Morgengruß von Helmut Harff: Der runde Tisch

Gedanken im Schloss Cecilienhof



Der wohl bekannteste runde Tisch - oder sollte ich schreiben "Runder Tisch" - der moderneren Geschichte steht für mich noch immer in Potsdam, genauer gesagt im Schloss Cecilienhof.

Hier tagte nur wenige Tage nach dem Ende des 2. Weltkrieges in Europa die  „Berlin Conference of the Three Heads of Government of the U.S.S.R., U.S.A., and U.K.“. Hier fand die Tagung vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 statt, auf die die Neuordnung Europas und das Schicksal Deutschlands vom britischen Premierminister Clement Attlee, dem US-Präsident Harry S. Truman und dem sowjetischen Generalissimus Josef Stalin beschlossen wurde. Im Übrigen ging es auch um das Ende des 2. Weltkreges in Asien und das Schicksal Japans. Übrigens: Den Befehl zum Einsatz der Atombombe gegen Japan gab US-Präsident Harry S. Truman, Nachfolger des am 12. April 1945 verstorbenen Franklin D. Roosevelt, im Haus Erlenkamp in Potsdam, wo die amerikanische Delegation während der Potsdamer Konferenz Quartier bezogen hatte.

All das und noch viel mehr kann man heute in einer sehr gut gestalteten Ausstellung im Schloss Cecilienhof erfahren. Dort steht auch noch immer der runde Tisch, an dem einst die Sieger des 2. Weltkrieges saßen. Es war garantiert nicht der erste runde Tisch in der Menschheitsgeschichte. Schon die Artur-Ritterrunde soll ja an einem solchen Tisch gesessen haben. Und doch, für mich ist dieser Tisch in Potsdam das Vorbild für alle anderen runden Tische, die es seit dem gab.

Vor allem in der Endphase der DDR gab es überall im Land runde Tische. Die waren so etwas wie das Synonym für die demokratische Opposition in der DDR. Da saßen viele, die sich berufen fühlten, die mitmachen wollten. Ich saß niemals an einem solchem Tisch, da ich das Ganze als höchst fragwürdig empfand, völlig unlegitimiert und nur Kraft meiner Wassersuppe über das Schicksal anderer, gar eines ganzen Landes zu reden und zu bestimmen.

Und doch, runde Tische gehören seit der "Potsdamkonferenz" und seit dem Untergang der DDR zu den gepflegten Rieten im politischen und gesellschaftlichen Leben, auch wenn die runden Tische mangels solcher Tischformen hin und wieder doch eckig sind.

Vielleicht noch einen oder zwei völlig unpolitische Tipps: Schlendern Sie doch einfach durch den Neuen Garten vom Schloss in Richtung Glienicker Brücke. Direkt vor der "Agentenaustauschbrücke" liegt das Künstlercafé "Villa Schöningen". Nach einer Einkehr können Sie das Wassertaxi zur ganz ruhigen Rückfahrt in die Stadt nehmen.
 
Ich nehme jetzt gleich mit der Besten Frau der Welt zum Frühstück im Potsdamer NH-Hotel an einem eckigen Tisch Platz.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Olga, Oliver, Benedikt

Foto:
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