKK-Urlaubsdomizile gibt, dann kommen mir angesichts der 41 Prozent der Deutschen, die schon mal FKK-Urlaub gemacht haben sollen, Zweifel. Ich will hier weg.de gar nicht falsche Angaben unterstellen. Mich würde nur interessieren, wem, in welchem Zusammenhang genau welche Frage gestellt wurde.

Das wird aber in sehr vielen Fällen – und der geschilderte ist da sehr harmlos – eben nicht gemacht. Wenn ich beispielsweise die Leser von Auto-Bild und die der TAZ nach ihrer Zustimmung zum Dieselfahrverbot oder gar zum Verbot des Verbrennungsmotors frage, so bekomme ich ziemlich sicher sehr unterschiedliche Antworten.

Was meinen Sie, was es für Zahlen gibt, wenn ich Menschen frage, ob sie regelmäßig mit dem Rad fahren? Richtig, sehr viele sagen, dass sie das tun. Toll, bauen wir also den Radverkehr aus. Wenn ich nun hergehe und frage, ob die Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen, dann erhalte ich möglicher Weise ähnliche Werte. Nun frage ich, ob sie das Auto nutzen. Ja, das tun sie. Also muss der Straßenverkehr ausgebaut werden. Die nächste Frage wäre, ob sie auch schon geflogen sind. Sind sie und man baut den Flugverkehr aus. Schlussendlich noch die Frage, ob sie auch als Fußgänger unterwegs sind. Sie ahnen es. Am Ende wird der Rad-, und der Autoverkehr sowie der ÖPNV, der Flugverkehr und die Fußwege ausgebaut. Toll, außer vielleicht, dass am Ende alles beim Alten bleibt.

„Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“ – das ist ganz sicher eine Aussage, die immer ihre Gültigkeit behalten wird. Wobei ich schon glaube, dass die meisten Statistiken gar nicht bewusst gefälscht werden müssen. Man muss nur den richtigen Leuten die richtigen Fragen zum richtigen Zeitpunkt stellen. Wenn man das tut, bekommt man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die gewünschten Antworten.

Wenn mich jemand morgens um 7 Uhr fragt, ob ich mich auf mein Frühstück freue, so kommt auf jeden Fall ein deutliches Ja. Fragen Sie mich mal um 17 Uhr.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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