Morgengruß von Helmut Harff: Ich bin kein weißer Mann

… und werde doch diskriminiert

Dieser Tage beschwerte sich ein aus Marokko stammender deutscher Journalist und Autor darüber, dass er diskriminiert wurde und  bemerkte augenscheinlich gar nicht, dass er unter anderem mich gerade diskriminierte.

Warum? Er hatte ein Buch geschrieben, in dem es über weiße Männer geht. Ich habe mir den Titel nicht gemerkt, aber die weißen Männer waren darin nicht die Guten. Nun höre ich die Frage, warum er mich damit diskriminiert hat. Ehrlich, es war nicht nur er, sondern auch der Sender. Ob ich eingeladen worden wäre, wenn ich ein Buch über wenig nette schwarze Männer geschrieben hätte?

Doch wirklich diskriminiert fühle ich mich immer, wenn ich – von wem auch immer – als Weißer bezeichnet werde. Noch mehr ärgert mich das, wenn ich den anderen nicht als Schwarzen oder Gelben oder als Rothaut bezeichnen darf, bezeichnen soll, wenn der sich genau darüber aufregt. Ja, ich bin hellhäutig, aber nicht weiß. Weiße Menschen haben einen Defekt und man bezeichnet sie als Albinos. Die gibt es überall und sie werden hier genau wir in Afrika oder sonst wo angestiert. Wobei ich auch schon einen Bericht darüber gesehen habe, wie Menschen auf dem afrikanischen Kontinent mit pigmentlosen Menschen umgehen.

Der da im Radio sein Buch promoten durfte, führte nun mal wieder an, dass wir ja beispielsweise die Bösen, die Diskriminierer sind, weil wir unseren Kindern damit Angst machen, dass der schwarze Mann kommt. Erstens ist es eine bescheuerte Angstmache, zweitens machen das Eltern hierzulande schon seit Jahrhunderten. Da kannte man hier noch gar keine dunkelhäutigen Menschen, keine Neger. Man kannte aber Köhler, Schornsteinfeger, schwarz gewandete Männer, die die Pesttoten beseitigten. Vor all diesen Leute hatte man Angst. Was lag also näher, als Kindern vor dem schwarzen Mann angst zu machen. Und heute? Da macht man Kindern zurecht Angst vor weißen Männern, denn die sind die Pädophilen, sie missbrauchen Kinder.

Doch noch mal zur Diskriminierung: Ja, ich fühle mich zunehmend diskriminiert und das vor allem von Gutmenschen, die die gleiche Hautfarbe haben wie ich. Die sprechen vom weißen Mann und das in aller Regel nicht freundlich. Sie merken ja dabei kaum, dass sie selber zu denen gehören, die sie da ständig diskriminieren. Komisch ist, dass mich Menschen anderer Hautfarbe es eben zumeist gar nicht diskriminierend meinen, wenn sie mich als weißen Mann bezeichnen. Ja, ja, der Mann da im Radio war kein so freundlicher Zeitgenosse.

Was sollte man nun aus all dem schließen, was ich da wieder geschrieben habe? Es ist wirklich total egal, welche Hautfarbe jemand hat. Niemand sollte einen anderen deswegen auch nur kritisieren, geschwiege denn diskriminieren. Es gibt nämlich nicht den Weißen, den Schwarzen, den Roten oder Gelben. Und wenn einer wirklich weiß ist, so ist das auch ein ganz normaler Mensch – nur etwas weißer. Es sollte auch niemand versuchen, aus seiner Hautfarbe – die ja nun wirklich nicht sein Verdienst ist – irgendwelche Vorteile zu ziehen. Schließlich ist es so, dass es unmögliche, etwas nettere und sehr nette Menschen gibt, egal welche Hautfarbe sie haben.

Wenn man sich darauf einigen kann, dann bin ich gern eine weiße Langnase, die sich gern einen Kameruner oder einen Amerikaner schmecken lässt.

Richtig, die kann ich mir ja vom Bäcker mitbringen, wenn ich noch schnell die Frühstücksbrötchen für die Beste Frau der Welt und mich hole.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Sonntagsfrühstück.

Foto: Pixabay

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