Morgengruß von Helmut Harff: So viel Heimlichkeit

… ist gar nicht so einfach

Wenn es aktuell einen Krisengewinner gibt, dann ist es der Onlinehandel. Vor allem die Bigplayer jubeln, für die kann die C-Krise wohl bis zum Sanktnimmerleinstag gehen.

Klar, man bekommt wirklich alles online zu kaufen, man muss das Haus dazu nicht verlassen – vorausgesetzt man hat einen vernünftigen Internetzugang, die passende Gerätschaft und weiß wie es geht. Das trifft wohl auf die absolute Mehrheit der Deutschen zu. Die müssen sich also nicht noch ganz schnell auf den Weg machen, mit der Maske vor dem Gesicht Weihnachtsgeschenke zu besorgen.

Da ist Online-Shopping der Weg der Wege! Doch stimmt das so? Wie ist das mit der Gefahr, sich haltlos zu überschulden? Schließlich muss man ja in vielen Fällen nicht gleich die georderte Ware bezahlen. Wie ist das mit der Überraschung zu Weihnachten, mit der so gern besungenen Heimlichkeit in der Weihnachtszeit? Wie verheimlicht man seine Online-Käufe, wenn die Familie einen Rechner nutzt, wenn man ein gemeinsames Konto hat, wenn man nicht selber in der Lage ist, die online georderten Weihnachtsgeschenke vom Boten in Empfang zu nehmen?

Dann ist guter Rat teuer. Dann braucht es nette Mitmenschen, die helfen. Dann bezahlen die oder man wartet mit der Bezahlung bis nach Weihnachten. Dann braucht man jemanden, den man als Lieferadresse angeben kann oder einen Chef, der nichts dagegen hat, dass die Lieferungen in die Firma kommen. Das lässt sich sicherlich in vielen Fällen organisieren. Doch was, wenn man selber der nette Mitbürger, Freund, Kumpel, Verwandter, Nachbar ist? Was, wenn da Pakete kommen, die Vorfreude auf ein tolles Weihnachtsgeschenk wecken und die dann ausbleiben? Was, wenn man da was bezahlt hat und das das Misstrauen, die Eifersucht des Partners anstachelt? Hier sollte man zumindest miteinander reden. Das hilft ja ohnehin.

Und dann sind da noch die, die nicht online einkaufen können oder dürfen. Da sind die, die mit diesem neumodischen Zeug nichts anfangen können oder wollen. Und, dann sind da noch die, die einfach noch zu jung sind, online Geschäfte abwickeln zu dürfen. Sollen die andere fragen? Doch wen und wie, wenn man jeden Kontakt zu anderen Menschen meiden soll? Wie sollen Kinder ab nächste Woche noch Weihnachtsgeschenke kaufen, wenn die meisten Läden zumindest in einigen Bundesländern wahrscheinlich geschlossen haben?

Ich sehe auch noch ein anderes, nicht minder großes Problem: Ich weiß zumeist nicht, was schenken. Ich muss mich inspirieren lassen. Nun kann man ja mal versuchen bei einem Onlineshop einzugeben „Weihnachtsgeschenk Frau inspirieren“. Was mir da gerade angeboten wurde? Unter anderem das Buch „Vom Reizdarm zum Wohlfühldarm“. Das passt doch irgendwie zur Weihnachtsschlemmerei – oder?

Nein, ich bin nicht gegen das Shoppen im Internet – ganz und gar nicht. Doch es ist eben alles andere als die Eierlegendewollmilchsau, alles andere als das allein selig machende. Wir brauchen gerade vor Weihnachten die Geschäfte. Ja, man kann sich da auch infizieren, doch wenn jeder die aktuellen Regeln einhält, ist die Gefahr deutlich kalkulierbarer, als Enttäuschungen, Ärger und Verdruss unter dem Weihnachtsbaum, die auch sehr krank machen oder in häuslicher Gewalt enden können. Einfache Antworten sind eben einfach und alles andere als zielführend. Das gilt für Populisten genau wie für die, die schnell Entscheidungen treffen.

Gut durchdacht ist meine tägliche Entscheidung mit der Besten Frau der Welt das Frühstück zu genießen.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Adventsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Emma, Imma, Loretta

Foto: Pixabay

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