Aufgespießt: Alles aus der Konserve?

Das macht einsam ...

(Helmut Harff / Chefredakteur) Heute gibt es alles aus der Konserve. Man muss das Haus gar nicht mehr verlassen, um alles genießen zu können - so wird gern kolportiert.

So ging es auf der Erotikmesse "Venus" in Berlin wie schon seit Jahren nicht mehr nur um lebende nackte Tatsachen, sondern immer mehr um virtuelle Lustbefriedigung. Wer da noch von Genuss spricht, wundert mich. Wobei, man braucht keinen Partner, muss nicht an Verhütung denken und es steht nie die Frage, ob man das gezeugte Kind auch wirklich bekommen will. Es führt nur dazu, dass wir Deutsche irgendwann aussterben. Doch wer soll dann das Weltklima retten?

Merkwürdig fand ich auch die Idee, dass man ja nicht mehr ins Theater, in die Oper gehen muss, sondern sich das auch als Konserve rein ziehen kann. Wer so einen Schwachsinn vorschlägt, war sicherlich noch nie im Theater oder ist da sofort eingeschlafen. Theater ist das ganze Gegenteil von Konserve, es ist jeden Tag anders und ein Erlebnis, das einfach nicht in eine Konserve passt.

Es gibt ja auch den Trend, alle Museumsbestände in Konservenform zu präsentieren. Gut ist sicherlich, wenn die Bestände digitalisiert werden. Doch für mich ist zumeist die Grenze überschritten, wenn man anstelle eines realen Museumsbesuchs einen virtuellen absolviert.

Es ist eben etwas völlig anderes, wenn man Kunst und Kultur life erlebt, wenn in dem Theater, in dem Saal, in dem Raum auch andere Menschen sind. Es ist was anderes, wenn man ein Theaterstück, eine Oper, ein Ballett vom Fernsehsessel aus erlebt oder sich auf den Weg macht und alles vor Ort erlebt. Ich habe auch hier die Befürchtung, dass dank solcher Konserven massiv zu einer Vereinsamung, einer körperlichen und geistigen - kommt. Ein Trend, der mich beunruhigt, der aber noch umkehrbar ist.

Vor Jahren wollte man auch alle Bücher in eine Konservendose namens E-Book sperren. Wenn man sich umsieht, so ist das nur teilweise gelungen. Ich sehe überall Menschen lesen - Menschen aller Altersklassen. Wer sich dieser Tage auf der Frankfurter Buchmesse umgesehen hat, weiß wovon ich rede, wenn ich meine, dass das E-Book nicht gerade auf dem Vormarsch ist. Vom Kleinkind bis zum Greis - alle wollen augenscheinlich Bücher. Bücher, die man in die Hand nehmen und später ins Regal stellen kann.

Bei Konserven fallen einem selbstverständlich konservierte Lebensmittel ein. Ohne geht es sicherlich nur ziemlich schwierig. Schließlich konserviert man als Kleingärtner auch selber Lebensmittel. Doch das hat in vielen Fällen nichts oder zumindest nicht viel mit den unzähligen und zumindest teilweise unsinnigen Konserven im Supermarkt zu tun. Wenn ich selber etwas konserviere, weiß ich, was da drin ist. Ich kenne nur sehr wenige Dinge, die konserviert frischen Lebensmitteln das Wasser reichen können.

Ich befürchte, wenn wir nur noch Konserven - in welcher Form auch immer - konsumieren, dann verkümmert unser Leben. Wir kennen, wir riechen, wir sehen, wir schmecken und hören dann nicht mehr die Realität, sondern nur noch das, was uns Dritte in die Konserven gesteckt haben. Das macht uns ärmer und es ist noch leichter, uns zu manipulieren.

Ach ja, Konserve sind auch alles andere als ökologisch. Die haben häufig einen ziemlich großen ökologischen Fußabdruck - auch wenn man den nicht immer gleich sieht.

Foto: Pixabay

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