Morgengruß von Helmut Harff: Frisör gesucht

Ob die Kanzlerin helfen kann

Einst trällerte Tim Toupet davon, dass da irgendwer die Haare schön habe. Das ist heute ein völlig aus der Zeit gefallener Song. Sagt man heute jemand, dass er die Haare schön hat, so meint man das eben nicht so oder der derjenige ist Politiker, Fußballer oder legt selber Hand an sein Haupthaar.

Ja, gut frisierte Menschen sieht man heute nur noch selten und das liegt nicht daran, dass wir nicht nur Masken, sondern auch Kopfbedeckungen tragen. Schuld daran ist nicht eine ausgebrochene Mode der langen und unfrisierten Haare oder eine neue Sparsamkeit. Schuld daran sind die, die so gern Wasser predigen und Wein saufen. Ja, ich meine die Politiker, die den Friseuren wie so vielen Menschen ein Berufsverbot erteilt haben.
 
Haare schneiden ist nicht wichtig, das brauchen wir nicht, meint die Politik. Doch da verwundert mich eines: Haben Sie im Fernsehen schon mal einen Politiker, allen voran die Kanzlerin unfrisiert mit nicht getrimmten Haupthaar gesehen? Lässt sich die Kanzlerin von ihrem Mann Professor Sauer die Haare schneiden, schneiden sich die Herren Spahn und Scholz die Haare gegenseitig? Haben die alle Sekretärinnen mit einem Frisör-Meisterbrief? Gibt es vielleicht eine Sondergenehmigung für die Politiker-Figaros?

Die gleiche Frage geht an die Menschen im Fernsehen vor der Kamera. Da soll es ja welche geben, die selber Hand anlegen um so im Gespräch zu bleiben. Ich frage mich, ob das auch bei all den gut frisierten Moderatoren und Nachrichtensprechern so ist. Wer pudert die eigentlich ab, damit sie vor der Kamera nicht so glänzen, wer schminkt diese Leute? Machen die das alle selber?

Und dann sind da noch die Fußballer. Für die gilt durchweg: „Du hast die Haare schön“. Die machen das auch alle selber oder gegenseitig? Mal ehrlich, wer glaubt das? Nein, ich bin mir ziemlich sicher, sehr viele von den genannten machen vor allem eines – die Schwarzarbeit fördern.

Leider ist meine Frisöse eine ehrliche Haut – was man mir auch ansieht. Dabei verstehe ich nicht, warum man uns „Normalos“ nicht zubilligt, was einigen anderen augenscheinlich zugebilligt wird. Warum darf die Frisöse nicht wie der Pflegedienst ins Haus kommen? Da trifft sie nur auf den, den sie frisieren soll. Man bezahlt, bekommt eine Quittung und die Hairdresserin rechnet im Salon ab. Das kostet die Anfahrt mehr, aber man traut sich wieder aus dem Haus.

Da kommt mir eine böse Idee: Meint da jemand, dass wir unfrisiert noch eher auf private oder geschäftliche Kontakte verzichten? Ist das schon eine Verschwörungstheorie? Frau Merkel, ob Sie mir mal ihren Friseur vorbei schicken können?

Nun habe ich wieder einmal ein Haar in der Suppe gesucht, doch eigentlich ist mir mein Kopfschmuck nicht so wichtig, so lange die Beste Frau der Welt sich noch gern mit mir an den Frühstückstisch setzt – und sie mag längere Haare.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Agatha, Albuin

Foto: Pixabay

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