Morgengruß von Helmut Harff: Stadt oder Land

... oder wie sich die Dinge ändern

Ich bin ein Großstädter, ich bin ein Berliner – um es mit einem US-Präsidenten zu sagen. Ich bin in Berlin geboren und habe die Stadt immer nur ungern verlassen. Ohne Berlin, da würde ich sterben.

Ja, so war das bis vor kurzem. Dann kamen die Beste Frau der Welt und ich auf die Idee, uns ein dörfliches Zweitdomizil zuzulegen. Nein, wir wollten keine Schafe, Ziegen oder Hühner züchten, wir wollten hin und wieder unsere Ruhe. Wir wollten den Wald vor der Tür und hinter dem Haus einen kleinen Garten. So etwas findet man bezahlbar im sogenannten Speckgürtel um Berlin so gut wie nicht mehr. Doch wenn man sich darüber hinaus umsieht, wird man noch immer fündig. Wir wurden das in der Lausitz und fanden eine Wohnung in einer ehemaligen NVA-Offizierssiedlung.

Wir mutierten also zu zeitweisen Landeiern, die sich vor allem über die frische Luft, die Eier von glücklichen Hühnern und Fleisch direkt vom Erzeuger freuen. Berlin ist nach wie vor nicht aus der Welt und das Pendeln danke der Autobahnnähe beider Wohnungen kein Problem. Selbst mit öffentlichen Verkehrsmitteln funktioniert das recht gut.

Wer nun – wie ich einst auch – meint, auf dem Dorf weckt einen mit dem ersten Sonnenstrahl der Hahn und es riecht an jeder Ecke ländlich-sittlich, dem kann ich sagen, dass das zumindest hier in der Lausitz nicht der Fall ist. Auch Wildschweine und ähnliches Getier sorgen hier für weniger Chaos, als in Berlin. Die bleiben hier brav im Wald und verschonen die Gärten – zumindest eher als in Berlin.

Ja, auf dem Land ist viel, viel weniger los als in der Hauptstadt. Alles andere wäre ja auch mehr als merkwürdig. Doch selbst auf dem Dorf und den umliegenden Städten und Ortschaften gibt es mehr interessante Veranstaltungen, als man besuchen kann. Manchmal ist es sogar so, dass man Künstler hier ganz einfach interviewen kann, während das in Berlin selbst mit guten Kontakten nicht möglich ist. Doch wie gesagt, die große Stadt liegt ja in Reichweite.

Warum ich nun wieder das erzähle? Weil wir in der jetzigen Krise heilfroh sind, uns auf unser Dorf zurück ziehen zu können. Die Gefahr, sich hier mit dem blöden Virus anzustecken, ist nicht größer, als vom Wolf gefressen zu werden. Und das ist mehr als ein guter Grund für uns, die wir beide zur sogenannten Risikogruppe gehören, die große Stadt zu meiden. Kurz nach einer Lungen-OP möchte ich mir keine weitere Lungenentzündung einhandeln.

Wie gesagt, ist das Risiko auf dem Land viel, viel geringer. Wo nur wenige Leute leben, kann man sich leichter aus dem Weg gehen. Hier ist derzeit sogar die Versorgung besser – es gab nur wenige Tage kein Klopapier. So konnten wir die in Berlin zurück gebliebenen Angehörigen mit dem wichtigen Gut versorgen. Raus zu gehen, sich sportlich zu betätigen, Rad zu fahren, das ist alles auf dem Land problemlos und angstfrei möglich. Es stört auch keinen Nachbarn, wenn man wann immer man will den Grill anwirft.

Was ich sagen will: Es lebe die Großstadt, doch das Leben auf dem Land ist gesünder, wenn auch nicht so spannend. Dafür lebt man auf dem Land sicherlich günstiger – die Verlockungen sind einfach kleiner. Und, um es mit der Besten Frau der Welt zu sagen: Hier bekommt man von dem ganzen Corona-Virus nicht sehr viel mit. Es passierte vorher nicht sehr viel, es passiert jetzt etwas weniger und es wird auch später nicht viel mehr passieren – außer das man sich um seine Gesundheit deutlich weniger Sorgen als in der Umgebung der Kanzlerin machen muss.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Eberhard, Wanda, Isadora, Max

Foto: Pixabay

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