Morgengruß von Helmut Harff: Oh, dieser Sonnenbrand

Beobachtungen am Badesee

30 Grad im Schatten schon am Vormittag – da hat ein Badesee etwas magnetisches. Da braucht es auch keine Maske, nur auf die Einhaltung der Abstandsregelungen wird Wert gelegt.

Damit kann man leben, also ab aufs Rad und auf zum so lange vermissten Badevergnügen. Der Parkplatz ist nur mäßig besetzt und selbst die sonst überquellenden Fahrradständer weisen noch Lücken auf. Ich hatte vorher mein Ticket online gebucht – also musste ich auch nirgend anstehen. Keine Strandkörbe lockten. Na gut, setzt man sich eben mit Abstand von den anderen Badegästen in die Sonne.

Klärchen strahlt über alle Backen und heizt uns Blaßmenschen tüchtig ein. Da sollte man sich beizeiten mit einem Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor eincremen. Wenn man wie ich mit der Besten Frau der Welt unterwegs ist, ist das kein Problem. Doch was macht man als Single? Mann kommt einfach nicht an jede Stelle ran – zumindest wenn man kein Schlangenmensch ist. Da ist Hilfe gefragt – aber die sitzt mindestens zwei, eher fünf oder mehr Meter entfernt. Eine Distanz, die schier unüberwindlich scheint. Niemand bietet Hilfe an, niemand bittet um Hilfe. Das gilt für die, die nur so Nähe herstellen können, genau wie für die, die sich sonst vor helfen wollenden Händen schier nicht retten können.

Nähe ist verboten – und das sorgt bei dieser Sonne schon bald für brennende und ungesunde Hautverfärbungen. Wer da nicht aufpasst, lieber das Shirt anlässt, der kann sich sehr bald auf die Nähe einer Krankenschwester in der Notaufnahme freuen, wenn der Arzt eine Verbrennung, einhergehend mit Kreislaufversagen diagnostiziert. Es dauert dann nicht lange, bis sich die Haut wie bei einer sich häutenden Schlange vom verbrannten Körper löst.

Ich nenne so etwas einen Corona-Kollateralschaden. Doch der entsteht am Badesee nicht nur bei einem Sonnenbrand. Die Abstandsregeln, auf deren Einhaltung die Bademeister mehr als auf die Badenden achten, haben noch andere Schäden zur Folge. Gemeinsam Sport treiben, rumtoben, am Kiosk gemeinsam ein Bier trinken oder ein Eis essen, das ist fast nur in Familie möglich. Nahezu völlig unmöglich ist es, einen zwischenmenschlichen Kontakt – landläufig Flirt genannt - herzustellen. Single im Strandbad – da ist und bleibt man mindestens so allein wie auf dem heimischen Balkon. Mich – ich bin ja Gott sei Dank glücklich liiert – würde das ziemlich frustrieren.

Doch wo ein Wille, da auch ein Weg. Als wir den Badesee verlassen, beobachten wir zwei oder drei Pärchen, die wir im Bad noch als Single bedauert hatten, die die Abstandsregeln sträflich aber verständlich missachteten. Ob man das nur tat, um etwas gegen den Sonnenbrand zu tun? Für mich sah das nicht so aus. Das machte mir wieder Mut, schließlich hatte ich mir schon Sorgen um den Fortbestand der Menschheit gemacht. Die ist ohne Nähe wirklich nicht denkbar.

Nähe, die genieße ich immer mit der Besten Frau der Welt, mit der ich jetzt in der Sonne sitzend frühstücke.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück und Gesundheit.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Mathilde, Eva, Evelyn

Foto: Pixabay

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