Morgengruß von Helmut Harff: Männchen? Männlein? Kerl?

Wann hört diese Diskriminierung endlich auf?

Wenn Sie sich bei sehr vielen heranwachsenden weiblichen Wesen, aber auch bei gestandenen Frauen so richtig unbeliebt machen wollen, wenn Sie mal Ziel eines Shitstorms sein möchten, dann bezeichnen Sie die genannten als Fräulein, als Weib oder gar als Weibchen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß.

Es reicht aber in immer mehr Fällen schon aus, auf die weibliche Ansprache zu verzichten, um zumindest verbal geohrfeigt zu werden. Eigentlich ist man erst zufrieden, wenn es heißt „Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Diverse und sehr geehrte Herren“. Bitte genau in dieser Reihenfolge. Fräulein oder Weib – das sind inzwischen Nogos, die man ins sprachliche Nirwana verbannt hat.

Damit kann man vielleicht leben, doch wie ist das umgekehrt? Flimmert da nicht Tag für Tag das Sandmännchen über die Bildschirme? Gibt es in Leipzig nicht noch immer das Messemännchen? Singen die Kleinen nicht immer noch vom Männchen im Walde, das da auf einem Bein rumsteht? Sucht man im Kreuzorträtsel nicht immer noch das Wort Kerl, wenn nach einem handfesten Mann gefragt wird? Und wer regt sich darüber auf? Ja, Angst vor dem „Schwarzen Mann“ darf man nicht mehr verbreiten, aber eine „Schwarze Frau“ in Form einer Schornsteinfegerin gilt noch immer als Glücksbringerin, die man sogar berühren darf.

Bitte, bitte nicht falsch verstehen, ich will unsere Sprache nicht „aufräumen“, ich will nicht sagen „die Vergewaltiger, die Vergewaltiger mit Sternchen und die Vergewaltigerinnen“, ich mag „die Sonne“ und „den Mond“. Ich mag sogar Männchen, auch wenn man bei Wikipedia dazu lesen kann: Männchen ist eine Diminutivform von Mann. Selbst gegenüber kleinen Jungen hat seine Benutzung fast immer einen pejorativen (abwertenden) Zug. In früheren Zeiten war es aber eine durchaus gebräuchliche Koseform für den Mann.

Wobei mir der kalte Kaffee hoch kommt ist, dass es Frauen – nicht allen aber vielen medienpräsenten Wortführerinnen – stinkt, wenn man Fräulein, Weib oder ähnliche Begriffe verwendet, aber überhaupt nichts gegen Männchen, Männlein oder Kerl zu haben scheinen. Ich finde, wer A sagt muss auch B sagen oder noch besser darauf verzichten, die Welt zu retten – zumindest die sprachliche. Es hat sich nämlich bisher aus meiner Sicht nicht viel zwischen den Geschlechtern geändert, nach dem ein Damendessousgeschäft oder ein Tiefbauunternehmen eine „Verkäuferin/Verkäufer/Divers“ oder einen „Tiefbauerin/Tiefbauer/Divers“ suchen. Schauen Sie mal, wie viele Männer BHs und Strapsgürtel verkaufen und wie viele Frauen man in einer Baugrube findet.

Wer die Welt retten will, wer etwas für die Verbesserung des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern tun will, für den gibt es sehr viel zu tun. Der Kampf gegen Bezeichnungen wie „Fräulein“ oder „Männlein“, gegen „Weib“ oder „Kerl“ gehört ganz sicher nicht dazu.

Ich bin jetzt das Frühstücksmännchen, dass beim Fräulein in der Bäckerei für mein Lieblingsweib – der Besten Frau der Welt – die Frühstücksbrötchen holt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Wilhelmine, Januarius, Thorsten

Foto: Pixabay

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