Morgengruß von Helmut Harff: Ich liebe Service

... doch der ist Mangelware

Nach meiner ganz subjektiven Wahrnehmung gibt es in Deutschland sowohl ein Nord-Südgefälle, als auch ein West-Ostgefälle. Dabei meine ich gar nicht die erbrachte Wirtschaftsleistung, die Zahl der Armen und Abgehängten oder das Bildungswesen.

Was ich meine, ist, dass es beim Service so ein Gefälle gibt. Wenn ich es genauer betrachte, so hat das Gefälle beim Serviceniveau schon etwas mit Bildung, mit Armut und mit der Wirtschaft zu tun. Da wo der Service funktioniert, wo man von Anbieterseiter her serviceorientiert ist und auch so agiert, wo andererseits die Menschen auch den Service zu schätzen wissen, da geht es den Menschen - so mein Empfinden - auch besser als in der Service-Diaspora. Daran ändern zumindest kurzfristig auch Service-Leuchttürme nicht viel - die es selbstverständlich gibt.

Wobei ich es für etwas wohlfeil halte, nur auf die einzuprügeln, die eben den Service nicht in dem möglichen Maße anbieten, wie er möglich, wie er schön wäre. Wenn Service nicht eingefordert wird, wenn man vor angebotenem Service eher zurück schrickt, als die Angebote mit einem Lächeln und einen freundlichen "Danke" zu genießen, funktioniert das nicht.

Wer meinen gestrigen Kommentar gelesen hat, ahnt, worum es mir geht. Für alle anderen: Ich bin mit der Besten Frau der Welt gerade zu Gast im 5-Sternehotel "Klosterbräu" im Tiroler Seefeld. Nun geht man als Gast einer solchen Nobelherberge schon davon aus, das man hier etwas vom Service versteht. Das ist auch im "Klosterbräu" selbstverständlich der Fall.

Doch so wie eben 5-Sterne-Hotel nicht gleich 5-Sterne-Hotel ist, so ist auch der Service sehr unterschiedlich. Man kann durchaus sagen, dass da Welten zwischen liegen können.  Selbst da, wo der Service zuhause ist - im Süden Deutschlands und eben in Österreich - gibt es solche Unterschiede.

Hier im "Klosterbräu" - das 2016 als Hotel seinen 200. Geburtstag feierte - lebt und liebt man es, den Gast zu verwöhnen, für ihn da zu sein. Ich schrieb ja gestern, dass man hier nicht Gast, sondern Familienmitglied ist. Bezogen auf den gebotenen Service - der völlig unaufgeregt und diskret daherkommt - ist man hier aber schon weit mehr als ein normales Familienmitglied. Das wird sicherlich nicht so umsorgt, wie man es als Gast im "Klosterbräu" erlebt.

Ein Beispiel gefällig: Man fährt mit dem Auto vor dem Hotel vor, gibt an der Rezeption seinen Autoschlüssel ab und sagt, was man aus dem Auto auf dem Zimmer haben möchte. Bis man seinen Begrüßungs-Champagner genossen hat, ist alles auf dem Zimmer angekommen und das Auto geparkt. Stellt man dann am Abend fest, dass man doch etwas vergessen hat, so dauert es keine zehn Minuten und das Gewünschte wird einem mit einem Lächeln übergeben.

Das ist hier im "Klosterbräu" Standard - leider nicht in allen 5-Sterne-Hotels. Vielleicht liegt das daran, dass der gebotene Service nicht zu den wichtigsten Kriterien für die Vergabe der Sterne gehört. Allein bei diesem Punkt müsste das "Klosterbräu" mindestens 7 Sterne bekommen.

Das gilt ebenfalls für das Frühstück - das wir jetzt nach einer Yoga-Stunde genießen werden.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und uns mehr Service - wo auch immer.

Foto: genussmaenner.de

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