Morgengruß von Helmut Harff: So schön es früher war, ist es früher nie gewesen

… stellte einst Herman van Veen fest

„So schön es früher war, ist es früher nie gewesen“, stellte der niederländische Sänger, Liedtexter und Schriftsteller Herman van Veen im Gedicht „Gott sei Dank", übersetzt von Thomas Woitkewitsch, fest.

Ich hörte diesen Satz gestern das erste Mal. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Erinnern, das ist ja das Thema dieses Satzes, der eigentlich überall plakatiert werden müsste, den man überall lesen müsste, der auch ein gutes Motto für die nächsten Parteitage von CDU und vor allem der SPD wäre.

Mal ehrlich, wie oft denkt man, dass früher eben doch alles besser war. Einst trauerte man dem Kaiserreich, dann dem tausendjährigen Reich und jetzt dem Arbeiter- und Bauernreich – das noch länger existieren wollte – nach. Andere können gar nicht genug davon bekommen, der Bonner Republik eine Träne nachzuweinen.
 
Doch nicht nur in der Politik, auch im privaten war früher vieles besser. Doch sieht man mal genauer hin, so stimmt eben der  Satz von Herman van Veen. Es war nie so schön, wie es früher gewesen ist. Doch wir glauben es zu gern, blicken gern wehmütig zurück. Das hat mehrere Gründe. Der eine ist wohl, dass uns unser Gehirn betrügt. Es „vergisst“ einfach vieles von dem, an das wir uns eben nicht gern erinnern. Das hat selbstverständlich zur Folge, dass wir uns mehrheitlich an die schönen Dinge erinnern. Die Folge: Früher war alles besser.

Es ist aber auch so, dass unser Leben uns ja nicht sinnlos erscheinen soll. Wenn früher alles schlecht gewesen wäre, dann wären wir ja die totalen Versager gewesen, die eben nicht voller Ergriffenheit zurück blicken können.

Ich bin mir auch sicher, dass der Grund für den positiven Rückblick die Gegenwart und die Zukunft ist. Im hier und heute kann das Gehirn noch nicht „vergessen“. Da ist eben nicht immer alles toll, da ist es nicht so, wie wir uns gern erinnern.

Und in der Zukunft? Da könnte man den Satz von Herman van Veen etwas umschreiben. Wie wäre es damit: „So schön, wie es früher war, wird es zukünftig nie sein“. Da kommt unsere Angst vor der Zukunft zu tragen. Schließlich lautet auch so eine Weisheit, dass nichts so ungewiss ist, wie eben die Zukunft. Wir wissen nur aus unserer Erfahrung – siehe meinen Satz des Tages – dass die Zukunft, wenn sie dann Gegenwart geworden ist, nicht nur positives zu bieten hat.

Ich jedenfalls bin wieder einmal zu einem großen Herman van Veen-Fan geworden. Ich finde seinen Satz „So schön es früher war, ist es früher nie gewesen“ einfach so treffend wie kaum einen anderen. Ich werde mich dessen immer wieder erinnern, wenn ich eben doch mal wieder glaube, dass es früher besser war. Es war maximal anders.

Anders war früher auch mein Frühstück. Doch war es auch besser? Nein, war es nicht!

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Sonntagsfrühstück.

Foto: Pixabay

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