Morgengruß von Helmut Harff: Männer, Männer

... genießt das Leben

Wie ja wohl bekannt ist, verbringe ich meine Zeit gerade im Krankenhaus. Viele, die ich hier getroffen habe, haben nicht damit gerechnet, dass es ausgerechnet sie trifft. Mann steht im Leben, will voran kommen, will zeigen was man kann, dass man alles schafft.

So ging mir das auch, obwohl ich schon meinte, darauf zu achten, das Leben auch zu genießen. Doch dann steht man in der Notaufnahme und verschwindet wenig später auf Station, wie es so wenig schön im Krankenhausjargon heißt. Egal welche Diagnose man bekommt, ob "nur" ein  vereiterter Blinddarm oder Lungenkrebs, es zeigt, dass man zu jeder Zeit aus seinem Leben gerissen werden kann.

Mal ist es nur ein kleiner, mal ein ziemlich großer Schuss vor den Bug. Den hört man immer erst, wenn es schon passiert ist - man ist krank. Dabei trifft es jeden, den der versucht gesund durchs Leben zu kommen, genau wie den, der raucht, säuft und auch sonst nichts für seine Gesundheit tut. Es kann also jeden ereilen.

Doch was sagt uns das? Einfach so weiter machen, einfach so weiter im Hamsterrad rumlaufen und meinen voran zu kommen, einfach weiter den tollen Kerl mimen, der sich nur auf der Überholspur wohl fühlt? Sagt uns das, dass wir unserem Schicksal doch nicht entrinnen können? Nein, das sagt uns so eine ungewollte Auszeit ganz und gar nicht. Zum einen ist sicher jede Krankheit besser zu überwinden, je fitter man ist, je gesünder man schon bisher gelebt hat. Es ist sicherlich auch etwas leichter zu ertragen, einige Tage oder Wochen im Krankenhaus zu verbringen, wenn man zumindest nicht ständig davon überzeugt ist, das ohne einen die Welt zusammenbricht.

Und ich, was ziehe ich für Konsequenzen, dass meine Lunge etwas kleiner geworden ist? Ich werde für sehr lange Zeit kleiner Brötchen backen müssen. Es geht nicht mehr so schnell, aber dafür mit noch mehr Genuss. Ich muss noch mehr auswählen, was ich wirklich will, was mir Spaß macht, was mir nützt. Ich will noch viel erleben, ich will das Leben in vollen Zügen genießen. Doch dazu braucht es deutlich weniger Geltungsdrang, dafür etwas mehr Einsicht in die Notwendigkeit und auch die Einsicht, dass ein Berg nicht nur von oben, sondern auch von unten schön anzusehen ist.

Jetzt freue ich mich erst einmal darauf, morgen wieder mit der Besten Frau der Welt - ohne die gar nichts geht - wieder am heimischen Frühstückstisch zu sitzen.

Ihnen wünsche ich allen ein genussvolles Frühstück.

Foto: Picabay

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