Morgengruß von Helmut Harff: Sabine und das Virus

… oder der ganz normale Irrsinn

Was ist nur los in Deutschland? Sind wir ein Volk von Hysterikern geworden? Haben wir unseren gesunden Menschenverstand irgendwo liegen gelassen oder hat der uns schlicht verlassen? Ich kann mir nur an den Kopf fassen.

Was ich meine? Da kommt Fräulein Sabine, eine stürmisch aufbrausende Winterfee daher und wir üben uns in Untergangsszenarien. Die Deutsche Bahn verkriecht sich in ihren Depots vor der Dame und stellt angesichts eines ganz normalen Sturms mal kurz ihren ganzen Betrieb ein. Soviel ich mitbekommen habe, taten das die meisten Mitwettbewerber nicht. Stürmte es bei denen weniger, hatten die eine Abmachung mit der Sturmbraut oder sitzen in denen Führungsetagen weniger ängstlich Typen?

Was macht das mit einem Land, wenn der größte Anbieter im öffentlichen Verkehr so auf eine nun wahrlich nicht als Supersturm angekündigte Wetterlage reagiert, wenn im wortwörtlichen Sinn alle Räder bei der Deutschen Bahn still stehen? Es zeigt, dass auf diesen Anbieter kein Verlass ist. Nicht die Bahn, sondern das Auto, das eigene Auto ist das angesagte Verkehrsmittel. Was wäre zum Beispiel, wenn man wegen Wetterunbilden oder anderen chaotischen Zuständen mal fünf- oder zehntausend Menschen evakurieren müsste? Auf die Deutsche Bahn kann man sich ja dann wohl nicht verlassen – nur auf das Auto.

Wer freut sich also über die Bahn – genau, die Autolobby. Was sagen die Klimaschützer dazu, wenn die Bahn, wohl gemerkt die Deutsche Bahn, erst nicht fährt und dann auch noch verkündet, dass sie mit Hubschraubern ihr Streckennetz – das sind immerhin noch 33.500 Kilometer – auf Schäden untersuchen lassen will? Ökologie und Verantwortung sieht für mich anders aus, auch wenn es durchaus mal passieren kann, dass ein Baum auf einer Schiene landet oder eine Oberleitung beschädigt. Wenn das die Bahn nicht hinbekommt, so ist das mit der Elektrifizierung vielleicht keine so gute Idee gewesen. Eine Schönwetterbahn – das ist auf jeden Fall nichts, was wir in Deutschland brauchen.

Ach ja, für den Montagabend waren ja weitere stürmische Winde angesagt, die jederzeit und überall Bäume fällen können. Warum ist da die Deutsche Bahn eigentlich gefahren?

Und dann ist da noch der Coronavirus. Der scheint mindestens genauso furchtbar in Deutschland zu wüten, wie die stürmische Sabine und ihre Geschwister. Es droht Tod und Verderben. Schon 14 Menschen hierzulande sind – leider – an dem Virus erkrankt. Da muss man soooooo aufpassen, so vorsichtig sein, da muss man um jeden Asiaten eine großen Bogen machen, ihn eigentlich sofort steril verpacken, wenn nicht gleich in seine Heimat zurück eskortieren. Was das nun wieder soll?

Die Beste Frau der Welt und ich haben uns am Montag sehr früh gegen alle Warnungen mit dem Auto quer durch Deutschland von der polnischen Grenze aufgemacht nach Frankfurt am Main. Ja, es windetet schon mal stark und auch der Regen prasselte hin und wieder massiv auf das Autodach. Doch so neu und bedrohlich war das alles nicht. Unser Ziel war erneut die Messe Ambiente. Klar war da kaum was los, denn kein Bahnreisender kam ja nach Frankfurt. Doch auch sonst eher lange Gesichter an den Ständen. Der Grund: Die großen Einkäufer, die mit denen alle gern Geschäfte machen, haben keine Vertreter nach Frankfurt geschickt. Man hatte Angst, dass sich jemand bei den vielen asiatischen Ausstellern mit dem Coronavirus anstecken könnte. Komisch, selbst die Asiaten selber schienen davor keine Angst zu haben, denn niemand der Aussteller und nur ganz, ganz wenige Besucher trugen einen Mundschutz. Auch die aufgestellten Desinfikationsstationen wurde nur höchst selten genutzt.

Ich hätte das ja noch verstanden, wenn man der Veranstaltung aus Angst vor einer Masernansteckung – davon gab es 2018 in Deutschland 528 Fälle – oder wegen der gerade herrschenden Grippewelle der Messe fern geblieben wäre? Aber wegen dem Coronavirus? Wobei, wenn ein Land auf den bloßen Verdacht hin, da könnte einer vielleicht und überhaupt infiziert sein, seine Bürger 14 Tage in Quarantäne steckt, dann macht die Absage vielleicht sogar Sinn.

Egal, ich gehe jetzt zum Bäcker und davor zur Apotheke – wir beide sind leicht angeschlagen. Sie wissen schon – Grippe und so.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück und etwas Gelassenheit.

Foto: Pixabay

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