Bayreuths starke Frauen

Sie nehmen Einfluss auf Kultur, Kunst, Kirche, Wirtschaft und Politik

(w&p) Dass Bayreuth im 18. Jahrhundert zum Zentrum der deutschen Kunst- und Kulturgeschichte aufstieg, hat die oberfränkische Stadt einzig dem Wirken der Markgräfin Wilhelmine zu verdanken, deren Gemälde des preußischen Hofmalers Antoine Pesne noch heute im Neuen Schloss Bayreuth zu sehen ist.

Ihre stilsichere Hand hinterließ etliche kunsthistorische Meisterwerke, die das Stadtbild bis heute prägen und einzigartige Attraktionen für die Besucher Bayreuths darstellen. Auch 262 Jahre nach ihrem Tod im Oktober 1758 dominieren starke Frauen wie Katharina Wagner, Leiterin der Wagner Festspiele, Dr. Sissy Thammer, Intendantin Festival junger Künstler Bayreuth, oder Dr. Marina von Assel, Direktorin des Kunstmuseums Bayreuth, nicht nur die Kunst- und Kulturszene Bayreuths. Der evangelischen Kirche steht die Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner vor und in der Wirtschaft amtieren IHK- Präsidentin Sonja Weigand sowie IHK-Geschäftsführerin Gabriele Hohenner an der Spitze. Und schließlich hat Heidrun Piwernetz als Regierungspräsidentin der Regierung von Oberfranken das Sagen. Sie alle zeigen, dass Frauen in Bayreuth zur Führung gehören – schon aus Tradition.

Die Welt der Wilhelmine

Im Gegensatz zu anderen weiblichen Koryphäen ihrer Zeit wie Zarin Elisabeth oder Maria Theresia machte sich Wilhelmine weniger auf dem Feld der Politik, als vielmehr im Bereich des Geistes und der Künste verdient. Wilhelmine war die Schwester Friedrichs des Großen und gilt bis heute als eine der großen Repräsentantinnen der Epoche der Aufklärung. Sie dichtete, komponierte und korrespondierte mit Philosophen wie Voltaire und anderen zeitgenössischen Größen. Anfangs hatte es die preußische Prinzessin nach ihrer Heirat mit dem Erbprinzen Friedrich in der fränkischen Provinz nicht leicht. Pragmatisch, kreativ, geistvoll und engagiert wie sie war, passte sie jedoch in nur zwanzig Jahren ihr Umfeld ihren Bedürfnissen und schuf die Welt der Wilhelmine. So war sie maßgeblich an der Gestaltung und dem Ausbau der Bayreuther Schlösser sowie der Park- und Gartenanlagen wie dem Hofgarten oder der Eremitage beteiligt. Sie übernahm die Intendanz der Hofoper, komponierte und führte dort Regie und anlässlich der Hochzeit ihrer einzigen Tochter Elisabeth Friederike Sophies ließ Wilhelmine das berühmte Opernhaus erbauen. Seit 2012 zählt es zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eines der eindrucksvollsten barocken Sehenswürdigkeiten Europas.

Darüber hinaus schenkte Wilhelmine ihrer Tochter einen eigenen Prunkbau als Sommerresidenz, dessen Planung auch auf die Markgräfin zurückreicht: Das Schloss Fantaisie, ein architektonisches Meisterwerk, das die Tochter vollendete. Heute befindet sich hier der Sitz des ersten deutschen Gartenkunstmuseums. Der Felsengarten Sanspareil im oberfränkischen Wonsees wurde ebenfalls von Markgräfin Wilhelmine nach ihren persönlichen Vorlieben vollendet und ist nach dem Ausruf einer der ersten Besucherinnen, einer Hofdame Friedrichs des Großen, benannt: „Ohne Gleichen!“ Wilhelmine gelang es in nur kurzer Zeit in Bayreuth ein Zentrum der deutschen Kunst- und Kulturgeschichte zu schaffen, mit einer Anziehungs- und Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus. Nur so kam Richard Wagner nach Bayreuth - und blieb.

