Morgengruß von Helmut Harff: Hallo Männer

… wo seit ihr?

Gestern hatte ich meinen letzten Termin bei der Sommerausgabe der Modewoche in Berlin. Das Label Dockers hatte geladen und viele nutzten das Partyfeeling rund um das ewerk in Berlin, genau wie die Beste Frau der Welt und ich, um den Stress der vergangenen Tage abklingen zu lassen.

Doch es gab nicht nur Party und Mode, sondern auch Talkrunden. Eine bestand – oh Wunder – nur aus Männern. Es waren neben dem Moderator drei erfolgreiche Influencer. Es ging dann irgendwann in der Gesprächsrunde auch um das Thema Männer in der Szene, Männer als Influencer. Die Diskutanten waren sich einig, dass es kaum erfolgreiche Männer in der Szene gibt, deren Anteil allerdings steigt. Mich erinnerte das an Elektroautos. Es waren mal 10.000, dann 20.000 – eine Steigerung von 100 Prozent – gegenüber über 40.000.000 PKWs.

Einer der Podiumsteilnehmer verwies dann auch auf das Publikum, das auf Einlass zur Show eines bekannten Männerlabels wartete. Auf 30 bis 40 Frauen kam ein männliches Wesen. Von denen gehörte noch ein größerer Teil garantiert nicht zur Zielgruppe von Dockers. Ich fragte mich dann zum wiederholten Mal, was die zum Teil sehr jungen Damen zu so einer Veranstaltung zieht, was die da machen und was Labels dazu bewegt, denen eine Eintrittskarte zu überreichen.

Noch mehr beschäftigt mich beim Thema Mode die weitgehende Abwesenheit von Männern. Gibt es kaum Männer, die sich für Mode – als Träger, Einkäufer oder Berichterstatter – interessieren? Werden Männer zu wenig eingeladen? Hat die Industrie kein Interesse am Mann als Kunden? Warum lässt man Männer außen vor?

Ehrlich, ich habe keine Antwort. Ich merke nur, dass ich mit meinen 64 Jahren so exotisch wie ein Marsmännchen bin, wenn ich bei solchen Events auftauche. Wenn ich dann auch noch mein Markenzeichen – einen roten Hut – trage, werde ich überall wiedererkannt. Wenn das als Mann schon reicht, ist das kein Ruhmesblatt für uns Männer. Frau muss, um so viel Aufmerksamkeit zu erreichen, schon deutlich weiter gehen. Da reicht kaum ein nackter Busen.

Und doch, ich finde es sehr schade, dass gerade in der Modebranche augenscheinlich neben denen, die als Promis gelten (und das sind auch in aller Regel Frauen), nur eine Gruppe gefragt ist – junge Mädchen und Frauen. Ja, die kaufen mehr Mode, doch folgt man Modemachern wie Michael Michalsky, so soll der Trend – Stichwort Nachhaltigkeit – ja dahin gehen, auf exzessiven Konsum zu verzichten. Da kommen wieder wir Männer ins Spiel. Wir brauchen nicht zu jedem Event einen neuen Anzug, zu jeder Party ein neues Hemd, neue Schuhe, zig Taschen.

Vielleicht ist aber genau das der Grund, warum die Modebranche Männer augenscheinlich maximal duldet. Wir würden nicht gleich in Ohnmacht fallen, wenn man uns die 1.000 Tasche, dass 1.000 Holzfällerhemd, das xte T-Shirt oder noch eine Krawatte präsentiert. Ob das bei den vielen Mädchen und jungen Damen gestern bei Dockers der Fall war?

Beim Bäcker ist das gleich alles anders. Da sind die Männer beim Brötchenkauf in der Überzahl.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.

Foto: genussmaenner.de

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