Seat feiert seinen 70. Geburtstag. Was 1950 als Lizenzfertigung des Fiat 500 in Barcelona begann, ist mittlerweile zu einem nicht unbedeutenden Baustein im VW-Konzern geworden.
Jüngst hat sich die Marke breiter aufgestellt und mit dem Portfolio unter dem neuen Namen Cupra eine eigene Produktpalette in Aussicht gestellt. Bislang waren Cupra-Versionen nur die Spitzenmodelle der Seat-Baureihen, dann kam der Cupra Ateca mit einem eigenen Gesicht auf die Welt, im September folgt der mehr als 300 PS starke Formentor, ein Crossover-SUV mit sehr dynamischer Linienführung. Für rund 45.000 Euro soll er im September starten.
Dass es die Spanier ernst mit ihrer Zukunft nehmen und das vor den strengen Kontrolleuren in Wolfsburg auch tun müssen, zeigt das Investitionsprogramm, das Seat bis zum Jahr 2025 vorgestellt hat. Fünf Milliarden Euro sollen für die Entwicklung neuer Fahrzeuge und technische Lösungen ausgegeben werden. Neben der Finanzspritze für die neue Marke Cupra, die im kommenden Jahr wohl das erste selbst entwickelte batterieelektrische Fahrzeug anbieten will, soll in Spanien am „digitalen Motor des VW-Konzerns“ gearbeitet werden, so der Vorstandsvorsitzende Carsten Isensee bei einer Veranstaltung in Barcelona. Hierfür ist die Software-Schmiede Seat-Code in der katalonischen Hauptstadt eingerichtet worden, 150 Mitarbeiter sollen hier die digitale Zukunft der Mobilität für den Konzern gestalten.
Barca wirbt für den Formentor
Fahrzeuge mit dem Cupra-Label seien nicht nur besonders dynamische Automobile, sondern ein Ort, an dem man keinen Luxus brauche um sich einzigartig zu fühlen, heißt es. Der hohe Anteil der Dynamik-Seats im Modellmix zeigt, dass dieser Anspruch beim Käufer auf fruchtbaren Boden fällt. In Deutschland wird jeder dritte Ateca und Leon als Cupra verkauft, in Mexico liegt der Anteil der sportlichen Seats bei über 30 Prozent. Die Marke selbst soll sich zwischen Volumenangeboten und Premium-Automobilen positionieren. Sicher keine schlechte Idee, den FC Barcelona als Markenbotschafter und für den Formentor zu gewinnen.
Seat bricht unterdessen selbst mit der Tradition zweispuriger Fahrzeuge. Mit Elektrorollern, die nicht nur gekauft, sondern auch geleast, ausgeliehen und geteilt werden können, soll die urbane Mobilität voran gebracht werden. Das Projekt startet Mitte Juli zunächst in Barcelona. Vor allem junge Kunden hat man dabei im Fokus. Und die liegen den alteingesessenen Marken des Konzerns besonders am Herzen. Seat-Käufer sind im Durchschnitt zehn Jahre jünger als die Interessenten bei VW, Skoda und Audi. Und sie kommen zu 70 Prozent von anderen Marken, sind also vom Wettbewerb eroberte Kunden.
Nicht nur Elektroantriebe
Die Elektrifizierung der Modellpalette erfährt gesteigerte Aufmerksamkeit. Ende 2020 kommt der gerade erneuerte Kompaktwagen Leon als Plugin-Hybrid auf die Straßen, weitere Modelle sollen folgen. Ende 2025 sei man im Stammsitz Martorell bereit, auch rein elektrische Fahrzeuge zu produzieren, so Wayne Griffiths, Chef der Marke Cupra und Marketingvorstand bei Seat. Der Bruder des elektrischen VW Polo, der Mii Electric, ist mittlerweile ausverkauft. Ein Nachfolgemodell ist nach derzeitiger Planung nicht vorgesehen. Aber Griffiths erteilt dem Verbrennungsmotor keine endgültige Abfuhr: Wir werden immer Kunden haben, die einen Benziner oder Diesel haben wollen, so der Cupra-Chef. Vor allem bei den SUV sein die Nachfrage nach dem Selbstzünder hoch. Und die machen bei Seat mittlerweile mehr als 50 Prozent des Absatzes aus.
Der Vertriebsweg der Cupra-Modelle soll unterdessen auch in Zukunft auf gewohnten Strukturen aufbauen. Gerüchten, nach denen Seat einen direkten Absatz über das Internet anstrebe, erteilte Griffiths eine Absage. Etwa 30 Prozent der 350 Vertragshändler in Deutschland werden sich speziell für den Verkauft von Cupra-Modellen vorbereiten. Hierfür soll es umgestaltete Ausstellungsräume geben, die speziell jüngeres Klientel ansprechen sollen.
Ob die Prognosen Bestand haben werden, hängt auch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie ab, die Spanien besonders hart getroffen hat. Fast zwei Monate lagen die Anlagen in der Produktion brach oder arbeiteten im Notbetrieb. Und letztlich spielen in einer globalisierten Welt auch Situationen in weiter Ferne eine Rolle. Das musste Seat erfahren, als man die Entwicklung des kleinen batterielektrischen Fahrzeug zunächst an die VW-Konstrukteure in China verlor, von wo sie nach einem Einbruch des Elektroauto-Marktes im Reich der Mitte wieder nach Wolfsburg verlagert wurde. Und der Cupra El-Born wird wohl auch nicht in Martorell zusammengebaut werden. Er soll auf Basis des modularen Elektro-Baukastens des Konzerns bei VW in Zwickau von den Bändern laufen.
Foto: Auto-Medienportal.Net/Seat
Auch der Diesel zündet weiterhin
... so der Seat-Ausblick
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