Die Bayreuther Powerfrauen heute


Bis heute treten starke Frauen in die Fußspuren von Wilhelmine. Sie setzen ihr visionäres Wirken in Bayreuth fort und schaffen Publikumsmagnete, jede auf ihre Art: Im Bereich Kunst und Kultur steht Katharina Wagner, als Urenkelin Richard Wagners und alleinige Leiterin der Festspiele, im Rampenlicht. Die gebürtige Bayreutherin, Theaterwissenschaftlerin, Regisseurin und Honorarprofessorin überrascht mit ihren Inszenierungen das Publikum immer wieder und weiß kontroverse Diskussionen zwischen Tradition und Moderne zu führen.

Das Festival junger Künstler in Bayreuth, feierte in diesem Sommer sein 70-jähriges Bestehen und ist damit eines der ältesten Festivals Europas. Über alle Grenzen und politischen Systeme hinweg nutzen junge internationale Künstler jährlich diese Plattform zur gemeinsamen Arbeit, zu interkultureller Begegnung und Diskussion. Mit viel Leidenschaft leitet Dr. Sissy Thammer seit 1986 das Festival. Dafür würdigte die Bundesrepublik Deutschland und der Freistaat Bayern die Jugendarbeiterin, Kunstmanagerin und Dozentin bereits mit hohen Auszeichnungen.  

Die kunstbeflissenen Besucher Bayreuths sollten neben dem Richard-Wagner-Museum sowie dem Franz-Liszt-Museum oder Jean-Paul-Museum auch das Kunstmuseum Bayreuth mit einplanen. Seit der Eröffnung 1999 in den historischen Räumen des Barockrathauses steht das Haus unter der engagierten Leitung der Kunsthistorikerin Dr. Marina von Assel. Sie präsentiert hier die Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst und Kunst der klassischen Moderne und überrascht immer wieder mit außergewöhnlichen Sonderausstellungen und museumspädagogischen Projekten.

Neben den barocken Prachtbauten, die auf die Markgräfin Wilhelmine zurückgehen, sind über 60 Markgrafenkirchen in Bayreuth und Umgebung Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher. Allein der Vergleich der Stadtkirche Bayreuths mit der Spitalkirche oder Sankt Johannis zeigt, dass jede für sich ein sehenswertes Kleinod des protestantischen Barocks ist. Insgesamt gibt es in 15 Dekanatsbezirken des Kirchenkreises Bayreuth 339 Kirchengemeinden und 438.000 evangelische Christen. Und wer verantwortet das kirchliche Leben in diesen Gemeinden? Dr. Dorothea Greiner. Vor 21 Jahren startete sie als erste Frau im Amt der Oberkirchenrätin ihre Karriere. Seit 2009 wirkt die promovierte Theologin bereits als Regionalbischöfin in Bayreuth.

Auch in der Wirtschaft und Politik stehen in Bayreuth Frauen ganz oben. 2017 zog seit der Gründung der IHK im Jahr 1843 mit Sonja Weigand die erste Frau ins Präsidentenamt. Damit ist die IHK für Oberfranken Bayreuth die einzige IHK Deutschlands, bei der mit der Präsidentin Sonja Weigand und Hauptgeschäftsführerin Gabriele Hohenner zwei Frauen an der Spitze stehen. Auch den Regierungssitz von Oberfranken hat seit 2016 eine Regierungspräsidentin inne: die Juristin und gebürtige Bayreutherin Heidrun Piwernetz.

All diese starken Frauen zeigen, dass Wilhelmines Erbe in Bayreuth nicht nur durch ihre Prachtbauten allgegenwärtig ist. Ihr Geist und ihre Schaffenskraft können Frauen in jeder Generation aufs Neue motivieren, selbst etwas zu bewegen. Indem Sinne dürfen wir gespannt sein, was die nächste Generation an Bayreutherinnen wohl hervorbringen wird.  

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Bild: Bayerische-Schlösserverwaltung

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