Morgengruß von Helmut Harff: Einmal umziehen

… und vieles landet auf dem Müll

Der Volksmund weiß: Dreimal umgezogen ist wie einmal abgebrannt. Nun ist es Gott sei Dank so, dass die allerwenigsten schon mal abgebrannt sind. Viele haben dagegen genügend Umzugserfahrungen. In meinem Leben bin ich bewusst 14 Mal umgezogen.

Ich kann also sehr gut nachvollziehen, was solche Umzüge bedeuten, auch wenn ich eben nie abgebrannt bin. Immer wieder kam mal etwas weg, im schlimmsten Fall nahezu alle meine Unterlagen aus DDR-Zeiten. Das bedeutet nicht nur Stress mit dem Rentenversicherungsträger.

Doch so ein Umzug hat auch seine Vorteile. Man sieht dabei erst einmal, wie viele Sachen sich so angesammelt haben. Man sieht, was für Zeug sich da in Schränken und Regalen verkrümelt hat. Über Keller und ähnliche Gelasse gar nicht zu reden.

So ein Umzug ist also auch ein Ereignis, mal nachzusehen, was man denn wirklich noch braucht. Ich kann mich noch daran erinnern, bei welchem Umzug ich mich von meinen Schulunterlagen und Schulbüchern getrennt habe. Auch vieles aus dem Kleiderschrank durfte hin und wieder nicht umziehen. Andererseits habe ich jedes Mal, wenn ich Kisten packte Dinge gefunden, von deren Existenz ich gar nichts mehr wusste.

Und dann sind da noch Dinge, die alle 14 Umzüge mitgemacht und überlebt haben. Die werden wohl auch immer in meinem Besitz bleiben.

Und nun, nun ist der letzte Umzug schon fast wieder fünf Jahre her und wenn ich mich umsehe, wenn ich in die Schränke sehe, so hat sich schon wieder sehr viel angesammelt. Sollte ich wieder umziehen? Nein, aber man kann ja mal so tun. Einfach mal die Schränke oder das ganze Zimmer ausräumen – vielleicht auch gleich malern – und mal sehen, was sich da so alles angesammelt hat. Man muss ja nicht gleich zum Bilderstürmer werden, aber warum soll man zu zweit Geschirr und Gläser haben, mit denen man 60 Gäste versorgen kann? Was spricht dagegen, einiges zu entsorgen, zu verkaufen, zu verschenken oder schlicht ins Sozialkaufhaus zu schaffen?

Ich finde, da spricht nichts dagegen. Es spricht aber auch nichts dagegen, Dinge, die einem lieb sind, die einen hohen ideellen Wert für einen haben, wieder in den Schrank zu räumen. Noch besser – und das musste ich auch erst lernen – die Dinge zu benutzen. Der so frei gewordene Raum wird nicht lange frei sein. Es gibt einfach so viele schöne Sachen, die man haben möchte. Doch es muss ja nicht das riesige Topfset, das Service für 12 Personen oder das Gläserset für die gleiche Personenanzahl sein. Die Gefahr, solch eine Menge noch einmal benötigen zu müssen, ist schließlich sehr gering. Wenn doch, kann man sich die Dinge bestimmt auch leihen.

Ich finde, so einen Umzug in Anführungsstrichen sollte man ruhig alle paar Jahre einmal machen. Das muss ja nicht in Stress ausarten und wenn jemand sich von Dingen gar nicht trennen will und kann, so ist das ja auch kein Problem. Es stand vorher da und danach eben auch. Darüber muss man sich nicht streiten. Toleranz ist etwas, was man garantiert nicht entsorgen soll. Sie ist die Grundlage für ein glückliches Leben.

Ich bin jetzt ganz entspannt und tolerant, wenn ich an die Frühstücksvorlieben der Besten Frau der Welt und mir denke.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

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