Morgengruß von Helmut Harff: Wer den Pfennig nicht ehrt

… ist des Talers nicht wert

Ja, es gibt so Sprüche, von denen glaube ich, dass ich sie das erste Mal schon im Kreissaal gehört habe. Einer war ganz sicher „Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert“. Pfennig? Taler? Menschen mit der Gnade der späten Geburt sollten Oma oder Opa Google fragen, was das ist.

Kaum war ich aus den Windeln raus, hörte ich den Spruch wieder. Als ob ich damals in den 1950er Jahren je im Besitz eines Talers gekommen wäre. 10 Pfennig waren schon ausreichend für den Besuch einer Kindervorstellung im Kino. Doch das machte auch nichts, denn dann ehrte ich eben den Pfennig umso mehr. Später stieg nicht nur der Kinopreis um 100 Prozent, auch mein Bedarf an Pfennigen wuchs. Und, oh Wunder, ich Pfennigehrer wurde für mein Tun belohnt und brachte es sogar zum Taler, den es selbstverständlich in der DDR nicht gab, aber bei uns für den Wert von 3 Mark stand.

Das alles fiel mir ein, als ich im Supermarkt ein Centstück fand. Also eigentlich fand nicht ich die Münze, sondern ein Dreikäsehoch, dem man wohl im Kreissaal etwas anderes als mir erzählt hat. Das Kind wollte sich nach der Münze bücken, doch die Mutter verbot es mit den Worten, dass das doch nur ein Cent sei und womöglich dreckig. Ich wartete nur noch auf den Hinweis darauf, dass da ja Coronavieren drauf seien.

Ich, immer noch geprägt von meiner Kindheit, hob den Cent auf, spuckte drauf – und das in diesen Zeiten – und steckte ihn mir in die Tasche. Das Kind beobachtete mich und frage die Mutter, was ich da mache. Die Mutter hatte wohl keine Ahnung. Ich half aus, doch sie meinte nur, dass man ja für so einen Cent nichts zu bekommen sei. Unter Einhaltung der Abstandsregel erzählte ich ihr von dem Spruch und sieh da, sie kannte ihn wirklich nicht, fand ihn aber nicht schlecht. Ich schenkte ihr daraufhin den Glückscent, den sie – Viren hin oder her – auch dankend in die Tasche steckte.

Ich dachte dann an der Kasse anstehend, was das sonst so mit dem Pfennig auf sich hatte. Wenn man ein Portomaine kaufte, so war da immer ein extra dafür geprägter Glückspfennig drin. Verschenkte man so eine Geldbörse,  so wechselte man den gegen einen realen Pfennig aus. Ob das heute auch so ist? Ich weiß es nicht, denn ich habe schon lange kein Portomaine gekauft oder verschenkt.

Ja, und dann fiel mir noch ein, was ich einmal in der Schule geantwortet habe, als es um die Frage geht, wie viel Geld man braucht um als reich zu gelten. Großes Rätselraten, viele verunsicherte Kinder. Ich meinte dann, dass man einen Pfennig braucht. Die Klasse johlte und ich bekam einen roten Kopf. Doch die Lehrerin wollte wissen was ich meine. Ich stotterte dann, dass man reich ist, wenn man immer einen Pfennig mehr hat, als man an Geld gerade braucht. Das war wohl der einzige Pfennig, für den ich eine Eins bekam. Die dummen Gesichter meiner Klassenkameraden waren deutlich mehr wert.

Ja, ja, daran hat sich ganz sicher bis heute nichts geändert. Gerade heute sollten wir den Pfennig ehren, denn dass ich das erzähle hat einen Grund und der heißt „National Lucky Penny Day“ oder auf gut deutsch: „Tag des Glückspfennigs“.

Ich habe nicht nur einen Glückspfennig in der Tasche, sondern auch die Besten Frau der Welt, mit der ich jetzt frühstücke.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück, Gesundheit und immer einen Glückspfennig in der Tasche.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Renate, Désirée, Alma

Foto: Pixabay

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