Aufgespießt: Mir fehlen die Worte

Was hat das noch mit Sport zu tun?

(Helmut Harff / Chefredakteur) In vielen Teilen Deutschlands ist es heiß, sehr heiß. Ärzte - und nicht nur die - warnen davor, sich zu lange draußen aufzuhalten. Menschen die draußen arbeiten dürfen extra Pausen machen und bekommen kostenlose Getränke.

Bei mir im Golfclub war heute bis so gegen 11 Uhr noch etwas los, man spielte schon in den frühen Morgenstunden, bei Temperaturen weit unter 30 Grad. Aushänge wiesen darauf hin, dass man sehr vorsichtig sein soll und vor allem viel trinken soll. Kein Wunder, wenn der Präsident ein Arzt ist.

Zuhause war es dann wieder so heiß, dass ich selbst mit den Füßen in einer mit Wasser gefüllten Schüssel unter dem Schreibtisch mich schon sehr zwingen musste, etwas zustande zu bekommen. Trinkpausen im deutlich kühleren Wohnzimmer verbrachte ich dann auch vor dem Fernseher.

Was ich da sah, verschlug mir die Sprache. Übertragen wurde ein Triathlon aus Frankfurt/Main. Mein erster Gedanke war, wer ist so bekloppt, bei diesem Wetter nicht nur zu schwimmen und Rad zu fahren - dass ginge ja vielleicht noch - sondern dann auch noch einen Marathon zu laufen. Doch es kam noch viel schlimmer. Die Kamera zeigte die zu diesem Zeitpunkt führende Frau. Das ist so üblich, doch die Frau lief nicht, sie ging nicht einmal, sie taumelte umher. Es war völlig klar, dass sie nicht mehr konnte, aber auch so etwas von fertig war. Sie erkannte nicht einmal mehr, dass sie an einem Stärkung versprechenden Getränkestand vorbei lief.

Was passierte? Der Moderator zeigte Mitleid, die Kamera hielt aber weiter drauf. Lange Zeit half der Sportlerin, die völlig k.o. war, niemand. Ein Läufer fing sie dann wenigstens noch auf, so dass sie nicht auch noch ungebremst auf die Straße knallte. Gut war, dass sich dann Sanitäter um die Frau kümmerten, die sich aber dagegen wehrte. Auch da wurde noch die Kamera drauf gehalten.

Ich war wirklich erschüttert. Was soll das für ein Sport sein, wo Profisportler so lange laufen wollen, bis sie zusammenbrechen - oder auch noch danach. Gibt es keine Betreuer, keine Offiziellen, die solche Ehrgeizlinge, die ja vom Sport leben, aus solchen Rennen nehmen? Würde ein Profiboxer so durch den Ring taumeln, würde entweder der Trainer das Handtuch werfen oder der Schiedsrichter den Kampf abbrechen.

Was mir auch noch durch den Kopf ging, ist die Frage, warum sich irgendjemand über Doping aufregt, wenn man solche Bilder zu sehen bekommt. Was für ein Bild vom Sport und von Sportlern wird da transportiert? Für mich hat so etwas nichts mit Sport zu tun, dass sind moderne Gladiatoren. Die wollen um jeden Preis - auch den des eigenen Leben - gewinnen und viele wollen mit ihnen Geld verdienen. Wenn man solche Sportveranstaltungen durchführt, dann sollte man auch so "mutig" sein und Doping frei geben.

Foto: Pixabay

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