Morgengruß von Helmut Harff: Ein Rückblick

… in Sachen Mode

Gestern schrieb ich hier ja darüber, wie ich mich auf die Suche nach meinen Ahnen begeben habe. So eine Suche beginnt immer im näheren Umfeld und mit dem Blick in die Fotoalben. Fotoalben? Unwissende mögen googlen.

Ich suchte also gestern wieder einmal die alten Alben aus dem Schrank und blätterte die durch. Gut, dass meine Leute früher so klug waren, bei den Fotos zu vermerken, wann die Fotos wo gemacht wurden und wer da zu sehen ist.

Es dauerte gar nicht lange und da interessierte mich etwas ganz anderes.  Fotoalben sind auch ein modisches Gedächtnis.  Ich war erstaunt, was ich in den vergangenen Jahrzehnten so alles getragen habe. Augenscheinlich war ich schon in sehr, sehr jungen Jahren modemutig, mutiger, als zum Teil heute. Wobei ich schon einräumen muss, dass ich sicherlich auch ganz „normal angezogen“ zu sehen bin.

Alles fing damit an, dass ich Kleider trug, was sich später gelegt hat. Das erste Foto zeigt mich im Taufkleid. Auch auf weiteren Fotos bin ich im Kleid zu sehen. Da ich ein blond gelocker Knabe war – in  den 1950er Jahren schon mit langen Haaren – kamen meine Mutter und meine Tante auf die Idee, mich und meine Cousine als Zwillinge auszugeben. Geprägt hat mich das wohl nicht. Später trug ich kratzende Wollstrümpfe an Strumpfhaltern. Die wurden dann von der Lederhose abgelöst.

Dann tat sich modisch nicht viel – bis zur Jugendweihe. Da bin ich in Anzug, rosa Rüschenhemd und Schuhen mit Toreroabsätzen zu sehen. Ähnlich chic bin ich auf dem Schul-Abschlussfoto. Nichts mit dem Einheits-FDJ-Hemd. Ich trage einen schwarzen Anzug, blütenweißes Hemd, Lackschuhe und einen coolen und schmalen Lederbinder. Und dann sind da  noch die Fotos, die mich im Nato-Parker oder im Knautschlackmantel zeigen. Niemand kann behaupten, dass ich modisch einseitig unterwegs war.

Heutige Fotos zeigen mich mit rotem Hut und ebenfalls roten Schuhen zum schwarzen Anzug. Das zeigt vielleicht doch, dass mir Mode wichtig war und ist.

Schon erstaunlich, was so Fotos einem über einen selber und die Zeit, in der man gelebt hat, zeigen. Eigentlich schade, dass man heute die Fotos im besten Fall brav geordnet in einer Cloud oder irgendwo auf dem Rechner ablegt. Ob man die sich in 50 oder 60 Jahren noch ansehen kann? Es wäre für die nachkommenden Generationen mehr als schade, wenn man nicht mehr sehen kann, wie die Leute einst aussahen, wenn die heute geborenen nicht mehr über ihre modischen Entgleisungen lächeln können.

Was mir auch aufgefallen ist: Es gibt nicht ein Foto von mir beim Frühstück. Wahrscheinlich hat man damals nicht einfach alles was einem vor die Linse kam, fotografiert. Filme, deren Entwicklung und die Abzüge kosteten einfach zu viel Geld.

Ich sollte mich mal daran machen, meine digitalen Fotos zu sortieren und auch mit den notwendigen Angaben zu versehen. Das klingt nach einer Sisyphosarbeit. Na, mal sehen.

Jetzt frühstücke ich erst einmal mit der Besten Frau der Welt, die meinen modischen Rückblick auch erheiterte.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Foto: Pixabay

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