Sie sind praktisch, nicht unbedingt aufregend, dafür aber vielseitig und irgendwie die rollende Version des Schweizer Offiziersmesser. Vermutlich ist angesichts der zahlreichen Einsatzmöglichkeiten noch kein Marketingexperte auf die Idee verfallen, für Hochdachkombis eine ansprechendere Bezeichnung zu finden.
Schließlich ist diese Fahrzeuggattung vor allem als Begleiter von Handwerkern und Logistikunternehmen entwickelt worden, und da zählen allein die praktischen Werte. Das gilt auch für die Pkw-Versionen der Transporter, die vor allem bei Familien zunehmend beliebt werden. Bei Toyota übernimmt der Proace City Verso seit dem Frühjahr die Rolle des Familientransporters, der ursprünglich als Opel Combo, Peugeot Rifter und Citroën Berlingo entwickelt wurde.
Damit rollen die Japaner in ein deutlich wachsendes Segment. Insgesamt 140.000 Hochdachkombis wurden im vergangenen Jahr in Deutschland zugelassen, und zwei Drittel entfielen dabei auf die Pkw-Versionen. Offensichtlich haben Kunden, für die ein SUV nicht in Frage kommt, erkannt, dass diese Gattung am Ende mehr zu bieten hat. Vor allem deutlich mehr Platz und weniger kritische Blicke der Anti-SUV-Fraktion. Die Pkw-Variante des Transporters tauften die Toyota-Manager Proace City Verso und nahmen dabei die alte Typenbezeichnung Verso auf, die einmal für die Familien-Vans der Marke stand. Schon die Kurzversion (4,4 Meter Länge) bietet ausreichend Volumen für die Durchschnittsfamilie und den Großeinkauf am Wochenende oder den Jahresurlaub.
In der Vergangenheit verwöhnten die Pkw-Varianten der Kleintransporter nicht unbedingt mit Komfortwerten und zeigten unübersehbar ihren Nutzwert-Charakter. Das hat sich geändert. Der Proace City Verso kommt mit einem angenehm abgestimmten Fahrwerk zu den Kunden. Unebenheiten werden sauber geschluckt, und dank des großzügig bemessenen Radstands (2,79 Meter in der kurzen Version) und den langstreckentauglichen Sitzen erreicht der Familien-Transporter gute Komfortwerte. Fahrer und Passagiere sitzen wie bei einem SUV leicht erhöht und haben so einen guten Überblick über das Geschehen vor ihnen. In der zweiten Reihe haben die Kunden die Wahl zwischen drei Einzelsitzen, die jeweils über eine Isofix-Kindersitzbefestigung (einmalig im Segment) verfügen, oder einer durchgehenden Sitzbank. Für Großfamilien lassen sich zwei weitere Sitze für die dritte Sitzreihe ordern, was allerdings bei der Kurzversion den Gepäckraum deutlich reduziert.
Bei den gewählten Materialien kann der Verso seine Verwandtschaft zur Nutzfahrzeugszene allerdings nicht verheimlichen. Sauber verarbeiteter Hartkunststoff dominiert, was jedoch nicht weiter stört. Schließlich lassen sich die Flächen leicht reinigen. Praktisch ist die separat aufklappbare Heckscheibe, über die man den Laderaum bestücken kann. Das zahlt sich vor allem in engen Parklücken aus, wo die riesige und weit nach oben öffnende Heckklappe leicht zu sperrig werden kann.
Der Diesel arbeitet dezent nagelnd im Hintergrund und beschleunigt die Variante mit 130 PS (96 kW) auf maximal 185 km/h. Bei mehr als 160 km/h macht sich allerdings der konstruktionsbedingt deutliche Luftwiderstandsbeiwert lautstark bemerkbar. Da hilft dann, entweder den Gasfuß zu lupfen oder die Audioanlage aufzudrehen. Zwischen null und 100 km/h vergehen 11,4 Sekunden. Das sind für dieses Segment gute Werte.
Wie von einem Familientransporter nicht anders zu erwarten, gehört der Verso zu den gutmütigen Vertretern und stellt den Fahrer nicht vor Probleme. Allerdings fordert die ganze Auslegung des Familientransporters ohnehin nicht zu sportlicher Fahrweise heraus. Dank des satten Drehmoments von 300 Newtonmetern (bei 1750 Umdrehungen) steht stets ausreichend Leistung bereit, was vor allem beim Zwischensprint gerne in Anspruch genommen wird. Als Kraftübertragung kommt ein angenehm zu schaltendes manuelles Sechs-Gang-Getriebe zum Einsatz. Gegen Aufpreis ist auch eine Acht-Stufen-Automatik lieferbar.
In diesem Segment zählen allerdings weniger die dynamischen Daten als vielmehr die inneren Werte. Im Innenraum warten so viele Ablagemöglichkeiten, auch unter den Sitzen, im Fahrzeugboden und unter dem Dach, dass unterhaltsame Suchspiele veranstaltet werden können. Die Instrumentensammlung ist übersichtlich angeordnet, und in den gehobenen Versionen lässt sich über den Acht-Zoll-Bildschirm das Smartphone vernetzen. Auch in Sachen Konnektivität ist der Familien-Transporter also auf der Höhe der Zeit. Trotz seiner Abmessungen gehört der Proace City Verso zu den handlichen Vertretern seiner Art. Allerdings könnte die Rückfahrkamera etwas weitwinkliger ausgeführt sein, um das Rangieren zu erleichtern. Toyota verspricht einen Verbrauch von 4,2 Litern auf 100 Kilometer. Tatsächlich genehmigt sich der Diesel 6,1 Liter, was aber immer noch für eine Reichweite von gut 800 Kilometern reicht.
Die Preisliste für den Proace City Verso beginnt bei 20.660 Euro für die bereits gut ausgerüstete Basisversion Combi mit 110 PS starkem Benziner. Die empfehlenswerte Variante Team Deutschland bietet unter anderem neben dem Toyota-Sicherheitspaket Einparkhilfen vorne und hinten, Heckkamera, eine erweiterte Verkehrszeichenerkennung und eine Klimaautomatik.
Fotos: Auto-Medienportal.Net/Toyota