Morgengruß von Helmut Harff: Politisch Korrekt

... aber unsinnig

Ich stutzte heute früh beim Radio hören. Da war von der ersten weiblichen Schiedsrichterin in der Champions-League die Rede. Ja, Stéphanie Frappart ist die erste Frau, die so ein Spiel pfeift.

Das hat mich auch nicht stutzig werden lassen. Mir ist es auch egal, dass die USA wahrscheinlich ihre erste weibliche Finanzministerin bekommen. Es ist auch völlig unproblematisch, dass es weiblich Bürgermeisterinnen, weibliche Professorinnen gibt. Ich frage mich nur, warum es keine männlichen Schiedsrichter, keine männlichen Minister, keine männlichen Bürgermeister, keine männlichen Professoren gibt.

Was ich meine, was mich stört? Es ist die übertriebene Political Correctness. Reicht es nicht, von einer Schiedsrichterin, von einer Bürgermeisterin zu sprechen? Was sollen die anderes sein, als Frauen, die genau diesen Job machen? Es kommt ja auch niemand auf die Idee, von einer weiblichen Mutter zu sprechen. Doch wenn eine Berufsbezeichnung mit „…in“ endet, neigt man dazu, das mit einem weiblich davor zu unterstützen. Für mich entsteht dann immer der Eindruck, als wenn die weibliche Form des Jobs nicht reicht, als wenn es notwendig wäre, dass eine Schiedsrichterin kein Mann ist. Ich finde das diskriminierend.

Doch ich werfe hier garantiert nicht den sprichwörtlichen ersten Stein. Warum? Weil ich selber ständig im Glashaus sitze. So macht mich die Beste Frau der Welt immer wieder darauf aufmerksam, dass ich im Gespräch immer mal Frau = Mutter = Probleme im Job setze. Da hat sich noch immer in meinem Kopf ein Stereotyp festgesetzt, der da nichts zu suchen hat, den man aber täglich in allen Medien hört und liest. Mann = Vater = Probleme im Job ließt man so selten wie Berichte über Schneeverwehungen in der Sahara.

Dabei sollten alle, die an der Political Correctness interessiert sind, viel, viel mehr genau an Mann = Vater = Probleme im Job denken. Den Vorsatz „weiblich“ bei Job- oder Berufsbezeichnungen sollte man immer streichen und aus seinem Kopf verbannen. Ich verstehe die Bezeichnung weiblich übrigens auch noch aus einem anderen Grund nicht: Woher weiß der Schreiber, der Redner, dass man es mit „weiblich“ oder auch mit „männlich“ zutun hat? Gibt es da nicht noch die Menschen, die wir recht hilflos mit einem „*“ oder mit "Divers" bezeichnen? Wie sähe dann das aus? „Das Schiedsrichter*“ oder der/die/das divers Schiedsrichter?

Political Correctness ist nicht immer das, was wir brauchen. Manchmal tut es auch der ganz normale Menschenverstand. Ich jedenfalls wünsche Stéphanie Frappart ein tolles Spiel, in dem 22 Männer nach ihrer Pfeife tanzen. Denen wird es wohl egal sein, wenn sie mit einer Schiedsrichterinentscheidung nicht einverstanden sind, wer da welchen Geschlechts sich verpfiffen hat.

Mir ist nicht egal, welchen Geschlechts die Person ist, mit der ich jetzt frühstücke – schließlich ist das bekanntermaßen die weibliche Besten Frau der Welt.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Adventsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Bibiana, Lucius, Jan

Foto: Pixabay

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