Corona-Krise baut Vorurteile gegen Digitalisierung ab

... so eine Studie im Auftrag der Initiative „Digital für alle“

Die Bundesbürger freunden sich offenbar zunehmend mit der Digitalisierung an. Und daran hat die Corona-Krise einen nicht unerheblichen Anteil, wie eine aktuelle Studie im Auftrag der Initiative „Digital für alle“ nahelegt.

Darin heißt es nämlich, während der Corona-Pandemie habe sich bei vielen Menschen ihr Verhältnis zur Digitalisierung geändert. Denn gerade die Corona-Krise zeige, „wie wir digitale Technologien zum Wohle aller nutzen können“, erklärte der Präsident des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), Achim Berg, bei der Vorstellung der Studie.

Zu deren wesentlichen Ergebnissen zählt, dass inzwischen jeder Dritte der für die Studie Befragten (32 Prozent) der Digitalisierung seit Corona offener gegenübersteht. Nur noch jeder Fünfte (21 Prozent) beurteilt demnach Digitalisierung kritischer. Rund drei Viertel (73 Prozent) der mehr als 1.000 Befragungsteilnehmer sehen die Digitalisierung als Chance an. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies ein Plus von 5 Prozentpunkten. Als gefährlich schätzen 25 Prozent der Befragten die Digitalisierung ein, das entspricht einem Minus von 6 Prozentpunkten gemessen an 2019. Unterm Strich gab in der Befragung mit 53 Prozent mehr als die Hälfte der Teilnehmer an, dass sich ihre Einstellung zum Thema Digitalisierung nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie verändert hat – für die meisten zum Positiven. Für 44 Prozent änderte sich hingegen nichts.

Das größte Problem bei der Nutzung digitaler Technologien stellt laut dieser Untersuchung für die meisten eine unzureichende Nutzerorientierung dar: So geben 65 Prozent aller Befragten mangelnde Nutzerfreundlichkeit als hohe Hürde an. Eine Mehrheit von 58 Prozent sieht zudem in komplizierten Bedienungsanleitungen sowie fehlender Unterstützung bei technischen Fragen oder Problemen (56 Prozent) wichtige Hemmnisse. Unverständliche Angaben zum Datenschutz nennt jeder Zweite (53 Prozent) als nachteilig. Eine geringere Rolle bei Kritik an digitalen Technologien spielen demnach fehlendes Technikverständnis (41 Prozent), unklare Vorstellungen über Nutzenvorteile (39 Prozent), mangelndes Interesse an digitalen Technologien (34 Prozent) und hohe Anschaffungskosten (34 Prozent).

Die große Mehrheit der Deutschen sehe somit die Digitalisierung positiv und betone vor allem die Chancen und Vorteile, die digitale Technologien bieten, fasste Bitkom-Chef Berg zusammen. Corona habe in den vergangenen Monaten gerade die digitalen Bedarfe überdeutlich vor Augen geführt, meinte der Präsident des Deutschen Landkreistages, Landrat Reinhard Sager, bei der Präsentation der Studienergebnisse. Digitale Dienste seien auch „ein wesentlicher Baustein für gleichwertige Lebensverhältnisse und zur kraftvollen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung überall in Deutschland“, betonte er.

Damit scheint sich jener Paradigmenwechsel zu vollziehen, den die Autoren der sogenannten Big-Data-Studie des Goslar Instituts noch vor Jahresfrist forderten. Sie machten in der Studie mit dem Titel „Die Big-Data-Debatte“ deutlich, dass die Erhebung und Auswertung großer Datenmengen, die mit der Digitalisierung einhergeht, auch als Chance begriffen werden muss – nicht nur für die heimische Wirtschaft als wichtigen Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb, sondern eben auch für jeden Einzelnen. Denn Digitalisierung und Big Data im Zusammenspiel mit Künstlicher Intelligenz ermöglichen Fortschritte sowie bessere Dienstleistungen in wichtigen Bereichen wie Mobilität, Wohnen und Gesundheit. Und sie können, wie gerade erlebt, auch in Krisenzeiten die Kommunikation untereinander sicherstellen bzw. den Erhalt des Jobs gewährleisten. Zudem ruhen große Hoffnungen bei der Bekämpfung der aktuellen Pandemie – nicht nur aufseiten der Verantwortlichen, sondern ebenfalls der Bürger – auf der sogenannten Corona-Warn-App, die im Auftrag der Bundesregierung von Experten entwickelt wurde und Neu-Infektionen mit dem Corona-Virus verhindern soll.

Hier wird ein Mehrwert für jeden Einzelnen durch Big Data in Form von Smart Services, also nutzenstiftenden Anwendungen, deutlich, wie sie Prof. Dr. Fred Wagner vom Institut für Versicherungslehre (IVL) der Universität Leipzig stellvertretend für die anderen Verfasser der Big Data-Studie des Goslar Instituts bei einer Diskussionsveranstaltung zu diesem Thema (Goslar Diskurs vom 24. Januar 2019) skizzierte. Dieser Mehrwert werde von den Konsumenten geschätzt, besonders wenn es um die Abwehr von Gefahren gehe, erklärte der Wissenschaftler – nicht zuletzt von Gefahren für die Gesundheit. Sobald der Bürger solchen Mehrwert erkenne, kippe auch seine Grundskepsis gegenüber Big Data, machte Prof. Wagner deutlich – und nahm damit wichtige Entwicklungen während der Corona-Pandemie vorweg.

Wie andere individuelle Vorteile durch Digitalisierung und Big Data bei einem bedeutenden Zukunftsthema wie der Mobilität aussehen können, machte der Vorstand der HUK-COBURG Versicherungsgruppe, Dr. Jörg Rheinländer, in einem Gespräch mit Prof. Wagner am Beispiel der sogenannten Telematik-Tarife deutlich. Diese ermöglichen nämlich eine individuellere Risikobewertung und damit gerechtere Prämien – für jeden einzelnen Versicherten wie auch für die Versicherungsgemeinschaft insgesamt. Da die Telematik-Tarife gutes, sprich defensives, vorausschauendes und sicheres Fahren belohnen, geben sie Kfz-Versicherungskunden einen positiven Anreiz zu verantwortungsbewussterem Fahren, stellte Dr. Rheinländer fest. Dabei gehe es der HUK vor allem darum, bessere Fahrer zu belohnen, betonte er. Und da Telematik auch eine Voraussetzung für ökologischeres Fahren darstellt, bringt sie Vorteile für die gesamte Gesellschaft, so der HUK-Vorstand.

Indem die Corona-Krise die Vorteile und Chancen, welche Digitalisierung und Big Data bieten, greifbar macht, trägt sie mit zur Veränderung der Einstellung der Bundesbürger zu diesen Zukunftstechnologien bei. Dies verdeutlichen die Ergebnisse der aktuellen Studie der Initiative „Digital für alle“. Nicht nur in dieser Hinsicht gibt die Pandemie möglicherweise wichtige Denkanstöße für die Gestaltung der Zukunft, hoffen viele Experten.

Quelle: Goslar-Institut

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