Morgengruß von Helmut Harff: Kulturlos

… unser neues Los?

Wann waren Sie das letzte Mal im Kino? Wann waren Sie das letzte Mal im Theater? Wann waren Sie das letzte Mal in einem Konzert? Wann waren Sie das letzte Mal in einem Museum, in einer Ausstellung, in einer Galerie? Wenn man mir die Fragen stellt, müsste ich antworten, zumindest war ich im August im Konzert.

Ja, ich war im August im Berliner Konzerthaus zu einem Konzert im Rahmen von Young Euro Classic. Das Konzert der jungen Musiker war toll, doch das Ganze hatte etwas Gespenstiges. Das Publikum war im Haus mit Masken unterwegs und maximal zwei Menschen durften nebeneinander sitzen. Das Haus war so halb leer und eine gastronomische Versorgung gab es auch nicht. Lust auf weitere solcher Veranstaltungen hat das nicht gemacht.

Ich habe ebenso keine Lust darauf, einen Termin für einen zeitlich begrenzten Ausstellungsbesuch zu buchen und dann dort stundenlang mit einer Maske vor dem Gesicht und ständig beschlagenen Brillengläsern durch das Museum zu schlendern. Ich frage mich auch, warum das sein muss. Ich habe noch nie in einem Museum mich einem anderen Besucher auf mehr als zwei Metern genähert. Ich glaube auch, dass das allen anderen Besuchern so geht. Man kann ja auf Führungen verzichten, wo solche Abstandsgebote schwer einzuhalten sind.

Also was bleibt? Ohne Kultur, ohne Kunst, ohne Konzert- und Museumsbesuche leben? Das ist wohl so. Es bleiben maximal Konserven, doch das ist wie bei den Lebensmittel. Frisch ist unverfälscht und echt. Bei Konserven gibt es immer eine Zutatenliste. Bei Kunst-Konserven stehen auf dieser Liste die, die mir ihre Sicht der Veranstaltungen, der Expositionen nahebringen wollen. Doch will ich das? NEIN, das will ich nicht.

Doch was heißt das? Für mich heißt das, dass mein Leben seit Monaten ein weitgehend kulturfreies ist. Das trifft ganz sicher nicht nur auf mich zu, das trifft – da bin ich mir sicher – auf sehr viele Menschen zu. Man kann getrost sagen, das trifft auf viel zu viele Menschen zu. Kunst und Kultur - in welcher Form auch immer – gehört zu unserem Leben einfach dazu. Wir wären nicht wie wir sind, ohne Kunst und Kultur, ohne das Erleben und vor allem ohne das Machen von Kunst und Kultur.

Ja, man kann noch einiges selber machen und man kann sich darüber vielleicht noch über die sozialen Medien austauschen. Klar, kann man malen, Plastiken kreieren, Musik machen – aber alles nur im mehr oder weniger stillen Kämmerlein. Doch das reicht eben nicht, denn wir Menschen haben nicht umsonst unsere Sinne, können nicht umsonst sehen, hören und fühlen, brauchen eben mehr als Essen, Trinken und ein Dach über dem Kopf. Wir brauchen, auch wenn einige das nicht meinen, Kunst und Kultur.

Hier sind alle, die Politik, die Künstler, die Macher, die so viel bemühte Zivilgesellschaft, kurz wir alle gefragt, uns etwas einfallen zu lassen, dass Kunst und Kultur, das Lifeerlebnise, nicht auf der Strecke bleiben. Da bleibt – und das finde ich nicht pathetisch – unser Mensch Sein auf der Strecke.

Ich möchte so eine Szene wie oben auf dem Foto nicht mehr sehen – das C-Virus hin oder her. Hat eigentlich schon mal jemand gefragt, wie krank die Abstinenz von Kunst und Kultur macht?

Wenigstens zuhause geht es bei der Besten Frau der Welt und mir kulturvoll zu. Das beginnt beim liebevoll gedeckten Frühstückstisch.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Rupert, Virgil, Gerhard

Foto: Pixabay

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