Morgengruß von Helmut Harff: Schnäppchenwahn

Billig ist ein Klimakiller

Alles soll möglichst billig sein. Wir sind auf der Schnäppchenjagd. Sieht man sich um, so kann man zu der Einschätzung kommen, dass wir ein Volk von Schnäppchenjägern sind. Nun kann man ja sagen, dass es toll ist, wenn wir unser Geld zusammen halten.

Das kann man sagen. Doch stimmt das deshalb? Nein, denn jeder weiß, dass wer billig kauft, am Ende mehr bezahlt, als der, der sich dafür entscheidet, in Qualität zu investieren. Das gilt für Lebensmittel, das gilt für Dinge des Alltags, für Mode, aber auch für eher langlebige Güter bis hin zu Autos und Häusern. Ich beobachte diesen Trend schon seit langem. So achtete ich heute auch darauf bei der Vor-Auftakt-Veranstaltung der IFA in Berlin. Dort präsentierten sich Firmen wie WMF, Samsung, Kärcher oder Jura. Das sind allesamt keine Unternehmen, die als Billigheimer gelten. Und doch, die Mitarbeiter am Stand waren sichtlich froh, wenn sie Preise für ihre Produkte nennen konnten, die eben nicht als exorbitant hoch gelten.

Wir haben also augenscheinlich Probleme, wenn Dinge ihren Preis haben, auch dann, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis eigentlich sehr gut ist. Ich habe so etwas in Boutiquen, beim Fahrradhändler oder auch beim Autokauf erlebt. Überall hörte ich, dass die Dinge teuer seinen. Selbst im Golfshop ist so etwas zu hören.

Ich will das aber nicht hören, ich will hören, wie gut die Dinge sind, wie haltbar, wie langlebig. Ich will hören, dass die Dinge ihren Preis wert sind. Das hörte ich heute eigentlich nur bei Jura. Mit der hochwertigen Kaffeemaschine setzt sein Besitzer ein Statement, zeigt, dass er Qualität schätzt und sich die auch leisten kann. So eine Jura-Maschine ist keine Anschaffung für ein, zwei Jahre, sondern etwas für einen ganzen Lebensabschnitt. Für mich ist das wirklich nachhaltig, ökologisch und unter dem Strich auch ökonomisch.

Nach dem Besuch der Minimesse kam ich über den Alexanderplatz, von den Berlinern kurz Alex genannt. Hier liefen mir viele junge Leute mit ökologisch einwandfreien Papiertüten über den Weg. Die zierte alle das Logo der Super-Billig-Klamottenkette Primark. Ich hatte nicht mit so eine Menge von jungen Billig-Mode-Käufern und vor allem Käuferinnen gerechnet.

Wieso fragen Sie und verweisen darauf, dass die jungen Leute ja nicht viel Geld haben. Das ist sicherlich so. Doch dass angesichts der Fridays for Future-Bewegung, die ja angeblich die ganze deutsche Jugend erfasst haben soll, genau diese Jugendlichen weiter Billig-Mode shoppen, hat mich dann doch gewundert. Die Welt retten, den Alten und der Politik zumindest verbal in den Allerwertesten treten und dann für den Urlaub Ramsch kaufen - das passt aber so gar nicht zusammen. Warum protestieren all die, die am Freitag das Klassenzimmer mit der Straße tauschen nicht vor Ramschverkäufern?

Billiges Zeug kaufen, das kaum die Ferienzeit überlebt, das ist ein riesiger Klimakiller. Mit jedem Billigkauf schädigen wir unsere Umwelt. Das soll überhaupt nicht heißen, dass wir Verzicht üben sollen. Wir sollen nur unseren Kopf einschalten und nicht wahllos shoppen - zumindest dann, wenn wir etwas für unseren Planeten tun wollen. Und das wollen wir doch alle.

Ich würde jetzt gerne frühstücken, aber der Wagen der rollt - in Richtung Österreich. Auch keine klimarettende Aktion, aber so ist der Job. Deshalb kaufe ich ja sonst bewusst - heißt nachhaltig.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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