Morgengruß von Helmut Harff: Hier spielt die Zukunft

Junge Leute begeistern

In Berlin treffen sich dieser Tage hunderte junger Menschen. Sie haben etwas mitzuteilen, haben eine Mission und auch eine Botschaft. Sie sind ganz sicher keine Schulschwänzer, sie fordern auch nicht mehr als Anerkennung ein, stellen kaum Forderungen, sind hochmotiviert.

Die jungen Damen und Herren wissen sich zu benehmen, haben Stil, der sich wie gestern wieder zu beobachten auch in ihrer Kleidung ausdrückt. Die allermeisten dieser jungen Leute sind keine Individualisten und sie haben auch überhaupt kein Problem, sich den Anweisungen älterer Menschen zu fügen.

Wenn diese zum Teil wirklich noch sehr jungen Menschen auftauchen - und das tun sie zumeist in großen Gruppen - so beunruhigt das weder die Polizei noch den Staatsschutz. Vor allem ältere Leute kommen, um ihre Botschaften zu hören.

Die Jugend da zeigt, dass eine Verständigung unter den Menschen, unter Männern und Frauen aus sehr verschiedenen Kulturen und mit sehr unterschiedlichen Lebensauffassungen völlig problemlos funktionieren kann - wenn man dann nur will. Und die jungen Leute wollen. Sie brennen für das, was sie machen - und das verbindet Völker, das verbindet Kulturen und das öffnet Herzen.

Worüber ich spreche? Über die 20.(!!!) Auflage des Jugendorchester-Festivals "Young Euro Classic", das unter dem Motto "Hier spielt die Zukunft" gerade wieder Abend für Abend - und manchmal auch den ganzen Tag - die Berliner und ihre Gäste in seinen Bann zieht. So sorgte gestern das Nationale Jugendorchester Rumäniens für wahre Beifallsstürme und Standing Ovations. Insgesamt vier Zugaben mussten das Orchester unter Cristian Mandeal und der Solochellist Stefan Cazacu geben, eher das Publikum hochzufrieden das Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt kurz vor 23 Uhr verlies.

Interessant war, dass die so gern als Nationalisten verschrieenen Rumänen kein einziges Stück eines heimatlichen Komponisten spielten. Auch so kann man auf Vorurteile reagieren.

Was mich an "Young Euro Classic" so begeistert ist weniger die Tatsache, dass das ein privat organisiertes Festival ist, als die Tatsache, dass man es schafft, dass ein Konzert eines Jugendorchesters aus Rumänien - oder woher auch immer - nahezu restlos ausverkauft ist. Mal ehrlich, würde ich eine Einladung zu einem solchen Konzert einfach mal so bekommen, ich bin mir nicht sicher, ob ich der folgen würde. "Young Euro Classic" dagegen ist ein absoluter Garant für höchste Qualität. Wobei ich mich immer wieder frage, wie es die jungen Musiker schaffen, einen so in ihren Bann zu ziehen, so zu begeistern, so mitzureißen. Das muss wohl an der jugendlichen Frische, an der Begeisterung der teilweise noch sehr jungen Damen und Herren, an ihrer Spiellaune liegen, die sich fast von der ersten Note an auf uns, das Publikum überträgt.

Ehrlich, mir fallen keine Superlative mehr für "Young Euro Classic", die Macher hinter den Kulissen und den Akteuren auf dem Konzertpodium ein. Die sind aber eigentlich auch gar nicht nötig. Sichern Sie sich doch noch schnell die wenigen Karten oder kommen Sie am 4. August zum gemeinsamen Singen des Schlusschores "Ode an die Freude" aus Beethovens 9. Sinfonie auf den Berliner Gendarmenmarkt. Das wird ganz sicher eines der Highlights des Sommers 2019 in der Hauptstadt und Sie können dann sagen: Ich war dabei und andere sangen noch schlechter als ich. Wer da noch schlechter singt? Ich, selbstverständlich.

Jetzt wird nicht gesungen, sondern gefrühstückt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Foto: Andrew McCoy

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