Grabgestaltung im Zeitalter der Individualität

Erste menschliche Sterbeuhr lädt zum Nachdenken ein

Die erste menschliche Sterbeuhr zeigt an, wie viele Menschen dieses Jahr in Deutschland statistisch schon gestorben sind   

Individualität ist ein Megatrend – und beeinflusst zunehmend auch die Gestaltung der eigenen Bestattung. Neuesten Studien von Matthias Horx (Zukunftsinstitut) und der Universität Passau zufolge sollte man jedoch bedenken: Die Gestaltung des Grabes hat einen großen Einfluss darauf, ob die Hinterbliebenen ihre Trauer bewältigen, aus ihrer Trauer eine unbelastete, schöne Erinnerung machen können. Die Hinterbliebenen sollten also mitentscheiden können! Das betrifft uns alle.

Denn: Alle 33 Sekunden stirbt ein Mensch in Deutschland. 108 jede Stunde und fast 955.000 jedes Jahr*. Schon vor unserem eigenen Tod macht er uns als Hinterbliebene zu Betroffenen.

Sind wir richtig darauf vorbereitet, so dass Trauer auch heilsam sein kann? Müssen wir in Zeiten der Individualisierung nicht auch unseren bisherigen Umgang mit dem Tod ändern, individuelle Möglichkeiten der Trauer ermöglichen? Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. will jetzt mit einer neuen Initiative Antworten und Denkanstöße geben, die auf Ergebnissen aktueller Studien beruhen.

Tod und Trauer sind in der Gesellschaft in vielen Bereichen immer noch tabu, viele sind darauf nicht vorbereitet, viele damit allein. Es braucht eine neue, respektvolle, öffentliche Diskussion darüber, wie eine heilsame Trauer besser gelingen kann – wie aus ihr eine unbelastete Erinnerung werden kann.

Was muss sich dafür verändern?

Antworten darauf wollen die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. und verschiedene Experten aus Wissenschaft und Praxis mit dem neuen Onlinemagazin www.trauer-now.de (live seit 25.10.2019) geben. Hier werden neben wichtigen Beratungsstellen auch neueste, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse präsentiert.

Dr. Dirk Pörsch­mann ist Geschäfts­führer der Arbeits­ge­mein­schaft Friedhof und Denkmal e.V. und Direktor von Zentral­in­stitut und Museum für Sepul­kral­kultur in Kassel: „Trauer ist etwas, über das wir ungern sprechen, aber sie geht uns früher oder später alle an. Wir möchten zu einer heilsamen Trauerkultur anregen, die die Hinterbliebenen in den Mittelpunkt rückt. Um heilsam trauern zu können, brauchen wir echte und lebendige Orte, die Raum für individuelle Rituale bieten, und wir brauchen die Bereitschaft, Trauernden mit einem offenen Herzen zu begegnen. Mit unserem Onlinemagazin trauer-now.de wollen wir Inspirationen geben, wie der Abschied von geliebten Menschen wahrhaftig, würdevoll und heilsam gelingen kann.“

Er nennt ein Beispiel für Dinge, bei denen die Trauer besser gestaltet sein könnte: „So brauchen Menschen beispielsweise Orte, an denen sie mit ihrer Trauer so frei umgehen dürfen und können, wie es ihnen gut tut. Dazu muss die Welt der Friedhöfe nicht völlig neu erfunden werden. Aber Menschen benötigen auf dem Friedhof Beisetzungsorte, die einen positiven, einen lebendigen Trauerprozess ermöglichen, und an dem sie individuelle Trauerhandlungen durchführen können, ohne auf Grabpflege verpflichtet zu werden.“

* 954.874 Sterbefälle 2018, Quelle: Statistisches Bundesamt

Foto: Nino Halm

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