Morgengruß von Helmut Harff: Spargelsilvester

Es ist nun vorbei

Es kommt selten vor, dass mich ein Geistlicher bei seinem Morgengruß im Radio – ja, der heißt etwas anders – zum Lächeln bringt. Gestern gelang das einem, denn er sprach vom heutigen Spargelsilvester. Entschuldigung, dass ich das Wort „ausgeliehen“ habe.

Ja, Spargelfelder wie auf dem Bild werden wir erst im kommenden Jahr wieder sehen. Die Spargelsaison endet am 24. Juni, dem Johannistag. Zu lesen ist, dass das damit zu tun hat, dass es ab diesem Termin noch 100 Tage bis zum ersten Frost des Jahres hin sind. Diese Zeit braucht der Spargel, um durchzuwachsen, das Spargelkraut zu bilden und genügend Kraft zu sammeln, um auch im nächsten Jahr Stangen bilden zu können.

So, nun bin ich meinem Bildungsauftrag auch heute nachgekommen. Doch mich bewegt mehr, ob es noch Lebensmittel gibt, die einfach ihre Zeit haben. Wer frischen Spargel aus heimischen Anbau genießen will, kann das eben noch heute und noch morgen tun. Dann ist dieses Gemüse nur noch zu bekommen, das eine lange Reise hinter sich hat. Und wer will das.

Ich habe nach dem Pfarrerwort überlegt, was es an frischen Lebensmittel noch nur zeitlich begrenzt zu kaufen gibt. Da fällt mir Wild ein, das einfach nur zu bestimmten Zeiten gejagt werden darf und damit auch nur dann frisch in den Handel kommen kann. Ich glaube auch, dass das bei frischen Karpfen so ist – es sei denn, man angelt den selber. Aber so ganz sicher bin ich mir nicht.

Und sonst? Mir fällt nichts weiter ein. Das finde ich schade und ich verstehe auch nicht, warum Erzeugergemeinschaften und ähnliche Einrichtungen das nicht als Marketing-Instrument einsetzen. Frühkartoffeln gibt es eben nur bis zu einem Termin. Frische Kirschen aus Deutschland bekommt man nur bis zu diesem Datum. Ich kann mir das auch bei Rhabarber, bei Erdbeeren und bei anderem Obst und Gemüse vorstellen, dass einfach nur frisch und „von um die Ecke“ zur Verfügung steht.

Das würde für uns Genießer, für uns Verbraucher zeigen, dass diese Lebensmittel aus deutschen Landen frisch auf den Tisch kommen – um mal einen alten Werbeslogan zu bemühen. Es wäre aber auch ein Anreiz, genau in den angegebenen Zeiträumen vor allem diese Lebensmittel zu kaufen – eben wie beim Spargel. Es ist ja so, dass man Dinge, die immer verfügbar erscheinen auch irgendwann mal kauft. Nur was eben nicht immer zu bekommen ist, muss man dann kaufen, wenn sie verfügbar sind. Das macht sich ja der Handel Tag für Tag mit zeitlich begrenzt beworbenen Dingen zu nutze. Willst Du den Rabatt, so komme noch heute ins Geschäft und kaufe – so die Botschaft.

Warum gibt es diese Botschaft eigentlich fast nur für den Spargel und eben nicht für anderes Obst und Gemüse? Ich stelle hiermit meine Idee kostenlos zur Verfügung.

Gleich nach dem Frühstück mit der Besten Frau der Welt schwingen wir uns aufs Rad und fahren zu unserem Spargelbauer. Ab morgen gibt es da ja keinen mehr.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Karin, Elias, Heidelinde

Foto: eckwe / pixelio.de

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