Alles Party

… bei den Christen, den Umweltrettern, den Parteien und anderen Gutmenschen

(Helmut Harff / Chefredakteur) In diesen Tagen gab es in Deutschland wieder einmal zwei große Veranstaltungen. In Dortmund trafen sich die evangelischen Christen, in Aachen waren es Menschen, die das Weltklima retten wollen und sich der Bewegung Fridays for Future zugehörig fühlen.

Gegen beide Veranstaltungen, aber auch andere, die sich zumindest einen politischen Anstrich geben oder als solche gelten, ist gar nichts zu sagen. Hier muss ich ein dickes eigentlich einfügen. Denn, ob einst die Loveparade, noch immer der Christopher Street Day (CSD) oder eben auch Parteitage, Parteitreffen, aber auch die zuvor genannten Veranstaltungen kommen alle ohne eines nicht aus - ohne Party. Das gilt auch für Gewerkschaftstage oder auch den 3. Oktober - den Tag der Deutschen Einheit.

Nun ist ja gegen Party eigentlich nichts zu sagen, doch die fast zwangsläufige Verknüpfung von (angeblichen) politischen Veranstaltungen und Partys gibt mir schon zu denken. Kommen nun 120.000 Besucher zum evangelischen Kirchentag oder 40.000 Menschen nach Aachen, wenn die Bewegung Fridays for Future für eine nachhaltige Klimapolitik jetzt demonstriert oder zieht doch mehr die Party?

Ich frage mich auch, warum die Veranstalter so viel Zeit, Geld und Energie - im übertragenen und direkten Sinn - aufwenden, wenn es doch vor allem um Inhalte gehen soll? Wie viele Menschen wären zum Kirchentag nach Dortmund gekommen, wenn es "nur" Gebete und Diskussionen gegeben hätte? Wie viele der zumeist jungen Leute hätten sich nach Aachen aufgemacht, wenn es nur darum gegangen wäre, den Politikern und allen Erwachsenen ins Gewissen zu reden?

Ich frage mich auch, ob mal jemand der Gutmenschen, der Christen, Umweltschützer, Parteiorganisatoren darüber nachgedacht hat, wie riesig der ökologische Fußabdruck solcher politisch getarnten Partys ist? Fragt sich jemand, was es für die Schöpfung bedeutet, 120.000 Menschen für zumeist mehrere Tage aus 70 Ländern heranzukarren, zu beköstigen, schlafen zu lassen und auch noch fast rund um die Uhr zu bespaßen? Die gleiche Frage geht an die Bewegung Fridays for Future.

Wenn man sich um das Verhältnis von Gott und den Menschen, wenn man sich mit unserem Umgang mit der Umwelt befassen will - was ja unstrittig extrem wichtig ist - dann soll man das genau so tun. Doch man lasse dabei die sprichwörtliche Kirche im Dorf. Dazu bedarf es keiner Party. Die kann man bei unzähligen Festivals feiern oder sonst wo. Doch tausende Leute von A nach B zu befördern, die mit einiger Sicherheit nur Party machen wollen, das hat nichts, aber auch gar nichts mit politischen Veranstaltungen zu tun. Hier muss endlich eine strikte Trennung erfolgen. Die muss auch deshalb erfolgen, weil politische Veranstaltungen unter anderem auch steuerlich anders behandelt werden, als Partys oder Festivals.

Was mir übrigens noch auffällt: Es gibt große Veranstaltungen, die ohne großen Rummel stattfinden. Das funktioniert allerdings nur dadurch, dass die Menschen da hin gehen, weil sie genau an dem Event interessiert sind. Was ich meine? Fußballspiele und vergleichbare Sportveranstaltungen.

Politisch verbrämte Partys, die haben für mich einen sehr schalen Beigeschmack, gerade in der heutigen Zeit, wo man genau von den Machern solcher Veranstaltungen wie dem Kirchentag oder Fridays for Future schon auf seinen ökologischen Fußabdruck angesprochen wird, wenn man einmal im Jahr in den Urlaub fliegt.

Foto: Pixabay

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