Die deutsche Übersetzung klingt wenig schmeichelhaft, doch irgendwie trifft die Modellbezeichnung dennoch den Kern. Wolverine (engl. = Vielfraß) nennt Yamaha die Offroader in seiner Side-by-Side-Vehicle-Range. Und die bekommt jetzt Zuwachs.
Dem 850er wird das RMAX 1000 zur Seite gestellt, dessen Geländeperformance über jeden Zweifel erhaben ist. Da kann jeder herkömmliche Geländewagen einpacken. Sein Ein-Liter-Zweizylinder basiert auf dem Aggregat des 850ers.
Intern werden die kleinen Kraxler beim Hersteller schlicht Offroadfahrzeug genannt. Und das ist zunächst auch in anderer Hinsicht wörtlich zu nehmen, denn es gibt zwar Sicherheitsgurte, aber keine Blinker oder Rückspiegel. Der freundliche Yamaha-Händler kümmert sich aber per Einzelabnahme gerne um die Straßenzulassung. Und so gibt es bei der Pressepräsentation auch keine konkreten Leistungsangaben, außer dass der Reihen-Zweizylinder 999 Kubikzentimter Hubraum hat und bis 8500 Umdrehungen in der Minute läuft. Und wer nachfragt, erfährt, dass das Wolverine auch auf über 100 km/h beschleunigen kann. Das ist im Gelände aber ebenso wenig von Bedeutung, wie die genaue Höhe des maximalen Drehmoments – es ist mehr als ausreichend vorhanden, wie jedes Wasserloch und jeder steile Hügel schnell belegen. Wir tippen sowohl bei den PS als auch bei den Newtonmetern auf jeweils um die 100.
Ein kurzer Tritt aufs Gaspedal und die Fuhre schiebt unbeirrt vorwärts. Mit so viel Urvertrauen wie in das Können des Wolverine 1000 sind wir noch mit keinem anderen Fahrzeug offroad unterwegs gewesen. Dazu kommt eine so leichtgängige elektrische Servolenkung, dass größtenteils auch einhändig durch schwieriges Terrain gefahren werden kann, ohne dass dem Fahrer die Schweißperlen über die Stirn laufen. Die drei Fahreinstellungen „2WD“, „4WD“ und „DIFF LOCK“ für die vordere Diffenenzialsperre werden vom D-Mode-System flankiert. Es sorgt in den Stufen „Trail“ und „Crawl“ für eine sanftere Gasannahme und stärkere Motorbremse als in „Sport“. Und wenn dann noch die Untersetzung der stufenlosen Automatik eingelegt ist, wühlt und beißt sich das Offroad-Gefährt durch nahezu jeden Untergrund und fast jede Steigung hinauf. Die Bedienung erweist sich als nahezu narrensicher. „Ich kann nichts, aber das SSV kann es“, lautete das Fazit eines Fahrers nach der ersten Begegnung mit dem Vielfraß in freier Wildbahn. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Die Vorteile gegenüber einem klassischen Geländewagen liegen auf der Hand. Das RMAX ist kürzer, schmaler und damit kompakter, was vor allem in engen Waldpassagen von Vorteil ist. Die Fahrzeugüberhänge tendieren gegen Null, und die fehlenden Scheiben und weit nach unten eingeschnittenen Türen verbessern die Sicht zur Seite. Die Karosserieteile aus Plastik verbeulen nicht, und wenn sie doch einmal Schaden nehmen, lassen sie sich nach Lösen einiger Schrauben einfach auswechseln. Last but not least sorgt das geringe Gewicht dafür, dass im Falle eines Falles die Bergung der Drei-Meter-Fahrzeuge im doppelten Sinne des Wortes leichter fällt. Und von 34 Zentimetern Bodenfreiheit wollen wir hier nicht weiter reden. Die einstellbaren Dämpfer weisen Federwege von 34 (vorne) und 36 Zentimetern (hinten) auf.
Yamaha bietet das Wolverine 1000, das maximal 930 Kilo wiegt, in zwei Ausführungen an: Als 3,03 Meter kurzes RMAX 2 mit zwei Sitzen und kleiner, kippbarer Pritsche sowie als 23 Zentimeter längeres RMAX 4 mit – genau – Offroad-Spaß für vier. Lieferbar sind jeweils eine Standardversion in Grau und die SE-Version in Covert Green. Letztere verfügt unter anderem über optimierte vordere Stoßdämpfer, eine Seilwinde und den D-Mode, der bei der Basisversion nachgerüstet werden kann. Das digitale Cockpit erinnert in allen Fahrzeugen durch eine entsprechende grüne Leuchte daran, bitte mit Helm zu fahren, auch wenn sich ein Stahlrohrrahmen mit Dach über die Fahrerkabine erstreckt. Dem Beifahrer streckt sich ein massiver Haltegriff in Form eines Zweiradlenkers entgegen, und natürlich ist alles nach dem wilden Ritt ganz einfach mit dem Wasserschlauch wieder sauber zu bekommen.
Yamaha ordnet sein Vielfraß in die Kategorie Utility ein. Wer von Hause aus nicht Land- oder Forstwirt ist, dem bietet sich das Wolverine RMAX 1000 als reines Freizeitgerät an, das im Zweifelsfall ganz wie ein Pferd oder das Motorboot auf den Trailer kommt und als Hobby dient. Ohnehin sind 4x4-Ausflüge hierzulande ja nur an ausgewiesenen Stellen wie Offroad-Parks legal, wenn man nicht über das entsprechend große Privatgelände verfügt. Die Preise von knapp 24.500 Euro bis fast 27.800 Euro klingen zunächst etwas ernüchternd. Doch sie sind nicht zuletzt der aufwändigen Technik geschuldet und relativieren sich zum Beispiel beim Blick auf so manches Motorrad – oder einen Land Rover.
Foto: Auto-Medienportal.Net/Yamaha/Gerd Koch
Der Yamaha Wolverine RMAX 1000
Da werden selbst Laien zu Offroad-Profis
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