Morgengruß von Helmut Harff: En beten scheef hett Gott leef

Perfektion nicht das Maß aller Dinge?

Letztens hörte ich im Radio einen Geistlichen, der über den plattdeutschen Spruch sinnierte, der da lautet: „En beten scheef hett Gott leef“. Auf hochdeutsch heißt das „Ein wenig schief hat Gott lieb“.

Na, eigentlich passt der Spruch so gar nicht in die Zeit von Gendergerechtigkeit und ähnlichem. Er meint nämlich, dass Gott und damit wohl jeder Mann nicht so ganz perfekt gewachsene Frauen und Mädchen toll findet und sie liebt.

Eigentlich eine verdammt schöne Botschaft, denn wer ist schon perfekt. Das liegt einerseits im Auge des Betrachters, andererseits ändert sich die Auffassung von perfekt eigentlich ständig. Und, ich bin mir absolut sicher, dass das die Frauen genauso wie die Männer sehen. Wie sonst hätte die Menschheit bis heute Bestand, wenn jeder nur dem perfekten Partner hinterher hetzen würde? Ehrlich, das wäre das dümmste, was man machen kann.

Doch mich beschleicht ein anderer Gedanke. Wenn Gott meint „En beten scheef hett Gott leef“, dann war vielleicht nicht alles, möglicher Weise gar nichts, was Gott geschaffen hat so wirklich, so hundertprozentig perfekt? Da gibt es hier und da was, was er hätte besser machen können. Sind wir Menschen also gar nicht so perfekt, nicht so gottgleich? Ist gar sein Sohn, dessen Geburtstag wir ja in Kürze feiern, auch nicht frei von Fehlern? Hätte sich Gott etwas mehr Mühe geben müssen, hätte er einen größere Drang zu Perfektion haben müssen? Ist Gott wirklich nicht perfekt?

Gott nicht perfekt? Werde ich für diese Ansicht nicht gleich exkommuniziert, komme ich dafür nicht gleich auf den Scheiterhaufen? NEIN!!! Ich finde, das ist die beste Botschaft, nicht nur die frohe, sonder die allerfrohste Botschaft, die es überhaupt geben kann. Gott war und ist nicht perfekt – was für eine Erkenntnis. Wenn er nicht perfekt ist, dann ist unser Bemühen um Perfektion fast so etwas wie Gotteslästerung. Wie sollen wir perfekt sein, wenn es Gott schon nicht war.

Wir sind also gottgleich – na ja zumindest ein wenig – wenn wir voller Überzeugung sagen: „En beten scheef hett Gott leef“. Ist das nicht toll, diese Botschaft? Ist die nicht toll angesichts unseres Dranges zur Perfektion gerade in der Weihnachtszeit? Wenn wir uns sagen „Ein wenig schief hat Gott lieb“ und das auch beherzigen, dann machen wir uns das Leben, das schon kompliziert genug ist, deutlich einfacher. Es gibt deutlich weniger zu meckern, deutlich weniger Frust, weniger Streit. Ja, "En beten scheef hett Gott leef“. Das ist keine Ausrede, das ist eine frohe Botschaft, das sollte die Lebensmaxime eines jeden sein.

Wenn ich so richtig darüber nachdenke, dann ist das die Maxime der Besten Frau der Welt und mir – und die leben wir nicht nur beim Frühstück.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Friedrich, Friederike, Berta

Foto: Pixabay

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