Liebestod auf Raten

Tristan & Isolde in der Bayerischen Staatsoper

(von Joseph Scheppach) In der Bayerischen Staatsoper entfaltet sich „Tristan und Isolde“ mit großer dramaturgischer Wucht; dank des "Münchner Operntraumpaars" Anja Harteros und Jonas Kaufmannsowie eines Orchesters, dasden Raum bis in kleinste Phrasen mit perfekt ausgestalteten Klängen füllt.

Obwohl Details funkeln, verliert Dirigent Kirill Petrenko - der derzeit größte Wagner-Dirigent – das Große und Ganze nie aus dem Augen. Anja Harteros ist mit ihrer schlanken, großen Gestalt eine überzeugende Isolde, die ihre Rolle mit großem Volumen meistert. Sie zeigt Isolde als willensstarke Frau, die trotzdem in den Liebenstod geht.

Jonas Kaufmann - der weltweit gefragteste deutsche Tenor – überzeugt als Tristan im Piano mehr als im Fortissimo. Doch kann er gegen die aufbrandenden Klangmassen des Orchesters gut bestehen und spielt blendend seine lyrischen Stärken aus.

Energiegeladen zeigt sich Wolfgang Koch (Kurwenal) und die großartige Okka von der Damerau (Brangäne). Voluminös gestaltet Mika Kares den betrogenen König Marke.

Aufwändige Bühnenbilder


„Es gibt nichts auf der Welt wie ‚Tristan und Isolde‘, auch bei Wagner nicht. Es gibt nichts, dass so intensiv nur musikalisch klappt und alles erklärt und verklärt“ . So beschrieb einst Leonard Bernstein dieses Werk, das an der Bayerischen Staatsoper mit aufwändigenBühnenbilder inszeniert wird.

Eine düstere holzvertäfelte Villa mit monströsen Ledersesseln wird zum Symbol einer erstarrten Gesellschaft, die den Liebenden jegliche Entfaltungsmöglichkeit nimmt. In den fünf Meter voneinander entfernten Ledersesseln sitzend, strecken Tristan und Isolde gelegentlich sehnsüchtig nacheinander die Arme aus. Doch die Liebe zwischen den beiden ist nicht lebbar. Schon im zweiten Aktwollen sich die beiden die Pulsschlagadern aufschneiden.

Noch heute gilt die Oper als die romantischste Liebestragödie aller Zeiten. Nach seiner Fertigstellung galt sie lange als unspielbar, bevor es am 10. Juni 1865 am Münchner Nationaltheater uraufgeführt wurde. Seit dieser Zeit wurde das Werk in München vielfach neu inszeniert – die aktuelle Inszenierung von Krzysztof Warlikowski ist bereits die zehnte Neuproduktion.

Am 31. Juli ist die Oper live aus dem Nationaltheater bei „Oper für alle“ zu erleben: Ab 17.00 Uhr in einer Direktübertragung auf den Marstallplatz. Der Eintritt zu Oper für alle ist kostenfrei.

Foto: © Wilfried Hösl

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