Preisträgerinnen des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2021 gekürt

... für die beste Fotoserien 2021



Bei der virtuellen Verleihung des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2021 sind am Donnerstag, 30. September, in Hamburg die Gewinnerinnen ausgezeichnet worden: Julia Autz (1. Preis), Karina-Sirkku Kurz (2. Preis) und Jana Sophia Nolle (3. Preis) gewannen in der Kategorie »Beste Fotoserie«. Sarah Grethe ist die diesjährige Nachwuchspreisträgerin.


Erstmals in der Geschichte des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE gehen die hochdotierten Preise alle ausschließlich an Fotografinnen. Ihre Arbeiten werden durch die Fachjury insbesondere dafür gewürdigt, dass sie mit komplexen Erzählweisen das Thema ZUHAUSE neu und zeitgemäß interpretieren. Wichtige Fragestellungen unserer heutigen Gesellschaft – wie das Verhalten von Heranwachsenden in einem repressiven System (Julia Autz), die Selbstoptimierung des eigenen Körpers (Karina-Sirkku Kurz) und das Verhältnis von Arm und Reich (Jana Sophia Nolle) – stehen im Mittelpunkt ihrer fotografischen Erkundungen. Auch die Spurensuche in der eigenen Familie und das Thema Erinnerungskultur (Sarah Grethe) werden in den Blick genommen.

Bereits zum fünften Mal wurde der VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE zum Thema ZUHAUSE vergeben. Der 2017 ins Leben gerufene Award besteht aus drei Hauptpreisen in der Kategorie „Beste Fotoserie“ und einem Nachwuchspreis für FotografInnen unter 26 Jahren. Der Award ist mit einem Preisgeld von 42.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben.

1. Preis: „While I was waiting“, Julia Autz



Julia Autz zeigt in ihrer preisgekrönten Fotoserie „While I was waiting“ die Träume und Sehnsüchte einer jungen Generation in Belarus, die zwischen Aufbruch und Repression ihren Weg sucht. Die eminent politische Arbeit dokumentiert die schlichte Existenz von jungen Menschen, die in einem System aufwachsen, welches Veränderungen kaum zulässt. Auf sensible Weise erkundet Autz die Bedürfnisse von Heranwachsenden, die nach Individualität streben, deren Lebensweisen und politische wie sexuelle Orientierungen aber unterdrückt werden. Der Wunsch nach einem anderen Zuhause ist in jeder der Bildfolgen spürbar. Die Fotografin fängt über Blickbeziehungen, die verweigert werden, und über die Körperhaltung das Jungsein, das Verlorensein, aber auch die Energie ein, die die Porträtierten ausstrahlen. Mit einer besonderen Farbstimmung, die alle Arbeiten von Autz auszeichnen, gewinnt sie mit dieser starken und einfühlsamen Porträtserie den 1. Preis für die „Beste Fotoserie“ des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2021.

2. Preis: „SUPERNATURE“, Karina-Sirkku Kurz



Die Fotoserie „SUPERNATURE“ von Karina-Sirkku Kurz untersucht die Fragen, wie wir unseren eigenen Körper als Zuhause empfinden und welchen künstlichen Manipulationen und Optimierungen er unterworfen ist. Mit modernen Verfahren der plastischen Chirurgie wird der Körper zu einer formbaren Behausung, die sich nach eigenen Vorstellungen gestalten, aber auch verunstalten lässt. Ein verstärktes Bedürfnis nach Resilienz und das Nachdenken über den eigenen Körper waren gerade auch in Zeiten der Pandemie aktuelle Erfahrungen, der die Fotografin mit irritierend schönen Bildern begegnete. In Form von klassischen Stillleben fügte Kurz kosmetische Geräte, Alltagsobjekte von Schönheitsoperationen und Körperteile in Nahaufnahme zu ästhetischen Bildfolgen zusammen, wofür sie den 2. Preis für die „Beste Fotoserie“ des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2021 erhält.

3. Preis: „Living Room, San Francisco & Berlin”, Jana Sophia Nolle



Das künstlerische Langzeitprojekt „Living Room” von Jana Sophia Nolle umfasst Recherchen und fotografische Installationen in San Francisco und in Berlin, die das Thema Reichtum in Form großbürgerlicher Wohnungen mit der prekären Situation von homeless people kontrastiert. Die Arbeit changiert zwischen Fotografie, sozialer Plastik und installativer Performance und bannt zwei Welten aus verschiedenen Enden der Gesellschaft in ein einziges Bild. Die Fotografin reinszeniert Behausungen von Obdachlosen innerhalb komfortabler Wohnzimmer von Wohlhabenden. Als surreal anmutende Plastiken nötigen die provisorischen Unterkünfte im Umfeld von teuren Wohnlandschaften zum Hingucken und hinterfragen eines der größten Probleme unserer Zeit, die zunehmende Diskrepanz von Arm und Reich. Die Serie zeigt ein Zuhause in einem anderen Zuhause, baut eine Spannung auf und erhält aufgrund der herausragenden Inszenierung den 3. Preis für die „Beste Fotoserie“ des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2021.

Beste Nachwuchsarbeit 2021



„Manchmal ist der Himmel über uns offen.“
, Sarah Grethe

Sarah Grethe begleitet ihre Mutter in das Zuhause ihrer Kindheit, einen Hof in Süddeutschland, und schafft mit intensiven Bildern der Fotoserie „Manchmal ist der Himmel über uns offen.“ einen spielerischen Blick zurück in Erinnerungen, die am Ort des Geschehens wieder aufleben. Die sehr persönliche Arbeit verbindet dokumentarische Aspekte mit performativen Eingriffen und reflektiert über die Bildsprache ein komplexes Beziehungsgefüge zwischen Vertrautheit und Fremdheit. Über poetische Landschaftsaufnahmen, Stillleben und Porträts erzählt Grethe sehr sensibel die Rückkehr ihrer Mutter in ihr Zuhause und erhält hierfür den Nachwuchspreis des VONOVIA AWARD FÜR FOTOGRAFIE 2021.

Fotos: Stefan Groenveld

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