Morgengruß von Helmut Harff: Im Verein vereint

... sind gern auch Individualisten

Vor Jahrzehnten gab es im Berliner Radiosender RIAS - das heißt Rundfunk im amerikanischen Sektor - eine Sendung "Im Verein vereint". Ich habe mich damals gewundert, zu welchem Zweck sich Menschen in einem Verein zusammenschließen.

Warum? Ich bin wohl ein Mensch, den man mit Fug und Recht als Individualist bezeichnen kann. Alles was organisiert abläuft, damit habe ich meine Schwierigkeiten. Das ist zumindest so, wenn ich nicht der Macher, der Organisator bin.

Ich lasse mir nicht gern vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Das passiert nach meiner Erfahrung in sehr vielen Fällen in Vereinen. Aber es gibt auch viele andere Situationen, in denen das so ist. Deshalb halte ich mich nur sehr ungern an von anderen aufgestellten Vorgaben. Klar geht das häufig nicht anderes – beispielsweise bei organisierten Reisen oder bei vielen Presseterminen.

Doch auch da kommt es immer wieder vor, dass ich mich nicht an die Planung halte, mein Ding mache, wie man so schön sagt. Wenn das einsichtig ist und nicht die anderen, die eben anders als ich ticken, behindert oder ausbremst, dann ist das zumeist auch kein Problem. Allerdings muss ich immer wieder erleben, dass die Organisatoren mein Ausbrechen als Angriff auf ihre Person, auf ihr Organisationstalent sehen. Manchmal ist das wohl auch so, wenn aus meiner Sicht eben keine gute Arbeit geleistet wurde.

Und nun stelle man sich mal vor, ich wäre Vereinsmitglied. Da trifft man – so meine Erfahrung – auf mindestens so viele Regeln, wie man sie im „normalen“ Leben kaum antrifft. Da gibt es Regeln, Vorschriften und sogar Gesetze, die das Vereinsleben regulieren. Die regulieren und reglementieren damit auch mich. Wehe, wenn man sich daran nicht hält. Spätestens dann stehen die auf der Matte, die sich gern in Vereinen austoben – die Vereinsoberen. Sicherlich gibt es ganz tolle Vereinsvorstände, doch die Realität sieht für mich in viel zu vielen Fällen anders aus.

Und was ist vor knapp zwei Jahren passiert? Ich bin Mitglied in einem der 600.000 deutschen Vereinen geworden. Ich bin Mitglied im Lausitzer Golfclub. Damit gehöre ich zu den rund 650.000 Golfern, die auf mehr als 700 Golfanlagen hierzulande den Golfschläger schwingen. Die werden übrigens seit 1951 Jahr für Jahr mehr – also nichts mit elitärem Sport. Das war damals eine ziemlich spontane Idee, die ich bis heute nicht bereut habe. Ja, es gibt beim Golf Regeln. Die gibt es aber für alle Golfer, ob die Mitglied in einem Club sind oder nicht. Doch Golfer sind nun mal Individualisten, die sich mal mehr, mal weniger mit anderen in Turnieren zum Kräftemessen treffen.

Heute treffen wir uns wieder im Golfclub. Eigentlich wollte man groß feiern, Gäste aus der Politik und der Wirtschaft, prominente Golfer und ausländische Golffreunde begrüßen. Warum? Der Lausitzer Golfclub blickt auf ein viertel Jahrhundert seit seiner eher holprigen Gründung zurück. Es war ja auch eine eher abwegige Idee, zwischen Braunkohlegruben und am äußersten östlichen Ende der Republik einen Golfclub zu gründen. Heute, 25 Jahre später, ist auch das eine ostdeutsche Erfolgsgeschichte. Leider können wir nicht so feiern wie wir wollen – der Grund ist bekannt. Doch wir können schon seit Wochen wieder unserem Sport nachgehen – im Verein vereint.

So jetzt schnell mit der Besten Frau der Welt frühstücken und dann ab auf den Golfplatz.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Arnulf, Ulf, Friedrich

Foto: genussmaenner.de / Autor im Golfclub Zell am See

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