Morgengruß von Helmut Harff: Deutsch! Deutsch?

Wie wir sprechen …

Es wird immer wieder bemängelt, dass wir kein gutes deutsch mehr sprechen – dass wir immer mehr das Englische in unsere Sprache lassen, dass wir nicht mehr deutsch sondern denglisch sprechen.

Stimmt, viele Begriffe unserer Alltagssprache stammen aus dem englischen oder klingen zumindest so. Ja, in einigen Berufen wird weit mehr englisch als deutsch gesprochen und sogar in Restaurants wird man nicht auf deutsch, sondern eben auf englisch begrüßt.

Halt! Wo wird man auf englisch begrüßt? Im Restaurant? Ist das deutsch? Nein, das ist nicht deutsch, das ist französisch. Ja, unsere Sprache ist alles andere als frei von internationalen Einflüssen. Jahrhunderte lang sprachen die, die etwas auf sich hielten und in einem der vielen deutschen Kleinstaaten lebten, lateinisch, griechisch und sogar eher hebräisch als deutsch. Deutsch war das, worin sich das einfache Volk irgendwie verständigte.

Das hat sich im Laufe der Geschichte zwar verändert, doch viele Begriffe stammen aus dem Lateinischen, aus dem Griechischen, aus dem jahrhundertelang präferierten Französisch und vielen anderen Sprachen. Selbst das Russische hat kleine Spuren hinterlassen. Verwunderlich ist für mich noch immer, dass die Sprachen von Mitbewohnern, von Nachbarn wie Türkisch, wie dem heutigem Griechisch, dem Spanischen, dem Portugiesischen oder dem Polnischen so gut wie keinen Einfluss auf die deutsche Sprache haben. Zumindest habe ich das so nicht beobachtet.

Heute hörte ich einen Begriff, der mir schon lange nicht mehr zu Ohren gekommen ist. Die Rede war davon, dass da jemand einen großen Reibach gemacht hat. Eigentlich ist das ein sogenannter weißer Schimmel, denn Reibach bedeutet ja einen großen Gewinn zu machen. Doch man setzt diesem aus dem Rotwelschen, dem Jiddischen stammenden Wort immer gern noch einen drauf, um zu zeigen, dass der gemachte Gewinn nicht nur hoch, sondern unanständig hoch war – und das vermutlich ohne zu malochen. Und da bin ich gleich beim zweiten jüdischen, jiddischen Begriff, von denen wir ebenfalls viele benutzen, ohne das wir auch nur im Geringsten daran denken, dass wir Begriffe verwenden, die ursprünglich nicht zum Deutsch-Sprech gehörten.

Viele Sprachen haben also Einfluss auf unser heutiges Deutsch gehabt. Viele erkennen wir heute kaum noch als solche. Und wer bedauert das? Vielleicht Sprachpuristen, vielleicht Leute, die eine krude Vorstellung von dem haben, was Deutsch bedeutet? Wir alle anderen gehen ins Café, fahren unser Auto in die Garage, fahren unseren Computer hoch, grillen unser Steak und beobachten die Entwicklung des Corona-Virus. Da sollte man den seit einigen Jahrzehnten wachsenden Einfluss des Englischen auf unsere Sprache eher gelassen sehen. Vielleicht werden das folgende Generationen viel positiver sehen, wenn wir nicht mehr denglisch, sondern einen Kauderwelsch aus deutsch und chinesisch sprechen.

Wie ist das mit den Begriffen von den Dingen, die auf dem Frühstückstisch der Besten Frau der Welt und mir stehen? Joghurt, Konfitüre, Kaffee, Croissants, Camembert oder Tomaten? Egal, wir genießen all die Köstlichkeiten.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ulrich, Berta, Elisabeth, Else

Foto: Pixabay

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